Newsletter

Sonntag, 12. Juni 2016

Zucker, Appetitzügler und Spaß an der Arbeit


Ich muss mich entschuldigen, dass ich nicht zum Schreiben komme. Es ist gerade der erste Teil der Klausurphase. Jede Woche Anfang der Woche ist eine Klausur. Erst kam Dermatologie, dann diese Woche eine mündliche Prüfung in Kinderheilkunde und morgen schreibe ich Gynäkologie. Nebenbei habe ich dann noch Praktika in der Uni und muss in den Bioladen und die restliche Zeit wurde dann eben mit Lernen verbracht und nicht mit bloggen oder joggen. Nach morgen wird es dann ein wenig ruhiger um dann Ende Juli noch mal durchzustarten.

Dabei läuft alles absolut fantastisch. Dem Zuckerverzicht sei Dank!

Was ich diese Woche gelernt habe ist, dass das Lernen eigentlich gar nicht so schrecklich ist, wie ich es immer empfunden habe. Es war nur schrecklich ohne Drogennahrung! - Die ich mir ja bereits jedes Semester vor den Klausuren angewöhnt haben. Ich denke da passiert folgendes;

Ich kriege Angst vor einer Klausur bzw, Angst davor, dass die Lernzeit nicht reicht. Sie reicht ja nie. Das habe ich dieses Semester umschifft, indem ich mir erstens einen Lernplan gemacht habe und mir zweitens gesagt habe, dass es ja auch egal ist, wenn ich die Klausur verhaue. Ich kann sie ja auch nächstes Semester nochmal schreiben. Das ist das Schlimmste was passieren könnte.

Also habe ich nie angefangen mit Drogennahrung sondern lebe weitestgehend wie in der Challenge und jetzt plötzlich ist Lernen gar nicht so grauenvoll. Es macht sogar ein bisschen Spaß, weil ich ja was neues lerne und für Lernen ist das Belohnungssystem von Natur aus ja auch ausgerichtet. Sich etwas Neues anzueignen, steigert die Überlebenschancen!

Ich erkläre mir das also wie folgt:

Mein Belohnungssysem ist derzeit ziemlich clean, ich esse manchmal Obst, wenn es nicht unbedingt sein müsste und ich habe am Montag vor der mündlichen Kinderheilkunde Prüfung auch 500 g Tomaten gegessen ohne wirklich hungrig zu sein, sondern wahrscheinlich aus dem Instinkt heraus mich damit beruhigen zu wollen, aber das geht ja nicht. Also bin ich clean. Ich habe mehr Rezeptoren für Dopamin und Serotonin und bin in der Lage sogar an Lernen Freude zu haben. Gleichzeitig habe ich auch keinen Entzugsschmerz, denn das ist wahrscheinlich das warum Lernen per se so schrecklich ist. Erstens macht es nicht  genug Spaß verglichen mit Kaffee und Schokolade und zweitens nicht, wenn man sich gerade einer Droge entzieht.

Und ich denke wieder: Warum zum Geier weiß sowas niemand?

Genau das Gegenteil ist bei Drogen immer die Lösung. Zigaretten beruhigen nicht, sondern stressen den Körper. Alkohol ist nicht die Lösung, sondern das Problem und mit Zucker ist es genau so: Er ist nicht der Grund warum man das Lernen ertragen kann, sondern er ist der Grund warum man es ohne Zucker nicht ertragen kann. Obwohl ich diese Woche auch gelernt habe, dass bei Chirurgen Amphetamine oder Koks an der Tagesordnung ist...Was ist da schon Zucker?! Und warum sollte man das hinterfragen?

Es ist zuckerfrei Tag 92. Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch nie 92 Tage lang keine Schokolade gegessen. Konnte ich mir auch nie vorstellen. Und es war die drittbeste Entscheidung meines Lebens überhaupt. Die beste war mein Abi nachzuholen und die zweitbeste Medizin zu studieren.

Ich habe das Buch Why Diets Make Us Fat gekauft. Autorin ist Sandra Aamodt, die ich bereits im Zusammenhang mit der Biggest Loser Studie erwähnt habe. Sie erzählt darin von einem abnehmwilligen Herren, dem vor Jahren mal ein Appetitzügler verschrieben wurde. Dieser Appetitzügler fiel mir auf, weil er einen witzigen Namen hat und weil AJ ihn auch früher mal genommen hat auf. Sie sagte, dass sei die einzige Zeit gewesen in der sie so dünn war wie sie jetzt ist. Leider wurde das Medikament vom Markt genommen, weil es schwere Herzklappenfehler verursachen kann.

Der Name diese Medikaments ist Fen-Phen. Beides eine Abkürzung: Einmal für Fenfluramin und dann für Phentermin. Fenfluramiu gehört zu den Amphetaminen und steigert den Serotoninspiegel. Phentermin steigert die Ausschüttung von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin. Allein das macht schon völlig klar, dass Essen eine Sucht ist.

Aber das verrückte daran ist, das auch hier nicht das Belohnungssystem repariert wird. Das Belohnungssystem ist dergestalt verändert, dass es mehr Botenstoffe braucht um noch das selber Befriedigungs- oder Wohlseinsgefühl zu erlangen. Pharmakologisch kann man das therapieren indem man die Medikation dem kaputten Belohnugssystem anpasst und dann mit den Nebenwirkungen lebt. - Fenfluramin ist mittlerweile verboten während. Phentermin ist zusammen mit einem anderen Wirkstoff in den USA seit 2012 wieder zugelassen. In Deutschland ist er schon seit den frühen 70er Jahren verboten, weil man nicht einsieht, dass der Nutzen den Schaden überwiegt.

Man kann aber auch einfach sein Belohnungssystem "defragmentiert" quasi sein Belohnungssystem wieder in den Ausgangszustand indem man mal zur Ruhe kommt und die ganzen Stimulanzen weg lässt,  entschläumnigen, wie Dr. Schymanksi sagt. Oder sich in bewusstem Verzicht übt.

Menü des Tages am 9. Juni 2016

Brokkoli mit Tomate


Glutenfreie Haferflocken, Banane, Carob, Sunwarrior, Chia, Heidelbeeren, Apfel


1 Banane

Salat in der Mensa mit Kartoffeln und Kichererbsen


1 Banane
1 Apfel



250 g Cherrytomaten

Brokkoli im Bioladen mit dem Rest Kartoffeln und Kichererbsen



Die Schattenseite meiner Zuckerentwöhnung habe ich dann aber auch festgestellt. Ich verliere die Lust an dem Bioladen, besonders an der Backtheke. Ich esse derzeit nichts was dort verkauft wir und prime mein Belohnungsystem nicht durch regelmäßiges Naschen darauf, dass Backtheke Spaß macht (weil man da naschen kann). Ich bin mir gerade nicht sicher, ob das vielleicht sogar ein generalisiertes Ding ist, dass ich an dem Bioladen überhaupt nur Interesse hatte, weil da vegane Drogennahrung verkauft wird. Das bleibt in Zukunft abzuwarten...

Da war ein Kind mit seiner Mutter im Bioladen und das Kind hat totalen Terror gemacht, geweint und gequengelt und gebockt und die Mutter hatte eine fast komplett aufgegessene Tüte Eis in der Hand. Weil das Kind keine Ruhe geben wollte hat die Mutter dann irgendwann als Drohung gesagt: "Du kriegst den ganzen Sommer kein Eis mehr" - Mental habe ich sie beglückwünscht. Das wäre wirklich die Lösung für ihr Problem. Ich möchte aber wetten, sie hält es nicht durch...

Alles Liebe,

Silke


2 Kommentare:

  1. Hey Silke,

    wieder mal ein toller Blogeintrag von dir & sehr aufschlussreich! 92 Tage ohne Zucker...RESPEKT!

    Mich würde mal interessieren, ob du dein Studium ausschließlich mit dem Bioladen finanzierst oder ob du auch Bafög bekommst (obwohl dies sicherlich eher nicht der Fall ist, da du ja schon Ü30-bist;)) oder lieg ich da falsch?

    LG aus HH

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Jana,

      ich bekomme tatsächlich Bafög, was möglich ist, weil ich meine Hochschulzugangsberechtigung, also mein Abi erst mit über 30 gemacht habe und sofort nach dem Abi mit dem Studium angefangen habe.

      LG Silke

      Löschen