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Sonntag, 5. Juli 2015

Was ist dran an der Warnung vor Weizen?


"Menschen versuchen einfache Antworten auf komplexe Probleme zu finden"

Ich hab in meinem letzten Blogeintrag von einem Artikel erzählt, der die Weizenwampe so gnadenlos verreißt und den wollte ich euch nicht vorenthalten. Und zwar hat eine kanadische Nachrichtensendung namens The Fifth Estate sich des Themas angenommen und einen 45 minütigen Bericht über den Autor der Weizenwampe Dr. William Davis sowie seine Kritiker gedreht. The War on Wheat ist das Thema.

Williams, ein amerikanischer Kardiologe, hat keine einzige eigene Studie zu dem Thema durchgeführt. Viel mehr hatte er vor einigen Jahren Diabetes und hat seine Ernährung überdacht, hat Weizen raus geworfen und seine Blutzuckerwerte haben sich verbessert. Das selbe passierte bei seinen Patienten. Bingo: Weizen ist schuld an allen Zivilisationskrankheiten! So, oder so ähnlich war das Resumé und davon handelt Die Weizenwampe.

Kritiker ist hier ein Chemiker der McGill Universität namens Joe Schwarcz, der behauptet Davis hätte einen Hauch einer Wahrheit aufgeblasen zu einem Heißluftballon. Wenn er auch zugesteht, dass bei der Verdauung mancher Nahrungmittel opioidähnliche Moleküle freigesetzt werden, so gäbe es noch lange keinen Beweis, dass diese, wenn sie an den Opioidrezeptor andocken, auch einen morphinähnlichen Effekt hätten. Schwarcz negiert komplett, dass es sowas wie eine "Brotsucht" geben könnte, die weiter geht als "dass Menschen halt gerne weizenhaltige Sachen essen". Er kritisiert dabei, dass sich Davis wohl auf eine Studie an Ratten beruft, die zurück geht auf das Jahr 1979. Dem ist aber auch nicht so, wenn wenn man in PubMed einfach mal eingibt "Gluten Opioid" findet man eine ganze Reihe Studien, die weitaus neuer sind und man findet auch eine Studie, die besagt dass Opioide aus Nahrungmitteln meistens wie Rezeptoragonisten und nicht Antagonisten wirken. Also genau so wie Opiate und nicht so wie Naloxon, das nurden Rezeptor blockiert. Diese Studie aus dem Jahre 2003 erklärt hingegen auch, dass die meisten Studien zu dem Thema an Tieren durchgeführt wurden, und man mehr Studien bräuchte um evidenzbasierte Ernährungsratschläge zu geben.

Ebenso behauptet Schwarcz, dass die Studie, die den Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Gluten belegt, die Davis in der Weizenwampe vorbringt aus dem Jahr 1966 sei, dabei habe selber ich gerade erst eine von 2015 hier verlinkt

Williams behauptet nicht nur, dass Weizen Gift sei, sondern auch, dass es so wahnsinnig hoch gezüchtet ist, dass es mit dem Urgetreide kaum noch Ähnlichkeit hat. Er nennt es "Frankenwheat". Für The Fifth Edition wurden Wissenschaftlicher der Universität Saskatchewan bemüht, die bestätigen, dass sich Weizen seit den 19 Jahrhundert absolut gar nicht verändert hätte.
Hm, wenn ich mich recht erinnere, bezieht sich Davis aber nicht auf die letzten 200 Jahre sondern auf die letzten 5-10000 oder so.

Dann wird auf die Empfehlungen der Canadian Celiac Association, der American Heart Association, der Obesity Society und des American College of Cardiology eingegangen, die alle eine glutenfreie Ernährung nur für Patienten mit Zöliakie empfehlen. Nicht dass sie vorschreiben, dass Gesunde Gluten essen müssen, aber sie erkennen nicht an, was Davis behauptet, dass Gluten der Leibhaftige in Person ist und Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht. Da gehen die Empfehlungen schon eher dahin Fett und Zucker zu meiden.

Dennoch springen immer mehr Menschen auf den glutenfreien Zug auf. Ist die Frage: Verspüren sie da wirklich Veränderung an ihrer Gesundheit oder ist das nur ein Placeboeffekt?

Und dann kommt die Hausärztin Yoni Freedhoff zu Wort, die erklärt, dass in ihren Augen der Effekt einer weizenfreien Ernährung der gleiche sei, der auch bei LowCarb wirke.

Und was will ich jetzt damit sagen? - Zunächst mal sind Fernsehsendungen keine Studien sondern Werke von Journalisten. Ich habe zwei Talkshow zum Thema Essen vor Augen, die ich so peinlich fand, dass ich mich fremd geschämt habe. Eine war Maischberger mit Attila Hildmann und Ursula Kavens, sowie dem gesundheitspolitischen Sprecher der SPD, der seit 20 Jahren kein Salz isst und nur vollwert und ein Arzt, der nur Schrott isst und behauptet, das sei ok und mir wurde klar, dass hier ganz klar nur Leute eingeladen waren, die super-extreme Positionen vertreten, so dass da auch ordentlich Streitpotential vorhanden ist. Eine andere war auf dem Dritten, ich weiß gar nicht mehr was, mit Patrick Baboumian und einer Bloging-Bekanntschaft von mir, wo der Stärkste man der Welt sich sehr gut geschlagen hat, weil er wissenschaftlich und undogmatisch argumentiert hat, alle anderen aber nicht und sich so auch lächerlich gemacht haben. Journalismus lebt von sowas.

Und so erzählt Dr. William Davis wahrscheinlich nicht die wahre Wahrheit, aber die ihn kritisierenden Wissenschaftler auch nicht. Wahre Wahrheit ergründen, kann man nur, wenn man möglichst unvoreingenommen und wissenschaftlich an Sachverhalte heran geht. Und zwar an Sachverhalte, nicht an Journalismus. Journalisten wollen Zeitschriften verkaufen und Einschaltquoten generieren und das geht sehr gut, indem man ihnen gute Nachrichten über ihre schlechten Angewohnheiten verkauft oder eben auch das Gegenteil, indem man ihnen gute Nachrichten darüber verkauft, dass sie sich ihre schlechten Angewohnheiten abgewöhnt haben... Echter Informationsgehalt? - Darum geht es hier nicht...

Menü des Tages am 4. Juli
Zucchini, Paprika und Tomate
Mochi Reis, glutenfreie Haferflocken, Apfelmus, Zimt, Chia, Paranuss, Sunwarrior

Hirse, Chinakohl, Frühlingszwiebeln, Kichererbsen, Meeressalat


2 Bananen

Salat aus Resten: Hirse, Frühlingszwiebeln, Paprika, Weißkohl, Maisdressing, Meeressalat, Kichererbsen


Bananen-Blaubeer-Eis


200 g Erdbeeren

Hier sind noch die zwei Videos der letzten Tage:





Und hier ein Links zu der Fernsehsendung "The War on Wheat" - Spannender Journalismus ist es in jedem Fall.

Heute geh ich Schwimmen statt Joggen. Ist ja unerträglich diese Hitze.

Alles Liebe,

Silke

2 Kommentare:

  1. Also soweit ich weiß, kriegen einige instinktive Rohköstler das Weglassen jeglicher "Drogennahrung" bereits seit Jahren hin...
    In jedem Fall ein Dankeschön an dich für deine unermüdlichen Informationen :)
    Beate

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  2. Instinktive Rohköstler bestellen ihre "Drogennahrung" bei Orkos. Trockenfrüchte, supersüße Tropenfrüchte, Durian und fette Avocados und Kokosnüsse.

    Sie geben das viele Geld nicht dafür aus, weil es sie satt macht, sondern weil es ihr Belohnungssystem aktiviert.

    LG Silke

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