Newsletter

Freitag, 10. Juli 2015

Was ihr schon immer über Kaffee wissen wolltet...



Ich weiß, ich wollte schon immer mal wissen, wie Kaffee eigentlich im Gehirn wirkt und warum er so schön wach macht. Ich hab das nebenbei schon immer mal wieder angesprochen, aber heute geht es nur um Kaffee. Und um die Lehrmeinung über Kaffee.

Ich bin auf dieses nette Video gestoßen, schön kurz und leicht erklärt zeigt es anschaulich was Koffein im Hirn macht. Und zwar bindet es an die Rezeptoren für Adenosin, weil es dem Adenosin recht ähnlich sieht. Adenosin ist eigentlich dazu da, dem überlasteten Gehirn zu sagen, es soll mal eine Pause machen und so wird man müde, wenn Adenosin an seine Rezeptoren andockt. Wenn hingegen Koffein andockt, ist der Rezeptor blockiert und keine Wirkung kann sich entfalten. Man wird nicht müde.



Hier ist mal wieder ein schönes Beispiel dafür, dass Substanzen antagonistisch oder oder agonistisch wirken können. Also entweder genau wie die Substanz, oder sie machen das Gegenteil. Das war auch eines der Argumente, bei dem War of Wheat-Video wo ein Wissenschaftlicher argumentierte, nur weil Opiate aus Gluten freigesetzt würden, hieße das ja nicht, dass sie auch wie Opitate wirken. Ich habe euch verlinkt, dass man zumindest in Tierversuchen raus gefunden wurde, dass sie durchaus wie Opiate wirken und nicht wie z.B. der Opiatblocker Naloxon, der eben so arbeitet wie Koffein, sich an den Rezeptor setzt und dann kann die eigentliche Wirkung nicht mehr stattfinden. Deswegen lindert Naloxon die Sucht nach Opiaten und Kaffee die Müdigkeit.

Entsetzt war ich vor drei Wochen etwa in einer Vorlesung über Bauchspeicheldrüsenkrebs, wo ein findiger Kommilitone auf die Idee kam mal zu fragen, was eigentlich die Ursache für Bauchspeicheldrüsenkrebs sei. - Gute Frage, denn vom schimmsten Krebs der Welt die Ursache zu kennen, wäre ja mal gut.

Neben noch ein paar anderen Ursachen war mit eines der ersten Dinge die der Prof. ansprach, dass ein Risikofaktor für Bauchspeicheldrüsenkrebs sei keinen Kaffee zu trinken. Schon eine Tasse  am Tag habe einen schützenden Effekt vor Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Und ich frage mich: Wie kann etwas vor etwas schützen, was gar nicht existenziell konsumiert werden muss? - Reiner Zufalle? Und welche Substanz im Kaffee war es überhaupt?

In einem völlig anderen Fach, nämlich in Statistik, haben wir eine weitere sehr interessante Studie aus dem Jahr 2011 kontrovers diskutiert. Die hat nämlich gezeigt, dass der Verzehr von Kaffee vor Depressionen bei Frauen schützt, die durchschnittlich 63 Jahre als waren. Und während ich mir durchaus vorstellen kann, dass Kaffee ein ebenso gutes Anditepressiovum abgibt wie Schokolade oder Zigaretten (sprich Drogen) ist die der Studie beigefügte Tabelle schon sehr interessant:



Man sieht oben die Anzahl der Tassen Kaffee, die die Frauen trinken. Und wenn man dann die erste mit der letzten Spalte vergleicht erkennt man, dass Frauen die 4 Tassen Kaffee trinken viel mehr rauchen, weniger Diabetes haben, weniger hohen Blutdruck haben, weniger Herzinfarkte und Angina Pectoris haben, mehr Kalorien essen und dabei gleichzeitig einen niedrigeren BMI haben.

Das Irre an dieser einen Studie sind eigentlich folgende Faktoren. Man könnte so versuchen zu beweisen, dass Kaffeetrinken und Rauchen sich positiv auf Diabetes und Herzkreislauferkrankungen auswirken.;-) - Was natürlich in tausenden anderen klinische bestätigt wurde. Sowohl Kaffeetrinken als auch Rauchen führt zu Bluthochdruck, Stress und Schädigung der Gefäße. In dieser Studie sieht es so aus, als sei das Gegenteil der Fall. - Deshalb wurde diese Studie auch diskutiert, nehme ich an, weil hier nicht notwendigerweise gezeigt werden kann, das Kaffee überhaupt der entscheidende Faktor ist.

Wahrscheinlich haben viele der Teilnehmerinnen ihren Kaffeekonsum runter geschraubt, genau weil sie Bluthochdruck und Diabetes haben, haben vielleicht aus dem selben Grund aufgehört zu rauchen. Haben vielleicht, weil sie krank sind und Drogennahrung meiden sollen Depressionen. Wer weiß das schon??? Das hat diese Kohortenstudie nicht eruiert.

Ich kann mir aber gut vorstellen, wie eine derartige Studie in ihrem Nutzen verdreht werden kann, wie falsche Prämissen aufgestellt und komische Rückschlüsse gezogen werden. Sowas macht einem klar wie schnell man eine Studie auch verdrehen kann und warum man nicht unbedingt glauben sollte, was irgendein Journalist darlegt, sondern sich eine Studie selber genau anschauen sollte. Aber natürlich ist auch mir klar, dass das nicht jeder kann. Deshalb verdienen Ärzte gut und alle anderen sind ihnen blind ausgeliefert...

Und was finde ich? - Ich finde Kaffeetrinken macht Spaß, aber ich finde es furchtbar abends todmüde im Bett wach zu liegen, wenn ich Kaffee getrunken habe und dennoch nicht schlafen zu können. Ich finde auch, dass ich nicht voll auf der Höhe bin, wenn ich Kaffee getrunken habe, was logisch ist, weil meinem Gehirn ja eigentlich signalisisert wird, dass es müde ist, aber das Signal kommt nicht an. Ich finde, wenn man stillt sollte man auf gar keinen Fall Kaffee oder Schokolade oder Koffein konsumieren, denn dann kann auch das Kind, weil es das Zeug mit der Muttermilch aufnimmt nicht schlafen und wer will das schon. Und ich finde, dass 1-2 Tassen am Tag keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen haben. Ich bin aber beim besten Willen nicht in der Lage zu glauben, dass man Kaffee konsumieren MUSS! Auch nicht eine Tasse um sich vor Bauchspeicheldrüsenkrebs zu schützen.

Menü des Tages am 9. Juli 2015

Blumenkohl, 2 Tomaten


Hirse mit Bananen, Mango, Sunwarrior, Macis, Zimt,


2 St. Glutenfreies Toast

2 Möhren
Hirse, Rote Linse, Spinat, Meeressalat, Salz,
2 Banane


Hirse, Kichererbsen, Eisbergsalat, Salz, Meeressalat, Neptun Gewürz (Herbaria)
2 Scheiben Ananas
Ca. 90g Heidelbeeren

Hier dann natürlich noch abschließend mein Challegnge-Video von gestern!



Alles Liebe,

Silke

6 Kommentare:

  1. Hallo Silke, Lieben Dank für den Artikel. Hast du eigentlich auch schon gehört, dass man bei Bulimie auch auf jegliche Art von Drogen verzichten soll- also auch Kaffee? Zucker sollte man vermeiden aber ich verstehe nicht warum Kaffee verbannt werden soll bei solch einer Krankheit.

    AntwortenLöschen
  2. Ja, hab ich. Inke Jochims schreibt darüber, weil bei Drogenkomsum (Kaffee, Nicotin) Stresshormone ausgeschüttet werden und die machen hungrig auf Süßes. Dann kommt es zu einer Fressattacke und damit zum Übergeben.

    AntwortenLöschen
  3. Lieben Dank für Deine schnelle Rückmeldung! Ich habe immer das Gefühl das ich nach einem Kaffee eher meine Lust auf Süßes habe - ich werde das aber weiter beobachten.

    AntwortenLöschen
  4. GABA Rezeptoren spielen zb. beim Rauchen eine große Rolle, wieso die Menschen es oft nicht lassen können.
    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/34043/Warum-Schizophreniepatienten-rauchen
    Durch Kaffee (Koffein) wird vor allem der Metabolismus angeregt (und entgiftet), was wiederum in einem schnelleren Stoffwechsel resultiert, wodurch der Mensch, der seinen Kaffee schwarz trinkt schnell unterzuckert (was dann den Stress auslöst). Leute, die zum Kaffee Kohlenhydrate (zb Obst) konsumieren, haben das Problem nicht.
    LG

    AntwortenLöschen
  5. Wie verhält es sich mit entkoffeiniertem Kaffee?

    AntwortenLöschen
  6. Koffeinfreier Kaffee hat keine Wirkung, weder auf die Adenosinrezeptoren noch auf Depressionen. Ich glaube auch nicht, dass er vor Bauchspeicheldrüsenkrebs schützen würde, wobei ich das eh für eine Scheinkorrelation halte, aber natürlich diese Studie nie gelesen habe.

    LG Silke

    AntwortenLöschen