Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
Newsletter
Samstag, 19. September 2015
Neue Studie: LowFat-Diäten führen zu größerem Fettverlust als LowCarb-Diäten
Es ist mal wieder eine neue, sehr spannende Studie erschienen, durchgeführt vom NIH Clinical Center mit Unterstützung des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases um zu prüfen ob LowCarb- oder LowFat-Diäten besser dazu geeignet sind Körperfett zu verlieren. In der Introduction wird bereits darauf hin gewiesen welche Antithesen hier widerlegt werden sollen. Da wird einerseits Dr. Robert Lustigs Forschung angeführt, der Zucker als den Hauptfeind beim Abnehmen sieht, aber auch die Thesen des gelernten Journalisten Gary Taubes, der in seinen Büchern eine LowCarb Theorie unterstützt und Kohlenhydrate als Dickmacher ausruft.
Diese Studie hat gemessen bei welcher Ernährung der Körper mehr Fett verbrennt und nicht bei welcher Ernährung man mehr Körpergewicht verliert, was ja bei LowCarb häufig verzerrt dargestellt wird, weil man dabei mehr Wasser und Muskelmasse verliert, was somit einen größeren Gewichtsverlust auf der Waage bewirkt, aber keinen Gewinn für einen Fettleibigen bringt, da Sinn einer Diät ist Körperfett zu verlieren und nicht Körpergewicht.
Man hat 19 Probanden genommen, 10 Männer und 9 Frauen. Alle übergewichtig. Man hat alle Patienten vor Ort gehabt und ihre Nahrung überwacht, was bei vielen anderen Studien nicht der Fall ist, da sich bei denen einfach nur auf die Aussage des Probanden bezüglich seiner Nahrung, verlassen wurde. Außerdem konnte zuvor nicht eingeschätzt werden, ob der Gewichtsverlust bei verschiedenen Diäten vielleicht auf unterschiedliche Stoffwechseltypen zurückzuführen war.
Daher war das Studiendesign hier wie folgt aufgebaut:
19 Probanden bekamen stationär 5 Tage lang eine Kost, die ihrer üblichen Kalorienanzahl entsprach. Dann wurde die eine Hälfte auf eine LowFat-Diät mit nur 30% der üblichen Kalorien gesetzt und die andere auf eine LowCarb-Ernährung mit 30% der üblichen Kalorien. Und das über einen Zeitraum von 6 Tagen. Fettgehalt bei der LowFat-Diät war 7%, bei der LowCarb-Diät 50%. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Zuckergehalt der LowFat-Diät gleich bleibt, damit die Insulinausschüttung gleich bleibt und der Gewichtsverlust nicht durch eine veränderte Insulinausschüttung bewirkt werden konnte. Die Probanden mussten eine Stunde am Tag auf einem Trimmrad fahren und verbrachten die Zeit in einer metabolischen Kammer, welche ihren Respiratorischen Quotienten maß mit welchem man wiederum feststellen kann wie viele Kalorien verbrannt werden und aus welchen Nahrungquellen, also Fett, Kohlenhydraten oder Eiweiß, diese kamen. Gemessen wurde dann bei der LowFat-Diät ein Fettverlust von 69 g pro Tag und bei der LowCarb-Diät nur 53 g pro Tag. Nach 6 Tagen hatte die LowFat-Gruppe 463 g Fett verloren und die LowCarb-Gruppe nur 245 g.
Danach wurden die Probanden 2-4 Wochen in Ruhe gelassen und dann wurde die Ernährungsweise gewechselt. Die LowCarber bekamen dann 6 Tage lang die LowFat-Ernährung und umgekehrt. Dabei zeigte sich das selbe Muster.
Darüber hinaus hat man dann auch noch Blutwerte genommen:
Bei beiden Ernährungsweisen sank sowohl C-Peptid, Insulin, Insulinresistenz, Leptin, Adiponektin, Gesamtcholesterin und HDL-Cholesterin. HDL und Gesamtcholesterin sank stärker bei der LowFat-Ernährung als bei HighFat und LDL (böses Cholesterin) sank ausschließlich bei der LowFat-Ernährung. Triglyceride sanken nur bei der LowCarb Ernährung. Ketonkörper und Ghrelin (Hungerhormon) stiegen nur bei der LowCarb-Ernährung.
So, und was heißt das nun?
Beides wirkt sich positiv bei Diabetes aus. Gesamtcholesterin lässt sich besser mit LowFat senken, LDL (das böse Cholesterin) ausschließlich mit LowFat. - Leider sinkt dabei aber auch das HDL, ziemlich wahrscheinlich weil Omega 3 und ein bisschen Omega 6 wichtig für die HDL-Synthese sind. Triglyceride scheinen mehr von Zucker als von Fett beeinflusst zu werden (aber sinken auch wieder durch vermehrten Omega 3-Konsum, also ist vielleicht auch das ein Einflussfaktor bei LowFat-Diäten) und Ghrelin, das Hungerhormon, über das ich schon geschrieben habe, als es ums Kauen ging, weil Kauen den Ghrelinspiegel senkt und damit satt macht, stieg nur bei der LowCarb Ernährung an. Das ist mal eine faszinirende Erkenntnis! Physiologisch macht LowCarb offensichtlich mehr Hunger, auch wenn der Heißhunger, der durch Zucker hervorgerufen wird, und nur vom Belohnungssystem ausgeht, ausgeschaltet ist. Und das bedeutet auch, dass Insulin absolut nicht der Bösewicht ist, zu dem die LowCarber ihn machen wollen, da nur bei der LowCarb-Ernährung die Insulinausschüttung geringer war, als bei der normalen Ernährung der Probanden. Trotz höherer Insulinausschüttung nahmen die LowFat-Leute besser ab.
Die LowFat-Fraktion aß also quasi so wie McDougall empfiehlt, inklusive raffinierter Kohlenhydrate und die LowCarb-Fraktion war nicht in Ketose. Man kann also beide Ernährungsweisen noch bearbeiten und bei der LowFat Ernährung die raffinierten Kohlenhydrate reduzieren und für HDL und niedrige Triglyceride noch Omega 3 hinzu fügen.
Diese Studie widerlegt damit Gary Taubes und seine These, dass man nur mit Verzicht auf Kohlenhydrate Fett verlieren kann (obwohl ich nicht verstehe, warum die diesen Journalisten überhaupt ernst nehmen!) und bestätigt alles, was ich über Ernährung weiß und praktiziere.
Menü des Tages am 18. September 2015
Brokkoli und Paprika
Frühstücksbrei von Rapunzel mit Banane, Sunwarrior, Traubenkernmehl, Chia, Paranuss, Seidentofu, Kaktusfeige und Kakaonibs
Kinderriegel
Penne mit Gemüse und weißer Sauce
1 Banane
Penne mit Gemüse und weißer Sauce
Miniromana und Alfalfastprossen mit Avocado, Meeressalat und Salz
handvoll Trauben
Bah, ich hab von einem attraktiven Assistenzarzt einen Kinderriegel geschenkt bekommen, den er mir mitbrachte als er sich selbst im Kiosk ein Weißbrötchen mit Butter und Wurst besorgt hat!;-)
Ich hab nicht nein gesagt, aber, holla die Waldfee, ich wollte danach noch mehr!!!
Es gab aber kein Mehr. Gegen Mehrwollen gibt es bei mir nur 2 Methoden: Die erste, ich habe vorher eine ordentliche Mahlzeit gegessen und das Süße ist das Dessert und zweitens: Es ist einfach nicht mehr verfügbar. So war das gestern. Es war Sprechstunde und es gab nicht mehr. Warum, zum Geier, verkaufen die Kinderriegel in 10 St. Packungen!? - Natürlich kann sich da keiner beherrschen! - Könnte ich auch nicht...Und dann werden sie adipös und krank und schlagen bei uns in der Sprechstunde auf und brauchen eine Magen-OP.
Ich muss möglichst bald eine Bedienungsanleitung für das Belohnungssystem schreiben...
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
wenn Du Dich "fettarm, vollwertig und pflanzlich" ernährst, warum hast du den Kinderriegel dann angenommen und gegessen? Der widerspricht allen 3 Ernährungsprinzipien! Und hättest du ihn nicht angenommen, hättest Du auch nicht mehr gewollt. Für mich sind Nahrungsmittel mit tierischen Produkten inzwischen einfach "keine Nahrung" mehr, so als wenn mit jemand ein Stück Holz anbieten würde.
AntwortenLöschenWeil der ganze Tag über nicht mehr als 10% Fett enthielt und zu 99% vollwertig und pflanzlich war. - Dann handhabst du das offensichtlich anders als ich. Ist dein gutes Recht. Aber lass mich auch meine Ernährung so handhaben, wie ich sie handhaben möchte. Übrigens will ich auch von veganen Schokoriegeln mehr!
AntwortenLöschenLiebe Silke, wenn dich der Vergleich von Low Carb vs Low Fat als Diät bei Adipösen interessiert, sieh dir doch die B-Smart Studie an. Die ist zwar älter als die von dir zitierte, aber mit mehr und metabolisch hervorragend untersuchten Probanden. Unter Anderm mit MRT Messung von Leberfett, Fett im Bauchraum etc. https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00956566
AntwortenLöschenViele Grüße, Louisa
Liebe Louisa,
AntwortenLöschenne, eigentlich hängt mir das Thema zum Hals heraus, weil es nervt immer wieder für etwas zu argumentieren was biochemisch sowieso klar ist. Es werden halt immer wieder Stimmen von LowCarbern laut und immer wieder kommen Studien dazu raus.
Das ist wie mit Cholesterin. Alle wissen, dass es böse ist, kein Mediziner zweifelt es an und dennoch erzählen immer wieder Leute das Gegenteil.
LG Silke