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Montag, 16. September 2013

Die Philosophie der Cholesterinsenker-Industrie...



Ich hab nen Flyer im Krankenhaus mitgenommen zum Thema "Erhöhter Cholesterinspiegel" ein "Ratgeber für Patienten" herausgegeben von der Firma Hennig Arzneimittel. Bei der Beschreibung der Cholesterinproblematik ist alles genau so, wie es der Schulmedizin erntspricht, wie es auch Barnard und Esselstyn beschreiben. Also gesättigte Fette sind schlecht, erhöhen den Cholesterinspiegel, führen zu Arteriosklerose, Ballaststoffe senken den Cholesterinspiegel etc. Und dann listet die Firma Hennig Arzneimittel eine gesunde Ernährung auf: Fett reduzieren, auf versteckte Fette in Wurst, Käse und Kuchen achten, weniger tierische Produkte, MEHR pflanzliche Öl, wobei solche mit mindestens 50% ungesättigte Fetten empfohlen werden, fettarme Zubereitung der Speisen, maximal 300 mg Chlesterin am Tag essen, also 1 Ei und mindestens 35 g Ballaststoffe.



Zudem solle man Normalgewicht anstreben, Sport machen, auf Alkohol und Tabak verzichten, viel Trinken, Stress vermeiden und - jetzt kommt's - cholesterinsenkende Medikamente nehmen.


Und ich denke mir: "Ihr habt sie doch nicht mehr alle?!" Die Firma geht hin und empfehlt den Menschen eine Ernährung, die den Cholesterinspiegel so richtig schön mittig einstellt, damit man weder behaupten kann, die Medikamente seien nicht stark genug, noch, dass der Patient ohne Medikamente leben könnte.


Wenn man doch sicher weiß, dass Cholesterin der Übeltäter ist (so 100% weiß man das tatsächlich noch nicht, ein hoher Cholesterinspiegel korreliert aber fast immer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen) warum nimmt man nicht gleich alles aus der Ernährung raus, was den Cholesterinspiegel ansteigen läßt - alle tierischen Produkte, gesättigten Fette, und raffinierten Zucker - und isst nur noch das, was den Cholesterinspiegel sinken läßt - Ballaststoffe (ich gehe jedoch fest davon aus, dass auch die Antioxidanzen in Obst und Gemüse noch ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Plaque sind, da sich nur oxidiertes Cholesterin in den Blutgefäßen ablagert)?

Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, aber da fand ich wieder, dass Esselstyn Recht hat: "Moderation kills!" Man muss seine Ernährung einfach so radikal umstellen, dass der Cholesterinspiegel ins gesunde sinkt. Wenn dass mit mittelmäßigen Methoden geht, hat jeder meinen Seegen, wenn nicht, muss man radikalere Handlungen unternehmen und halt echt auf 10% Fett runter gehen.

Das selbe beim Blutzucker. Wenn ein Mittelweg den Blutzucker auf gesunde Werte senkt, ist mir schnuppe, wenn zwischendurch was Süßes und Fleisch gegessen wird, wenn das aber nicht ausreicht, muss halt totaler Verzicht geübt werden! Punkt.

Ich hatte heute im Krankenhaus ein Gespräch mit einem Patienten, der kein Krankenhausessen anrührt. Seine Frau bringt ihm alles rein. Der Patient mit den zuckerfreien Spekulatius. Es ging um die Frühstücksbrötchen. Man kann zwischen Weißmehl und Körnerbrötchen wählen, wobei die Körnerbrötchen natürlich so sind, wie in jeder normalen Bäckerei: Maximal 30% Vollkorn, Rest Weißmehl und Zuckerkulör.
Ich hab nämlich in den letzten Tagen ein Phänomen beobachtet: Vor dem Mittagessen ist der Blutzucker bei allen Patienten immer besonders hoch. Sie alle fragen sich, wie nur ein oder ein halbes Brötchen das schaffen kann. Ganz einfach: Der Zucker aus Weißmehl geht so schnell ins Blut, dass die Bauchspeicheldrüse überfordert ist. Wenn der Zucker langsamer ins Blut geht, kann auch eine geschädigte Bauchspeicheldrüse noch ausreichend Insulin produzieren und den Blutzuckerspiegel alleine niedriger halten. Daher Produkte mit einem niedrigen glykämischen Index wie Haferflocken. Haferflocken gibt's im Krankenhaus natürlich nicht. Weißbrot gibts, mit Butter, Käse, Wurst oder Marmelade.

Krank ist jemand, weil er glaubt, dass er ein Medikament gegen das was er isst schlucken muss! Das ist doch bekloppt! Das ist eine Geisteskrankheit und keine körperliche. Ein Medikament gegen Nahrung? Das geht nur klar, wenn jemand Typ-I-Diabetiker ist und keinerlei eigenes Insulin mehr produzieren kann. Und auch dem sei angeraten auf seine Ernährung zu achten

Am Freitag war das Mittagessen besonders mies. Es gab Fisch mit Panade, die dicker war als der Fisch. Kaum jemand hat es gegessen, die Blutzuckerwerte am Abend waren alle super. - Und das fällt niemandem auf. Ich habe heute mal angeboten Vollkornhaferflocken mit Sojamilch mitzubringen statt des herkömmichen Frühstücks. Keiner hat angenommen. Sie stecken fest in den Klauen der Sucht.

Das Zimmer, in welchem der Patient liegt, der mein wissenschafltiches Projekt gelesen hat, ist mein Lieblingszimmer. Den Patienten dort habe ich heute erzählt, dass man ja die Wahl hat zwischen Nierenverlust, Augenverlust, Fußverlust oder dem Verlust von Fleisch als Nahrungsmittel (und natürlich Zucker und Weißmehl). Alle 3 Patienten haben sich dafür entschieden lieber auf ihre eigenen Organe und Extremitäten zu verzichten, statt auf Fleisch.

Menu des Tages am 15. September

Amaranth gepufft, Chia, Rosinen, Banane, Zimt, Hafermilch, Kokosmilch und Stevia
3 Grüntee

2 Bombastische Bananenmuffins
1 koffeinfreier Kaffee
1 Scheibe Brot

weißer Reis mit 1 Gemüsestick

1 Zucchinibrownie
109 g Möhren



Mangold, gedünstet, mit Zwiebel, Salz, Pfeffer und Basilikumpesto
4 Paranüsse
1 Glas Rotwein
3 Möhren

Ich hatte gestern entsetzlichen Hunger. Ich habe nur 20% Fett gegessen und habe festgestellt, dass das in der Frühschicht einfach nicht lange genug sättigt. Ich kann morgens als erstes zwar fettarm essen und zwischen 5 und 8 Uhr ohne Nahrung bleiben. Von 9 bis 14 Uhr halte ich aber nur aus, wenn ich zwischen 8 und 9, wenn die Schwestern Pause machen, was Fetthaltigeres esse, als die Muffins. Das hat dazu geführt, dass ich Krankenhausessen, nämlich weißen Reis mit einem bisschen Sauce und einen Gemüsestick gegessen habe. Nicht vegan, nicht vollwertig, nicht lecker. Aber ich hatte Hunger. Ich versuche in Zukunft bessere Entscheidungen zu teffen. - Kann aber auch sein, dass das alles mit meinem Zyklus zu tun hat...

So waren es dann 2201 kcal und mein Gewicht war heute früh 58,2 kg. Durch den Workshop habe ich, trotz fetthaltiger Nahrung und wahrscheinlich zu vielen Kalorien, nicht zugenommen. Ob das daran liegt, dass der Körper in einer einzigen Mahlzeit das Zuviel, besser verkraften kann oder daran, dass ich auch etwas Alkohol getrunken habe, oder einfach nur daran, dass ich gestern auch ne Stunde joggen war, weiß ich nicht einzuschätzen. Es sagt mir aber zu...

Alles Liebe,

Silke

2 Kommentare:

  1. Können die Patienten nicht auf Fleisch-Ersatzprodukte zurückgreifen? Also Seitan und sowas? Oder ist das auch nicht so gut?

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  2. Du meinst zur Cholesterinsenkung? Oder meine Diabetiker? - Klar können sie! Da ist kein Cholesterin drin und Seitan ist zudem sehr fettarm. Sie wollen aber nicht. Sie kennen es vielleicht auch gar nicht. Niemand macht sich die Mühe, es ihnen mal vorzusetzen...

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