Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Mittwoch, 11. September 2013
Was ist Gesundheit und was ist sie uns wert?...
Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, definiert Gesundheit wie folgt:
"Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity."
Zu Deutsch: Gesundheit ist ein Zustand kompletten physischen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.
Sprich um wirklich gesund zu sein, muss man nicht nur psychisch und geistig gesund sein, sondern auch noch sozial und das hat mir, und offensichtlich auch meinen Lesern, wenn ich nach den Mails urteile, Kopfzerbrechen bereitet. Um sozial gesund zu sein braucht man Freunde, Bekannte, Kollegen und überhaupt einen Großteil der Gesellschaft. Wenn sich aber überall dort, wo man nach sozialer Gesundheit strebt Nahrungsmittel befinden, welche es einem nicht erlauben einen Zustand von physischer und geistiger Gesundheit aufrecht zu erhalten, dann hat man ein riesiges Problem.
Es ist leicht sich ein paar Monate einer radikalen Ernährungsform zu unterwerfen. Mal eine Zeit das soziale Wohlergehen links liegen zu lassen um körperlich und geistig zu gesunden. Wenn man das aber schon so lange betreibt wie ich, fragt man sich irgendwann, wie das denn den Rest des Lebens weitergehen soll und sucht nach einer Lösung, die sich mir komplett auch noch nicht erschlossen hat.
Ich persönlich möchte nicht auf die schönen Aspekte des sozialen Lebens verzichten. Aber noch sind wir nicht an dem Punkt, wo man überall all die Nahrungsmittel bekommt, die die optimale Wahl wären. Und selbst wenn dem so wäre, würde man dann nicht doch mal zugunsten des Genusses, eine suboptimale Wahl treffen?
Schlussendlich ist natürlich auch genau das mit ein Faktor, warum wir überhaupt all unsere Zivilisationkrankheiten haben. Die in der Gesellschaft ständige Verfügbarkeit von schlechten Nahrungsmitteln und das Unwissen darüber, was sie mit unserem Körper anstellen. Und Ärzte, die der Meinung sind, dass der Patient sowieso keine Ernährungsumstellung vornimmt, daher kriegt er auch gar nicht erst gesagt, was er selber verändern kann. Barnard schreibt darüber in Breaking the Food Seduction: The Hidden Reasons Behind Food Cravings---And 7 Steps to End Them Naturally, dass den meisten Ärzten sehr wohl bewußt sei, dass ihre Patienten süchtig nach gewissen Nahrungmitteln seien, auch wenn sie diesen Begriff nicht verwenden würde. Da die Ernährungsratschläge von den meisten Patienten aber eh nicht angenommen werden würde, würden die meisten Ärzte sich die Mühe gar nicht machen und statt dessen einfach Medikamente verschreiben. Zur großen Freude der Pharmaindustrie.
Schuld ist natürlich auch das Werbefernsehen, was keinen Zweifel daran läßt, dass alle angepriesenen Nahrungsmittel für den Verzehr geeignet seien. Sind sie alle nicht! Man sollte überhaupt nichts essen für das Fernsehwerbung gemacht wird.
Um so verzückter war ich gestern als ich beim Puls- und Blutdruckmessen mit einem Patienten ins Gespräch kam, der fast schon so lange auf der Station liegt, wie ich dort arbeite. Ich glaube, er kam an meinem zweiten Tag und er ist der Bruder einer Krankenschwester, mit der ich letztes Jahr im Pflegepraktikum zusammen gearbeitet habe. Der sprach mich gestern auf mein wissenschaftliches Projekt an. Das hing damit zusammen, dass ihn gerade der Krankenhauskoller ereilt. Er ist das Krankenhaus leid, ist frustriert, weil er nichts machen kann, weil 3 Mal am Tag Zucker gemessen wird obwohl dieser konstant ist und weil er Ende des Monat wieder kommen soll, um an der Diabetesschulung teilzunehmen. Er hat keinen Bock mehr auf das was die Schulmedizin und das Gesundheitssystem gerade mit ihm macht. Ihm habe ich kurz die Quintessenz von Barnards Buch Dr. Neal Barnard's Program for Reversing Diabetes: The Scientifically Proven System for Reversing Diabetes Without Drugs erklärt und ihm gesagt, wenn er es lesen wolle, könnte ich ihm gerne eine Kopie meines wissenschaftlichen Projekt mitbringen. Das war das erste Mal, dass ich einen Patienten gefunden habe, der verzweifelt und dadurch offen genug war, sich mit seinen eigenen Dämonen auseinander zu setzten. Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Ich hab ihm gesagt, für Fragen würde ich jederzeit zur Verfügung stehen. Ich hätte noch bis Ende nächster Woche Dienst.
Auf der anderen Seite haben wir auch eine Patientin, die auf "Gemüsetage", sprich 3 Tag fettarme, pflanzliche Kost gesezt wurde. Die hat morgens geheult, mittags das Essen verweigert und abends einen riesigen Salat vorgesetzt bekommen und gemeckert, dass man sie zum Kaninchen machen will. Womöglich muss man Patienten an einen bestimmten Punkt des Leids bringen, bevor sie offen für Veränderungen werden.
Menu des Tages am 10. September
Haferflocken, Mango, Hafermilch, getrocknete Aprikosen, Hanfprotein, Chia, Paranuss, Sojade Himbeere, Traubenkernmehl
3 Grüntee
Schokoladenkuchen
1 Banane
Mini-Schüttelbrot mit roher Walnusspaté
2 St. Sushi
Gemüsepfanne aus Zucchini, Schnellkochdinkel, Tomate, Möhre, Salz, Pfeffer, Pesto, Barbequesauce, Zwiebel und Schüttelbrot
Waldorfsalat auf Bett aus Blattsalat (heute im Newsletter)
koffeinfreier Kaffee
Das war gestern etwas zu viel Fett, nämlich 32,7% was sowohl an dem Schokokuchen als auch an dem Waldorfsalat lag. Ich habe daher alles getan Fett aus meinem Mittagessen raus zu halten.
Das ist überhaupt der ultimative Haken bei Gourmet-Rohkost. Man darf einfach nicht in 2 Mahlzeiten am Tag Gourmetrohkost essen, weil der Fettgehalt dann einfach zu hoch wird. Wobei andererseits der Körper auch fast alle Makronährstoffe verwenden und verbrennen und das eine in das andere Verwandeln kann, aber das macht er nur dann, wenn nicht zu viel Energie verzehrt wird. Ich glaube Probleme gibt es fast immer nur, wenn man zu viel isst. Zu viel Energie/Kalorien im ganzen. Dann fängt der Körper an Fett zu spreichern, Fructose zu Fett zu verstoffwechseln und das im Blut zirkulierende Cholesterin oxidiert, weil zu viel von ihm da ist und führt dann zu Plaque. Allerdings gibt es auch die Studien bei Obduktionen von gefallenen Soldaten entweder im Vietnam- oder im Koreakrieg wo bereits 20jährige arteriosklerotische Ablagerungen hatte. Aber die lebten auch nicht vollwertig und pflanzliche....
Wie dem auch sei, mehr als 30% Fett strebe ich nicht an. Und, um auch das nochmal ganz klar zu sagen: Sobald ich sowas wie 80/10/10 egal ob roh oder gekocht oder eine Mischung aus beidem esse, geht es mit meiner sonst immer optimalen Gesundheit bergab. Bei rohem 80/10/10 gehen meine Kräfte flöten und meine Zähne kaput, bei gekochtem 80/10/10 kriege ich Pickel. Und wenn sich schon Entzündungen auf meiner Haut zeigen, dann sicherlich auch irgendwo IN meinem Körper.
So wenig Fett strebe ich daher nicht an, obwohl es für Diabetiker und Herz-Kreislauf-Patienten sicherlich sehr sinnvoll ist um erstmal die Plaques und das intramuskuläre Fett im Körper zu beseitigen. Später kann man dann immer noch schauen. Für jemand gesunden, halte ich es jedoch nicht für nötig sein Fett so zu rationieren. Je nach Krankheit muss man immer schauen was weggelassen werden muss, nämlich das, wovon zu viel, die Krankheit verursacht hat. Eigentlich ein Konzept für Dummies...
Alles Liebe,
Silke
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Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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Liebe Silke! Momentan mache ich 80/10/10 gekocht. Normalerweise 2 Mahlzeiten roh mit Obst und Salat, 2 Mahlzeiten gekocht mit gf Haferflocken, gekeimtem Getreide, Reis...
AntwortenLöschenAls fettquelle nutze ich Avocado, möchte aber auch noch Chiasamen, Hanfsamen etc integrieren. Allerdings habe ich mMn eher, wenn ich nach Gefühl esse, 10/85/5. das ist schon verdammt wenig fett, oder? Ist das schlecht? Wie viel fett ist das Minimum? 10% wären bei mir ca 35g fett.
Ich liebe deinen Blog! Alles liebe!
Liebe Veganessa,
AntwortenLöschenals Fettquelle Avocado zu nutzen ist nicht sinnvoll, da da kaum Omega 3 Fett drin sind und das 3:6-Verhältnis zudem sehr, sehr ungünstig ist. Wenn du eh schon so wenig Fett isst, dann wenigstens die Fett die dein Körper braucht also Leinsamen, Chia und auch Walnüsse vorziehen. Das sind essentielle Fett, die der Körper nicht selber herstellen kann und mit der Nahrung aufnehmen muss. Mindestens 1 g Omega 3 Fette und 2-4 g Omega 6 Fette. 100 g Avocado enthalten 0,1 g Omega 3 und 1,7 g Omega 6. In Anbetracht dessen, dass die DGE 20-35% Fett empfiehlt ist alles unter 20% zu wenig. Zur Heilung von Diabetes und Herz-Kreilsauferkrankungen ist das aber sehr sinnvoll.
Ich weiß nicht, wie lange du das schon machst, aber ich habe grad mal 2 Monate mit so wenig Fett ausgehalten und hätte bei deiner Ernährung, wie gesagt, schon Pickel bekommen. Mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen.
LG Silke
PS: Isst du 3500 kcal? Hab ich das richtig gerechnte, dass 35 g Fett 10% sind?
AntwortenLöschenWenn ich so wenig Fett esse brauche ich auch viel, viel mehr Kalorien, weil ich dann nicht lange satt bleibe, und nehme dann zu!
PSS: Ich esse ca. 60 g Fett am Tag, daher habe ich oben wohl richtig gerechnet.
AntwortenLöschenWenn du so viele Kalorien isst, stellt dein Körper natürlich selber Fett her. Aus Glucose gelingt ihm das weniger leicht als aus Fructose, aber er macht es. Ich nehme an du wirst mit weniger Kalorien nicht satt, was auch wieder damit zusammen hängt, dass du so wenig Fett isst. Es macht also nicht wirklich einen Unterschied. Bei der Kalorienmenge, wenn du sie nicht verbrennst, produziert der Körper gesättigte Fette, die er einlagert. Wie ich am Ende des Blogeintrags schriebe. Er wandelt das eine in das andere um.
Du hast also trotzdem Fett "gegessen" auch wenn es rechnerisch nicht so ist. Und zwar keine Omega 3 oder 6.
Ich bleibe lieber länger satt (ist für den Alltag nützlicher), esse etwas mehr Fett (Omega 3 und 6) und bleibe schlank.
LG Silke
Ich war schon immer dünn, wiege ca 45kg auf fast 1,70cm also mit fett werden habe ich eher kein Problem ;) und satt werden? Alle mal! Ich kann zum Glück so eher leichter mehr essen als mit fett, da mein gesamter Magen darm Trakt nachhaltig geschädigt ist. Ich esse ca 2500cal, da wären 10% 27g fett, aber ich habe ausversehen bei meinem Rechner 12% eingestellt, da sind's 33g.
LöschenDann bist du aber untergewichtig mit einem BMI von 15,6! - Das ist auch nicht gut...Was für eine Schädigung hast du am Magen-Darm-Trakt?
AntwortenLöschenHab ich ganz ausführlich in meinem Blog beschrieben, aber die Kurzfassung wäre: extrem seltene Parasiten + helicobacter heilmanii (2‰ aller helicobacter betroffenen) = Geschädigte Organe, weil kein Arzt mich ernst genommen hat weil ich so mager bin. Ich habe das schon mein leben lang gehabt, aber vor 2 Jahren haben die Parasiten überhand genommen und ich musste übelste Schmerzen überstehen. Inzwischen sind sie teilweise psychosomatisch geworden und deshalb habe ich mich für eine Kohlehydratreiche Ernährung entschlossen, auch weil ich so viel Sport mache (5-6x in der Woche, 1 1/2h, aber habe reduziert auf 4x die Woche 75 min, kein Cardio weil ich so stark Asthma habe)
AntwortenLöschenHallo Silke,
AntwortenLöschenich möchte mal was zu der heulenden Patientin und ihrem Heulkrampf sagen:
Total verständlich!
Im Krankenhaus bist Du als Patient total fremdbestimmt: Tagesablauf, Schlaf?rhythmus, keine Privatsphäre, unangenehme Untersuchungen, man hat nicht alles da, was man zu hause hätte, muss deshalb nach jedem Kleinscheiß fragen...
wenn einem dann auch noch so etwas existentielles wie Esse "weggenommen" wird, dann ist so eine Reaktion doch total verständlich.
Zumal gerade bei älteren Patienten das Vorhandensein bestimmter Nahrungsmittel (Fleisch, Fett, Brot) eben ein materielles Sicherheitsgefühl vermittelt, aus der Erfahrung der früheren Entbehrung heraus.
Bei jüngeren Patienten ist das Essen auch der einzige taktgebende feste Faktor, und eben deshalb extrem wichtig.
Also: medizinisch bestimmt sinnvoll, aber total unsensibel umgesetzt.
Der große abendliche Salat wäre mittags serviert bestimmt leichter verdaulich.
Wollt ich mal loswerden.
Ansonsten: weiter so :-)