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Montag, 8. April 2013

Wer ist hier böse?

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Das war gestern wieder ein aufregender Tag in meiner kleinen Blogwelt. Der gestrige Eintrag hatte, wie alle LowCarb/Paleo-Beiträge und auch wie mein Cholesterineintrag letzte Woche 3 Mal so viele Leser wie alles andere was ich sonst schreibe und es erschließt sich mir nicht wieso. - Ich tippe ja darauf, dass irgendwer meine Posts in einem LowCarb/Paleo-Forum verlinkt und dann kommen Leute vorbei, die bei mir kommentieren, aber sonst nichts gelesen haben, was ich sonst so schreibe und mir ihre Sicht der Dinge mitteilen. Die eine Hälfte davon hätten sie überhaupt nicht sagen müssen, denn die habe ich bereits vorher ausgiebig im Blog dementiert und die andere Seite besteht aus Halbwahrheiten.

So behaupten die Paleo/Low-Carb Leute die ganze Zeit Glucose sei böse, man dürfe sie nicht essen und Weißmehl verursache Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einen biochemischen Mechanismus der dahinter steckt können sie nicht darlegen - weil es keinen gibt.

Daher rührt es auch, dass die Asiaten weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als wir in der westlichen Welt obwohl sie so viel Reis essen! Ein Kommentator schrieb mir gestern jedoch, dass in Indien die vegetarische Bevölkerung mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen habe, als die Fleisch essende.

Kennt ihr Ghee? Die indische Butter? Vegetarische Inder sind keine Veganer und auch sie verzehren reichlich gesättigte Fette. Die Chinesen und Japaner jedoch verwenden keine Butter. Butter enthält übrigens auch mehr gesättigte Fette als Fleisch! Ist ja klar, ist ja 100% Fett.

Zudem wurde ich gestern mal wieder mit der Un-Tatsache konfrontiert, dass ein niedriger Insulinspiegel gut ist und Insulin per se böse. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfern sein. Insulin ist ganz wunderbar, denn es schafft die von den Zellen dringend benötigte Glucose in die Zellen. Viel Glucose in der Blutbahn ist jedoch tatsächlich nicht gut. Was soll sie auch da? Sie muss ja in die Zellen und wenn die Zelle Insulinresistent ist, kann das Insulin nicht andocken und den Zucker nicht reinschläusen. Das Pankreas produziert also immer mehr Insulin um den Zucker in die Zellen zu kriegen und überarbeitet sich dann total. So ensteht Typ-2-Diabetes.

Ist also jetzt das Insulin oder die Glucose böse, weil es nicht in die Zelle kann? Nein, die Zelle ist böse oder besser das, was sie insulinresistent macht.

An dieser Stelle kann ich vielleicht den einzigen Mechanismus wie Glucose zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann selber erklären:

Zu viel Zucker im Blut schädigt das Endothel der Gefäße, also die Innenseite der Blutgefäße. Und Schädigungen am Endothel führen zu Plaquablagerungen damit zu Arteriosklerose und damit zu Herzinfarkt. Aber was kann den die Glucose dafür, wenn man sie nicht in die Zelle läßt?

Zellen werden insulinresistent wenn sie voll sind mit Fett. Eine Studie aus dem Jahr 2004 hat an jugendlichen die insulinresistent, aber sonst so weit schlank und gesund, deren Eltern aber Typ-2- Diabetiker waren, das intramyocelluläre Lipid, also das Fett in den Muskelzellen untersucht. Jugendliche mit einer 60% schlechteren Aufnahme von Glucose in den Zellen hatten 80% mehr intramyocelluläres Lipid. Viel intramyocelluläres Lipid führt zudem zu einer Schädigung der Mitochondrien, die sich dann nicht mehr so gut vermehren wie vorher. Folge davon sind weniger Mitochondrien und damit noch weniger Zellorganellen welche das intramyocelluläre Lipid verstoffwechseln können. Ein Teufelskreis.

Eine andere Studie aus Rom hat jedoch bewiesen, dass intramyocelluläres Lipid durchaus abgebaut werden kann, nämlich an Patienten die eine gastric Bypass Operation, also eine Magenverkleinerung haben durchführen lassen. Sie konnten danach kaum noch was essen - und ihr intramyocelluäres Lipid wurde weniger.

Und deshalb ist bei Diabetes Fett der Bösewicht und nicht etwa Zucker. Wobei, doch, Zucker ist natürlich auch böse und zwar weil er aus einem Molekül Fructose und einem Molekül Glucose besteht und Fructose wird ja nun mal in der Leber komplett zu Fett verstoffwechselt, ins Blut abgegeben und was passiert dann? Es wird in den Zellen und im Fettdepot eingelagert.

Wieder nur zufällig habe ich gestern einen Artikel in der Ärztezeitung von Januar 2013 entdeckt, der eine Studie beschreibt, in der Fructose die Insulinresistenz erhöht. So ist der Mechanismus und nicht anders.

Menu des Tages am 7. April

Dinkelpfannkuchen mit Gojibeeren und Reissirup
1 Grüntee

1 Banane
1 Scheibe Roggenvollkornbrot

750 g Packung Brokkoli mit Hafer Cuisine, Knoblauch, Salz und Pfeffer


73 g Kichererbsen

10 g Pacari 70% raw
1 Scheibe Roggenvollkornbrot
1 Möhre

Pastinakensuppe roh (diese Woche im Newsletter)


Sojajoghurt mit Stevia und Vanille

Ich war auch 40 Minuten joggen und zwar im strahlenden Sonnenschein am Rhein. Es war wunderbar.



Und ab heute geht die Uni wieder los. Und was steht dies Woche auf dem Stundenplan?

Fehlernährung - Metabolisches Syndrom

Ich brauche eigentlich gar nicht mehr hin, weil ich schon genug Kompetenzfelder gesammelt und bestanden habe, aber mich interessiert mal wieder brennend, was die Uni dazu sagt. Ich kann es mir aber schon denken: Zucker und gesättigte Fette sind böse! - Ich bin gespannt!

Alles Liebe,

Silke

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10 Kommentare:

  1. Liebe Silke,

    vielleicht nur ein Kommentar zu dem, was mir an sich schon richtig scheint, aber am Kern der Diskussion vorbeigeht.

    Entweder low carb, high fat oder umgekehrt. Aber paleo bedeutet nicht low carb.

    Und Dein Insulin-Argument scheint mir nicht ganz durchdacht. Denn die Insulinausschüttung hemmt den Fettabbau. Bei fett- und KH-reicher Nahrung gepaart mit einer gestörten Insulinproduktion wird Fett in den Körperzellen eingelagert UND der Blutzucker erhöht sich. Für Leute mit Vorschädigungen ist natürlich erklärbar, warum sie sowohl mehr Fett als auch gegebenenfalls höhere Blutwerte haben. Hier gibt es meiner Ansicht nach 2 Lösungen: Ultra low carb, um in der Ketose das Fett zu verbrennen oder vegetarisch/vegan mit wenig Fett und einem hohen Carb-Anteil.

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  2. Ja, das scheint nur so....

    Insulin hemmt den Fettabbau, ist klar, aber es speichert kein Fett ein. Es schläußt Glucose in die Zelle, es aktiviert das sättigungshormon Ghrelin und man ist satt, wenn der Insulinspiegel gleichmäßig ist,

    Der Grund warum ich nicht für ultra-LowCarb bin ist - na eigentlich gibt es mehrere...

    - es ist teuer
    - es enthält zu wenig Ballaststoffe
    - es schadet Tieren
    - so viel Fleisch kann gar nicht produziert werden, dass alle Menschen ultra-LowCarb machen können
    - sollte es auch nicht, denn das steigert die CO2 Emmission
    - tierisches Eiweiß schadet bereits geschädigten Nieren

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  3. Insulin speichert kein Fett, das machen die Zellen, richtig....Aber Insulin führt dazu, dass der Fettabbau gehemmt wird, das war mein Argument. Insulin hilft dabei, die Nährstoffe in die Zelle zu pumpen, richtig. Was macht der Körper, wenn der Blutzuckerspiegel stark abfällt? Er schüttet Glucagon aus, der wiederum den Blutzucker ansteigen lässt. Dies führt wiederum zu einer Insulinausschüttung. Es gibt gerade ein Paper, der genau das beobachtet hat: Eine eiweißreiche low carb Ernährung, die zu einem anstieg des Insulinwertes führt! Niemand bestreitet, das Insulin schlimm ist. Nur die Mengen, die wir an Carbs und Fetten zu uns nehmen, sind einfach über dem für uns Gesunden. Proteine sind nach meinem Kenntnisstand weniger problematisch. Also reden wir nur über high fat low carb oder, low fat high carb.

    Ultra low carb heißt nicht: Nur Fleisch! Mir kommt es so vor, als ob Du Dir unter Paleo/ulc vorstellst, dass die Leute den ganzen Tag nur Fleisch essen. Außerdem bedeutet Paleo auch, Fleisch aus Weidehaltung zu essen. Die begrenzten Weideräume sorgen für eine natürliche Limitierung des Angebots. Massentierhaltung ist nicht paleokonform. Jeder Paleo-Anhänger ist oder sollte gegen Massentierhaltung sein. Das Argument "zu teuer" stimmt. Bewusste Ernährung ohne KH-Getreidesattmacher ist teurer. Auch das Nierenargument stimmt. Aber noch einmal: Paleo bedeutet nicht Fleischkonsum ungehemmt aus Massentierhaltung.

    Und da ist ein Fehler in Deinen Ausführungen: Es ist nicht Ghrelin, sondern Leptin das Sättigungshormon. Ghrelin ist das Hunger-Hormon. Der Leptin- und Insulinkreislauf hängen eng zusammen. Das Problem ist, dass Leute mit einer Insulinresistenz auch meist eine Leptinresistenz entwickeln.

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  4. Entschuldige, niemand bestreitet, dass Insulin an sich als körpereigener Stoff schädlich ist.

    Im Übrigen kann der Körper aus Glucose Fette erzeugen (De-novo lipogenese). Und was fördert die De-Novo-Lipogenese? Richtig, Insulin. Also

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  5. Mit einer normalen Insulinmenge wird Körperfett durchaus abgebaut, vorausgesetzt man ernährt sich fettarm und ballaststoffreich

    Weißt du ich werfe "Paleo/LowCarb" in einen Topf, weil die Anhanger mit den selben falsch Argumenten unter mein Blog kommentieren.

    Und ja, von zu viel Fett in der Ernährung, welches zur Insulinresistenz führt, kriegen man auch eine Leptinresistenz!

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  6. 80% der in der aufgenommenen Glucose wird sofort in den Zellen verstoffwechselt und als Energiequelle genutz..
    20% gehen in die Leber und werden fast ausschließlich zu Glycogen.

    Wenn dann noch übrig bleibt, weil man viel zu viele Kalorien gegessen hat, geht es als Pyrovat in den Citatzyklus und wird dort zu Citrat was wiederum Fett verabreitet wird. Das sind aber so geringe Mengen dass sie kaum ins Gewicht fallen.
    Dem Körper fällt es viele leichter aus Fett Fett zu machen.

    Schau doch nochmal (oder erstmalig) meinen Eintrag von vorgestern!

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  7. Silke, danke für weitere Puzzlesteine zum Verständnis in dem ganzen Diabetes-Verständnis-Dschungel. :)

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  8. Hallo Silke,
    Du vermittelst so viel Wissen und widmest deine eh schon knapp bemessene Zeit dazu, uns an Deinen neuesten Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Danke dafür! Es will sich mir jedoch partout nicht erschließen, warum einige Anhänger von „Low Carb“ Ernährungsweisen (ich nehme das mal als Überbegriff für alle Strömungen, die darunter fallen) scheinbar dazu verpflichtet fühlen, sich hier mitzuteilen und unter allen Umständen Deine Thesen oder Argumente zu widerlegen. Ähnliche „Paleo-Invasionen“ ;-) sind mir schon mehrfach auf anderen Blogs aufgefallen, die sich mit veganer Ernährung, Rohkost oder Vollwertkost auseinandersetzen. Ich verstehe die Intention dahinter einfach nicht. Je radikaler jemand nach außen auftritt und einen mit Argumenten zukleistert desto mehr verschließt sich das Gegenüber. Ich versuche doch auch nicht, auf „Fleischliebhaber-Blogs“ den Veganismus anzupreisen. Dafür ist mir meine Zeit einfach zu schade. Meine Vermutung: es scheint eine Menge Menschen mit zu viel Zeit zu geben. ;-) Liebe Grüße, Julia

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  9. Was ist denn hier für ein Paleo-Aufmarsch?!?! Schrööklich

    Ich hätte gar keinen Appetit auf soviel Fleisch, ist doch ekelig. Ausserdem ist die Paleo-Ernährung wissenschaftlich nicht haltbar.
    In den letzten 10.000 Jahren haben rund 700 genetische Veränderungen stattgefunden, darunter zum Beispiel auch die die zur Lactosetoleranz geführt haben.

    Aber es ist wie immer: Jeder hält seinen Glaube als den einzig wahren und will den anderen davon überzeugen.

    Mischt mal ein bisschen.

    cheers
    willy

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  10. Coraline Jones und Willy haben eigentlich alles gesagt. dem kann ich mich nur anschliessen. Jeder ist in seinem eigenen Realitätstunnel und ich staune auch immer wieder, mit welcher Vehemenz dieser von manchen Zeitgenossen (je nach Grösse des egos) vertreten wird...=)

    Danke, liebe Silke für Deine Zeit, für Deine wert-vollen Beiträge, die ich noch längst nicht alle gelesen haben, da ich ihn erst entdeckt habe...

    stay tuned

    michaela

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