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Montag, 1. Dezember 2014

Joan Ifland: Processed Food Addiction and cardiovascular disease



Challenge Tag 18:

Joan Ifland hat ein Buch geschrieben mit Titel Sugars and Flours: How They Make us Crazy, Sick and Fat, and What to do About It und das ist leider ziemlich schlecht. Es ist chaotisch, unstrukturiert, sehr annekdotisch, wenig wissenschaftlich und erinnert mich irgendwie an die Lektüre von Victoria Boutenko. Joan Ifland beschäftigt sich grundsätzllich hauptsächlich mit Esssucht bzw. mit Zucker- und Kohlenhydratsesibilität. Hier in diesem Buch geht es aber auch gleichzeit um allergene Nahrungsmittel und das ist der Punkt wo es anfängt chaotisch zu werden. Sie verliert den Faden und weiß irgendwann nicht mehr ob man Popcorn weglassen soll, weil Mais ein sehr häufiger Allergieauslöser ist oder weil es ein Kohlenhydrat ist. Sie empfiehlt nicht mehr als 1 EL Öl oder Nussbutter, wenn man abnehmen will und rät auch von Milchprodukten ab, weil diese ebenfalls leicht Allergien auslösen können. Von Eiern und Fleisch strotzt das Buch aber und das kann leider nicht der Weisheit letzter Schluss sein weder gesundheitlich noch in Bezug auf ihre Empfehlung wenig Fett zu verzehren. Quintessenz des Buchs ist, dass alle Krankheiten weg gehen, wenn man Zucker und Mehl wegläßt ähnlich wie Victoria Boutenko schreibt, dass alle Krankheiten weg gehen, wenn man nur alles roh isst. Biochemische oder physiologische Bergündungen - Fehlanzeige.

Dieses Buch ist wie gesagt nicht empfehlenswert und auch schon 15 Jahre alt. Spannender ist eigentlich, dass Joan Ifland ebenfalls Potatoes Not Prozac gelesen hat und seither die selbe Karriere anstrebt wie Kathleen DesMaisons. Auch sie hat sich in diese interdisziplinäre Universität eingeschrieben und arbeitet an ihrem Doktor in Addictive Nutrition obwohl sie ursprünglich mal Wirtschafts- und Politikwissenschaften studiert und auch in diesen Fächern absolviert hat. Ich weiß nicht ob Joan Ifland ihren Doktor mittlerweile hat, aber sie ist Leadauthor eines Papers zum Thema „Processed Food Addiction and Cardiovascular Disease“ welche bei der Portugiesischen Gesellschaft für Kardiologie erschienen ist.

Dort gehen die Authoren also konkret hin und behaupten verarbeitete Nahrung führe zur Herz-Kreislauf-Erkrankungen aber auch zu Sucht nach Nahrungmitteln, die diese Krankheit auslösen. So weit ich das beurteilen kann stimmt das, aber die Kunst besteht darin zu beweisen, dass es sich bei der Esssucht tatsächlich um eine stoffgebundene Sucht handelt und das ist nicht so leicht nachzuweisen, da es nicht einen einzigen Auslöser gibt. Es sei denn man spricht von Kalorien pro 100 g als einem Auslöser.

In der Studie heißt es, dass vorherige Forschungsarbeiten gezeigt hätten, dass Zucker eine stärkere Dopaminausschüttung bewirke als Fett, aber dass Fett dafür sorge, dass die Anzahl der Dopaminrezeptoren runter reguliert würde (Quelle:http://www.sciencemag.org/content/341/6147/800.abstract). Besonders dafür ist dieses Paper sehr interessant: Sie zittiert über 80 vorhergehende Untersuchungen zu diesen Themen, die alle weiter Aufschluss geben.

Da kommt mir der Gedanke, dass es schon seltsam erscheint, dass Fett dauernd Auswirkung auf Rezeptoren hat, oder?. Der Insulinrezeptor wird durch Fett runter reguliert, der Cholesterinrezeptor wird durch Triglyceride runter reguliert und auch der Dopaminrezeptor verhält sich so. Ist das ein durchgängiges Prinzip? Herrje, Fett und Zucker, diese Kombination....

Auch interessant ist, dass die Autoren sich die Mühe machen zu belegen, dass Esssucht vergleichbar mit allen anderen Süchten ist, indem sie eine Tabelle aufstellen welche es schon aus anderen Suchttherapien gibt, womit man eine Sucht bewerten kann als schach, mittel oder stark ausgeprägt.

Schlussendlich ist die Krux auch, dass es völlig natürlich ist, dass das Belohnungssystem auf wohlschmeckende und auch kalorienhaltige Nahrung reagiert. Das Belohungssystem zeigt an, dass man überleben wird, wenn man das isst was kalorienhaltig ist, was in Zeiten wichtig ist in der Nahrung knapp und schwer zu bekommen ist, in Zeiten wo die durchschnittliche Lebenserwartung zwanzig Jahre war und das war quasi immer so, noch bis hin ins antike Rom. Man musste wenigstens so lange überleben, bis man sich fortgepflanzt hatte.

Und damit sind wir beim nächsten Belohnungsssystem, was eigentlich am meisten mit der Esssucht verwandt ist: Die Sexsucht. Aber auch die ist nicht offiziell als Sucht im DSM anerkannt und nicht so leicht verfügbar, wie Esssucht, daher auch nichtso weit verbreitet. Und: Da gehören immer zwei zu.
;-) Das sind die beiden Dinge, auf die unser Belohungssystem reagieren sollte. Sex und Nahrung. Aber Drogen haben diesen Pfand des Belohungssystems an sich gerissen und wirken nun über eben diesen Mechanismus der Belohnung: Alkohol, Koffein, Nikotin, Heroin, Kokain und raffinierte Nahrungmittel.

Das erste Buch über Esssucht eines richtigen Arztes bzw. einer Ärztin ist leider noch nicht auf dem Markt, sondern erscheint erst in einem Monat.Food Junkies: The Truth about Food Addiction Ich hab es mir als Weihnachtsgeschenk vorbestellt. Es ist tatsächlich das erst Buch eines Arztes, der von Esssucht selber betroffen war und Esssucht auch bei Patienten therapiert hat, heißt es in dem Buch. Autorin ist Dr. Vera Tarman M.D. und sie hat auch eine Website namens http://addictionsunplugged.com/ Auf der Startseite ist ein sehr interessantes Interview mit der Autorin wo auch sie gefragt wird, warum man Esssucht als Grund für Übergewicht und damit verbundene Krankheiten in der Gesellschaft irgendwie nicht so richtig akzeptieren kann. Ich zittiere mal einen Ausschnitt:

Why is there reluctance to accept food addiction as an issue?

Obesity is the last stigma that we don’t want to acknowledge because we can make fat jokes quite easily and if it’s addiction then we’ll have to take it more seriously. So is food addiction something that we just don’t want to see? The people who are not that reluctant to accept it are family doctors – they’re the ones who are in the trenches. They have people coming in and saying, “For God’s sake, I’ve been in Weight Watchers, I’ve been on Atkins and I still can’t stop. What do I do next? I think I’m a food addict.” But when you talk to psychiatrists they don’t want to hear about this. They send you to an eating disorder clinic; they’re still stuck on the fact that this is bulimia, bingeing disorder and I don’t know, I’m just speculating here – is it territory? Academic environment is very territorial; they are often the last people that look at ideas, when we’re talking about academics it’s intellectual property and you defend your own, and now I’m really going into speculator territory. It makes me wonder if there’s something there. It’s like: “We’ve got it, it’s eating disorders, we have the treatment, let’s not confuse the issue, there’s meds for this, that’s what we’re going to do.”

But why do you think the professionals aren’t open to different solutions? What is the treatment then?

I’m suggesting abstinence from certain foods – there’s no money in that kind of treatment. If I actually said, you know, choose another diet and some company is going to make some money from it, then that probably would be accepted. The solution is: identify the trigger foods and then stop them. The trigger foods are chemically interacting with your brain in such a way that you will crave more once you start."

Menü des Tages am 30. November 2014

7:45 Uhr: ca. 380 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer


Haferflocken – wie immer

meine Güte...so wenig Schärfe wie heute war noch nie...


9:15 Uhr: 2 Kaki

13:30 Uhr Kartoffeln mit Brokkoli-Champignon-Sauce
1 Mandarine
1 Kaki

16:30 Uhr: 1 Banane

18:45 Uhr: Brokkoli mit Kelpnudeln, Frühlingszwiebel, Salz und Pfeffer


Ich war vormittags joggen und habe 420 zusätzliche Kalorien verbrannt. Danach habe ich vergessen während des Duschens schon mal die Kartoffeln zu kochen und erst danach damit angefangen. Dummerweise waren ein paar richtig dicke dabei, die erst später gar waren als die kleineren und so habe ich eine Kartoffeln nach der anderen, von klein zu groß jeweils mit Brokkoli-Champignon-Sauce gegessen und keine Fotos gemacht.

Meiner Waage kündige ich jetzt übrigens die Freundschaft. Ich dachte gestern wieder, als ich abends kaum Hunger hatte und mich nur mit Brokkoli zufrieden gegeben habe, dass ich heute bestimmt abgenommen habe. Stattdessen zeigt die Waage 100 g mehr an als am 1. Tag der Challenge. Ich habe leider keine physiologische Erklärung dafür, außer vielleicht Kakis...



Alles Liebe,

Silke

4 Kommentare:

  1. Hallo :). Hast du eigentlich auch ein Buch von Chef AJ? lg Maria

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  2. Nein, hab ich nicht. Sie hat bisher nur ein Buch geschrieben, was ein reines Kochbuch ist und "Unprocessed" heißt. Darin ist alles vegan und streng vollwertig, auch keine Öle, aber noch mit vielen Nüssen etc.
    Sie arbeitet wohl derzeit an einem weiteren Buch, kommt aber nicht so recht voran, weil sie besser reden kann als schreiben, so sagt sie selbst.

    LG Silke

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  3. Hey Silke, das ist in der Tat merkwürdig mit der Zunahme an Gewicht. Aber einigen meiner Freundinnen geht es auch so, die essen echt nur Grünzeug ohne Dressing und einmal am Tag ne Beilage dazu und nehmen nicht ab. Ich glaube ja irgendwie daran, dass der Stoffwechsel sich bei zu wenig Nahrung einfach einstellt. Zudem hatte ich neulich ein Buch entdeckt und mal drin rum gelesen, dass hier "Warum Gesundes Essen dick macht" von Lyn-Genet Recitas. Was ziemlich interessant, weil es laut ihrer Meinung viele Nahrungsmittelintoleranzen gibt, die mit zunehmenden Konsum sich auf das Körpergewicht niederschlagen. Sie berichtet von ihren Kunden/Innen, dass das Nahrungsmittel wie Kohl, Spinat, Lachs oder Tomaten waren. Also keine als per se schlechten Nahrungsmitteln. Inwiefern das irgendwie physiologisch haltbar ist, weiß ich nicht einzuschätzen. Auf jeden Fall hatte sie damit ziemlich viele Erfolge.

    Neulich habe ich noch vergessen zu verlautbaren, was ich unter normalen Voraussetzungen beim Essen verstehe. Ich meine damit, eine Heranführung an Ernährung, die auf Nahrungsmittel ohne Zusätze und möglichst ohne große industrielle Vorfertigung auskommt. Ich selbst bin in der DDR groß geworden, wo man fast nur die Grundnahrungsmittel hatte und den eigenen Garten etc. Es gab natürlich auch viel Fleisch, und Kuchen etc. Dennoch kann ich nicht sagen, dass die Kinder damals auch nur annähernd bei uns übergewichtig waren, Man hat nicht über das Essen nachgedacht, es war ziemlich unbeschwert. Was aber einen großen Unterschied gemacht hat zu dem heutigen Leben in meiner Heimat zum Bsp ist, dass wir eigentlich immer zusammen gegessen haben, es war immer ein kultureller und geselliger Akt, und das tat immer gut. Ich weiß nicht, wie stark die psychische Komponente bei der Nahrungsaufnahme ist, aber ich finde Genuss und Gesellschaft ziemlich wichtig. Ich selbst hab eigentlich immer dann zugenommen, wenn ich lange Zeit allein daheim aß, wobei ich nicht mehr als sonst gegessen habe.

    Heute esse ich wie gesagt alles, in Kcal komme ich bestimmt auf locker 2500 manchmal, aber ich das Gewicht gehalten und genieße einfach jeden Bissen, und glaube daran. dass es für jedes Mittel eine Dosis gibt und der Körper die Dosen kennt und auch öfter einfordert. Wenn ich meine Oma und meinen Opa mit 85 und 90 sehe, die sich noch nie "gesund" ernährt haben und heute noch fidel und fit die Gartenarbeit und den Haushalt machen und ihre Bibliothek ausbauen, dann liegt es vielleicht an den Genen. Keine Ahnung, ich habe das Gefühl, für manche Sachen gibt es keine wissenschaftlich falsifizierbaren Belege, fürchte ich öfter. Körper und Psyche sind am Ende ja auch nicht wirklich voneinander unabhängig.

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  4. Der Grundumsatz geht erst runter wenn man so ca. unter 1400 kcal isst, bei einer Größe von 1,70 m.

    Eine Leserin hat mich heute darüber informiert, dass sie in ihrer langen Diätkarriere beobachtet hat, dass sie immer, wenn sie ihren Eisprung hatte, sie 1 kg zugenommen hat. Außerdem hat sie mitgerechnet, seit meiner letzten Regel und der Eisprung ist tatsächlich heute. Bei ihr würde das Gewicht sich direkt nach dem Eisprung wieder verflüchtigen, sagte sie. Jetzt bin ich gespannt...:-)

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