Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Samstag, 25. April 2015
Kennst du den Namen deiner Ernährungweise?
Ich habe immer wieder das selbe Problem:
Jemand erzählt mir, er ernähre sich auf die und die Art und Weise, würde dabei aber keine Ergebnisse sehen. Mit "die und die Art und Weise" meine ich, dass der Betreffende sich irgendwelcher Schubladen bedient, von denen er meint, die entsprächen seiner Ernährung. Oder er hat von einem bestimmten Programm gehört, informiert sich oberflächlich darüber, probiert es aus, hat keine Resultate und dann stellt sich heraus, dass er gewisse Aspekte davon nicht berücksichtigt hat. - Und ich bin dann immer wieder der Dummie, der davon ausgeht, dass mein Gesprächspartner weiß, welches Programm er isst oder weiß, wie das Wort dafür ist!
So schon tausendfach geschehen, früher, in Diskussionen, die ich über 80/10/10 geführt habe. Ich habe Doug Grahams Buch 3 "The 80/10/10 Diet" 3 Mal gelesen, ich habe sie selber ausprobiert und ich weiß was an ihr gut ist und was schlecht ist und wie Graham die Ernährung propagiert. Dann schreibt mir irgendwer, er würde jetzt auch 80/10/10 machen, das würde super für ihn/sie funktionieren, er/sie würde satt und käme auch immer auf genug Eiweiß und Mineralstoffe und dann schickt er/sie mir einen Screenshot des Cronometers und ich sehe, dass hier gar nicht von 80/10/10 die Rede ist, sondern von gekochtem, fettarmen, pflanzlichen Essen, was unter 10% Fett enthält. DAS ist NICHT 80/10/10. Das Wort "80/10/10" bezieht sich auf Doug Grahams fettarme vegane Rohkost. - Natürlich mein Fehler, ich hätte vorher fragen sollen ob die Vokabeln, die wir verwenden auch das gleiche bezeichnen.
Gestern hatte ich so einen Fall wieder: Ich unterhielt mich mit jemandem aus der Starch Solution Faceboo-Gruppe per PN über ein Thema, was auch immer und immer wieder die Leute und auch mich beschäftigt: Die Klagen von Anhängern von Durianrider und Freelee, sei es vor 5 Jahren, als die beiden noch 30 Bananas propagiert haben, zu jetzt, wo ihr Programm Raw Till 4 heißt. Wieder zwei neue Vokabeln, die zwei ähnliche Programme beinhalten. Auch diese beziehen sich auf die selbe Makronährstoffratio wie 80/10/10, unterscheiden sich aber von Graham darin, dass wesentlich weniger auf Gemüse geachtet wird (30 Bananas), aber haben eben auch Unterschiede zueinander: Das eine ist roh-vegan, beim anderen darf man ab 16 Uhr Gekochtes essen. Beides ist völliger Irrsinn, abwegig und hat keine wissenschaftliche Grundlage. Ich fluche nicht umsonst dauernd über die beiden Dummbatze Freelee und Durianrider.
Gestern also folgender Fall: Mir schildert ein Mädel, dass sie mit Raw Till 4 7 kg zugenommen habe und es jetzt mit Starch Solution (McDougalls Programm für eine dauerhafte Ernährung) dieses nicht abnimmt. Ich erkläre ihr, dass das bei mir genau so ist, dass McDougalls Starch Solution für Übergewichtige sehr gut funktioniert, aber für normalgewichtige Menschen, die nur eine handvoll Kilos verlieren wollen, nicht so mir nichts dir nichts funktioniert. Dass dafür Maximum Weight Loss (McDougalls explizites Abnehmprogramm) besser sei. Sie erklärt mit daraufhin eigentlich würde sie das mache, nicht Starch Solution. Nur ganz selten Nudeln, quasi gar keine Nüsse und sie würde nicht abnehmen. Sie sei ein Freak. Ob ich einen heißen Tipp hätte.
Ich hab also schriftliche Anamnese betrieben, sie nach Stress befragt, nach Medikamenten, nach ggf. Menopause und alles was sich auf das Gewicht auswirken könnte und hatte keinen Anhaltspunkt gefunden, warum es bei ihr nicht klappt. Sie teilte mir mit, dass sei schade, sie würde vielleicht, wenn es jetzt wieder wärmer werden würde, mehr in Richtung RawTill4 essen, denn dabei sei ihr Körper zwar nicht leichter, dafür aber besser definiert gewesen. Sie würde jetzt eh schon immer nur Obst oder Smoothies Frühstücken.
DAS ist natürlich nicht McDougalls Maximum Weight Loss Programm, denn das erlaubt nur 2 Stück Obst sondern es ist genau die Ursache, warum dieses Mädel den restlichen Tag über zu viel isst und nicht abnimmt obwohl alles vollwertig, pflanzlich und fettarm ist. Das ist der Grund, warum in der Challenge NICHT Obst auf leeren Magen gegessen wird und Smoothies schon gar nicht. Das Zeug geht zu schnell ins Blut und enthält zu wenig von den Nährstoffen, die satt machen, vor allem Eiweiß. Es wird superschnell verdaut und man hat nach 2 Stunden wieder Hunger. Smoothies machen voll aber nicht satt.
Ich habe versucht sie auf die Suchtthematik aufmerksam zu machen, aber sie sagte, da sie nie Süßkram isst, sei das nicht ihr Thema. Dass das selbe aber auch mit einer Obst und smoothiereichen Ernährung passieren kann, wie sie Freelee und Durianrider postulieren, geht vielen Menschen, glaube ich, ab. Viel schlimmer ist aber, dass der Second-Meal-Effect nicht wirkt, weil der glykämische Index zu hoch ist und man den Rest des Tages zu viel Hunger hat zu viel isst und nicht abnimmt.
Ich erzähle diese Geschicht, weil die so typisch ist für soooo viiiele, besonders weibliche Freelee und Durianrider-Anhänger, dass sie mit dieser Ernährung zunehmen und dann noch schlimmer dastehen, als, als sie damit begonnen haben. Und ich schiebe auch das darauf, dass die Obst-und-Smoothie-Geschichte, genau so beim Belohnungssystem anschlägt wie Zucker. Aber weil Obst ja als gesund gilt, wird dann nicht hinterfragt, ob man damit ein Problem hat.
Die meisten Teilnehmer in der Challengegruppe reduzieren ihr Obst ziemlich stark. Ich nicht. Ich hab noch nicht das Gefühl, dass das ein Problem für mich ist, aber ich esse Obst auch nur ungern auf leeren Magen, weil ich finde, dass es den Appetit anregt. Leider ist Obst aber auch so schrecklich praktisch für unterwegs. Naja, es ist ganz und kein Smoothie oder Saft, daher geht das noch...
Schlussendlich habe ich das Mädel versucht zu überreden die Challengeernährung zu machen und sie hat sich meines Erachtens ziemlich gestäubt Gemüse zu frühstücken, weil sie da nie Lust drauf hat. - Und oh, wie fühlte ich mich an mich selbst erinnert und an alle anderen Challengeteilnehmer auch. Die Vorstellung turnt und genau so ab, wie auf morgendlichen Kaffee verzichten zu müssen. Das ist ebenfalls die Sucht.:-)
Naja, die Moral von der Geschicht ist, dass ich nie wieder jemandem glaube, dass er das und das Ernährungsprogramm befolgt, sondern konkret fragen muss: "Was isst du an einem typischen Tag" - Viel zu viele Leute wissen gar nicht, wie das Programm heißt, was sie machen. Viele sagen nur HCLF (high carb low fat) und das ist eigentlich das schlimmste Wort, weil darunter auch Zucker und Weißmehl fallen würde! Mir wurde letzten von Google ein Link zum Thema High Carb Ernährung vorgeschlagen. Jetzt ratet mal, auf welcher Seite ich gelandet bin?! - Auf der von Weight Watchers!:-) Streng genommen passt das sogar...;-)
Menü des Tages am 24. April
Brokkoli mit Tomaten
Haferflocken mit Banane, Zimt, Sunwarrior und Wasser
1 Apfel
2 Bananen
Brokkoli, Hirse, Quinoa und Linsen
Bananensofteis
1 Apfel
Chinakohl mit Kümmel, Kichererbsen, Hirse und Quinoa
Meine Appetitlosigkeit ist vorbei, ich habe immer noch viel Durst und habe gestern den ganzen Tag in der Sonne gelernt. Mobile Datenübertragung ist einfach die geilste Erfindung der Welt! Vor allem auch, weil wir gestern in Geschichte und Ethik der Medizin das Thema hatten, wie uns die Industrialisierung krank gemacht hat, weil man vor 100 Jahren in Städten in grauenvollen, gesundheitsschädigenden Umständen leben musste und kein Sonnenlicht, kein frisches Wasser und sonstige schädigenden Umstände in Kauf nehmen musste. 2015 sind wir so weit, dass man dank mobiler Datenübertragung seine Büroarbeit im Park machen kann!:-) - Vielleicht überlebt die Menschheit doch die eigenen Böcke, die sie sich schießt!
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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An dem Tag hast du wohl das wichtigste für eine Ärztin gelernt: Patienten erzählen nicht unbedingt immer die Wahrheit. ;)
AntwortenLöschenJa, genau der Gedanke zu dieser "Lehrstunde" kam mir später auch!:-)
AntwortenLöschenHi Silke,
AntwortenLöschenist ganz witzig, da ich mich selber auch immer frage, wie ich meine aktuelle Ernährung beschreiben soll, wenn jemand fragt...
Krieg ich in einem Wort oder kurzen Satz nicht hin.
Es ist vegan, aber "nur" zu sagen wir mal 98%, da ich wenn ich unterwegs bin kleine Ausnahmen mache, alle 3 Wochen oder so würd ich schätzen (z.B. Milcheis oder so). Zudem konsumiere ich dann und wann Honig...
Damit geht das also schon mal los.
Dann high carb low fat, ja stimmt. Aber weder starch solution noch raw til 4 passt. Frühstücke aktuell grünen Smoothie mit Salaten und Bananen (3 Stk) und Reisprotein... Hält mich wunderbar bis mittags satt. Ab mittags gehts dann mit Stärke los. Das passt aber nun zu keinem der kursierenden Ernährungsprogramme so richtig dazu.
Schlussendlich ist es aber wahrscheinlich auch egal, denn jeder sollte da wohl seinen eigenen Weg finden.
Mein Smoothie macht mich übrigens deutlich mehr satt, wenn ich Grünzeug mit drin habe und das Reisprotein.
Nur 3 Bananen gemixt würden es für mich auch nicht tun...
Kann mir sehr gut vorstellen, wie schwierig es ist da via Fernanalyse in eine Diskussion geschweige denn Hilfestellung einzusteigen. Insbesondere weil viele eben auch denken sie wüssten sowieso alles zu dem Thema schon selbst (besser) durch Recherchen, Youtube etc.
Hoffe du verlierst trotzdem nicht die Lust daran, denn dein Blog ist wirklich goldwert! :)
LG,
Antje