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Freitag, 15. April 2016

Juhu, England hat eine Softdrink-Steuer!



Ich muss mich entschuldigen, dass ich so lange nicht geschrieben habe. Ich bin Sonntag mit einem mörder Jetlag wieder in Köln eingetroffen, musste am Montag wieder zur Uni und am Dienstag wieder zum Bioladen, bin voll auf Kaffee und total unmotiviert. Heute ist der erste Tag an dem ich ausgeschlafen habe und bin immer noch unmotiviert, was aber daran liegt, dass ich aus meiner Routine raus bin.

Als ich am Montag in die Uni fuhr, fiel mir auf, dass ich einen Teil meines Respekts vor der Schulmedizin verloren habe. Mir fiel die Diskrepanz wieder ein, mit welcher Ineffektivität in der Uniklinik Diabetes und Bluthochdruck behandelt wird, verglichen mit dem True North. Erstaunlicher Weise tat das meinem Ego gut und meinem chronischen nicht-gut-genug-seins-Gefühl, was ja von Leuten ausgelöst wird, die Klausuren stellen, die aber gleichzeitig nicht in der Lage sind Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck zu heilen.

Ich bereite mich derzeit auf die Nachholklausur Pharmakologie vor und ich weiß, dass in 95% der Fälle sowieso keine Notwendigkeit besteht, diese Medikamente zu verschreiben, wenn der Patient seinen Lebenswandel ändert. Natürlich ist es gut, dass es gewisse Medikamente gibt, in Notfällen, wenn ein Patient starke Schmerzen hat oder für eine OP oder vielleicht auch wegen eines Gendefekts. Aber in den meisten Fällen braucht es all das nämlich nicht, sondern es bringt noch mehr Krankheiten und Defekte mit sich. Demzufolge fällt es mir schwer mir die diversen Blutdrucksenker und ihre Mechanismen zu merken, wenn ich doch weiß, dass 2 Wochen Wasserfasten und/oder eine Umstellung der Ernährung das gleich ausrichtet ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Blutdrucksenker zu lernen scheint mir einfach sinnlos! Und meinem Unterbewusstsein auch, weshalb ich mit den Mist nicht merken kann. - Dennoch muss ich das, wenn ich die Klausur bestehen will denn nur wenn ich sie bestehe, kann ich irgendwann als Arzt praktizieren und harmlosere, effizientere Therapien anbringen.

Im Bioladen bekam ich dann hingegen die andere Seite der Medaille zu sehen. Ich hatte die Backtheke inne, ein Kunde kam rein und wandte sich an meine Kollegin im Laden mit einer Frage. Die Kollegin rief mich schlussendlich dazu, weil sie sie nicht beantworten konnte bzw. worauf der Kunde hinaus wollte. Er suchte Getreide, was weder Weizen, noch Roggen noch Dinkel war. Ich kam also dazu, fragte, was der damit machen wolle, ob es darum ginge, dass das Getreide glutenfrei sei oder ähnliches.

Es stellte sich heraus, dass er "Die Weizenwampe" gelesen hatte und jetzt der Meinung war, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit vom Getreide herrühren. Das erste was ich gesagt habe war, dass dieses Buch purer Blödsinn ist, dass sich alles, was Dr. Davis, der Autor des Buchs, an wissenschaftlichen Belegen vorlegt, sich ausschließlich auf Menschen mit Zölliakie bezieht und er sich nicht an den biochemischen Fakten orientiert sondern anekdotisch argumentiert. - Da merkte ich aber schon, dass es in mir brodelte, dass ich nicht die Zeit haben würde medizinisch ins Detail zu gehen und schlussendlich habe ich ja auch nichts gegen eine glutenfreie Ernährung.

Ich bin also möglichst bald dazu über gegangen dem Kunden das glutenfreie Sortiment zu zeigen. Selber backen war nicht sein Anliegen. Dabei erzählte er mir, dass er mehrere Bypässe gelegt bekommen habe und dass Eier ja gesund seien, dass hätte er in irgendeiner Zeitung gelesen und er würde regelmäßig Eier essen, sein Cholesterin sei auf 180 (keine Ahnung ob gesamt oder nur LDL) und bei ihm sei alles in Ordnung. Also habe ich erklärt, dass Atherosklerose sehr wohl mit Cholesterin in Verbindung zu bringen ist, wie auch mit Nahrungsfett und dass es bereits seit 25 Jahren Studien gibt, dass eine fettarme, vollwertige, pflanzlicher Ernährung diese sogar Rückgängig machen könne.

Daraufhin erwähnte der Kunde, dass alle Studien ja von der Pharmaindustrie finanziert und manipuliert seien und fing an über Veganer zu schimpfen, und dass die einen dauernd versuchen wollen zu bekehren. Daraufhin habe ich dann erklärt, dass das durchaus einen Sinn habe, wenn die versuchen würden ihn zu bekehren, denn wenn man bereits einen Bypass gelegt bekommen habe sollte man auf Cholesterin und gesättigte Fette besser verzichten. Sogar die Hersteller von Cholesterinsenkern empfehlen den Verzehr von Eiern zu reduzieren! (Wenn auch nicht auf das Maß, was erforderlich wäre. Nur gerade so sehr, dass man noch Cholesterinsenker einnehmen muss ;-)) Der Kunde erwähnte dann noch, dass ja auch Rauchen schuld sei an Atherosklerose, was natürlich stimmt. - Dann kam Gott sei Dank Kundschaft in die Backtheke und ich musste den Kunden verlassen und dachte schon so bei mir, dass ich bestimmt zu weit gegangen sei. Ich hätte dem Kunden einfach das geben sollen, was er wollte, nämlich glutenfreies Getreide und es dann gut sein lassen, nachher hagelt es wieder Beschwerden! - Dem war aber nicht so.

Er kam später an die Backtheke, mit haufenweisen glutenfreien Produkten beladen und bedankte sich für die kompetente Beratung. Im Anschluss erzählte er mir, dass er extra darauf achte, den fetthaltigen griechischen Joghurt zu kaufen, denn der enthalte weniger Zucker. - Ich war kurz davor wieder auszurasten und habe mich beherrscht und möglichst ruhig versucht zu erklären, dass das aber doch das böse gesättigte Fett sei und dass wir durchaus Joghurt im Sortiment haben, der keinen Zucker UND kein Fett enthalte. Man müsse ja nicht den Teufel mit dem Belzebub austreiben und Zucker durch Fett oder Fett durch Zucker ersetzen, wenn beides ungesund ist. Haferflocken mit Obst und Nüssen sei ein gesundes fett- und zuckerfreies Frühstück - Der Kunde suchte dann also im Kühlregal nach zuckerfreiem Joghurt und hat ihn nicht gefunden aber natürlich hat unser Naturjoghurt keine Zuckerzusatz. Das meinte er aber nicht, so stellte sich heraus, sondern er hat sich den pauschalen Gehalt an Kohlenhydraten und davon dann die Zucker angeschaut. Das ist natürlich kein "Zuckerzusatz" sondern die in der Milch enthaltene Laktose und selbst wenn ich kein Fan vom Verzehr von Milchprodukten bin, ist Laktose sind das Problem bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Lange Rede kurzer Sinn: Was soll auch passieren, wenn Ärzte die nicht wissen wie man Bluthochdruck heilt auf Patienten treffen, die von laienhaften Information völlig fehlgeleitet sind? - Gar nichts! Die Pharmaindustrie lacht sich ins Fäustchen und freut sich über ihre Gewinne. Und man kann es ihr noch nicht mal übel nehmen...

Aber eigentlich sollte diese Post davon handeln, dass Jamie Oliver es in England tatsächlich geschafft hat. Der Staat hat eine Zuckersteuer auf Softdrinks erhoben und das setzt nun hoffentlich ein Beispiel für die gesamte restliche Welt. Das Deutsche Ärzteblatt schreibt, dass Diabetesorganisationen diese Softdrinksteuer begrüßen. - Wenn Ärzte und Patienten nicht auf einen Nenner kommen, muss der Staat halt den Nenner vorgeben. Und ich bitte darum, das in Deutschland auch zu tun, statt über Ärztemangel zu jammern. Wir haben keine Ärzte, wir haben kein Geld für die Bahndlung und wir haben eigentlich auch keine Menschen die scharf darauf sind krank zu sein. Oder???

Aber muss das ganze wirklich von einem Koch mit einer humanitären Ader losgetreten werden? - Fühlt sich da sonst niemand für zuständig? - Das wäre schon echt traurig...

Menü des Tages am 14 April 2016

Brokkoli
Tomaten


Haferflocken mit Banane, Datteln, Sunwarrior, Paranuss, Erdnussbutter, Kokosflocken, Leinsamen, Zimt


Linsen-Brokkoli-Eintropf mit Erdnussbutter und glutenfreien Nudeln


Ein unbelegtes Brötchen



Insgesamt 3 Kaffee mit zuckerfreier Mandelmilch

Ich schleiche den Kaffee gerade aus. Ohne Kaffee wäre ich in der Uni und auf der Arbeit eingepennt. Jeden Tag gibt es eine halbe Tasse Kaffee weniger.

Ich bin grundsätzlich ein Fan vom Ausschleichen und werde auch noch mal ein Video darüber machen, weil das Ausschleichen von Nicotinkaugummi auch ein Mittel war, welches ich verwendet habe um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich glaube, dass kann grundsätzlich auch eine Methode sein, sich ungesundes Essen abzugewöhnen. Also, jemand der täglich in 3 Mahlzeiten Fleisch isst, reduziert dies auf 2 Mahlzeiten und dann halt immer weiter um sich nach und nach um zu gewöhnen und nicht mit allen Entzugserscheinungen und Gefühlen gleichzeitig konfrontiert zu werden. Bei Kaffee und Nikotin hat das bei mir immer sehr gut funktioniert und schlussendlich auch vor 27 Jahren, als ich Vegetarier wurde, auch wenn ich damals kein bewusstes Ausschleichen praktiziert habe. Ich bin aber auch nicht von einen Tag auf den anderen Vegetarier geworden, weil ich einfach zu oft verführt wurde. Ein ungeplantes Ausschleichen also. Den Verzicht in kleine Bröckchen aufteilen und erst wenn man sich stabil fühlt, wieder einen Schritt weiter gehen...

Mein Zuckerverzicht läuft dagegen großartig und ich durfte mit Begeisterung feststellen, dass ich an der Backtheke nicht verführt war Kuchen zu naschen. Wobei, ich habe einen Kuchenkrümel von vielleicht 5 mm Durchmesser gegessen, der irgendwo rum lag und wurde sofort getriggert. Die Menge war aber so gering, dass nach etwa 5 Minuten der Wunsch nach mehr aufhörte.

Was nicht heißt, dass ich gar keinen  Zucker verzehrt habe, denn er ist ja als "Würze" auch in anderen Sachen drin. Ich habe auf das verzichtet, was Dr. Klaper als "Zucker als Nahrungsmittel" bezeichnet. ½ TL Zucker als Zutat, um den Geschmack zu verbessern, ist nicht das Problem. Das Problem ist Eis, Schokolade, Kuchen, Bonbons etc. ½ TL Zucker als Zutat in einem Lebensmittel ist quasi das Selbe wie Obst. - Und die Sache ist die: Erst, wenn man Zucker weglässt, hat man keine Gelüste mehr darauf. Punkt. Die einzige Lösung für den Ausstieg ist das Weglassen. Und das könnte auch ein Problem beim Ausschleichen von Zucker sein, denn dann muss man mit seinem Verstand gegen die Gelüste kämpfen. - Oder alternativ eben erstmal zu Obst greifen. Da ist die Frage, was leichter ist.

Heute ist zuckerfrei Tag 35 und dessertfrei Tag 25 und ich habe meinen Frieden damit gemacht nie wieder "Zucker als Nahrungsmittel" zu verzehren. Frei von Gelüsten zu sein ist wirklich ungleich angenehmer.

Alles Liebe,

Silke


2 Kommentare:

  1. Willkommen zurück...

    Tja mit Deinem Kunden... es ist immer das gleiche... viele Informationen die zu sortieren sind und als Laie sich da zwischen den vielen Aussagen zurechtzufinden und zu orientieren ist schon nicht leicht.

    Das größte Problem iost aber, das die Menschen dann nach "gesunden" Alternativen zu den schlechten Angewohnheiten suchen. Also Gesundes Brot, gesunden Jogurt, gesunden Käse, gesundes Fleisch, gesunde Milch, gesunde Würstchen, gesunde Pommes, gesundes Fett, gesunden Zucker(ersatz), gesunde Marmelade, gesunden Kuchen und gesundes Nutella.

    Ich lese ja gerade Dr. Gergers "How not to die" - geiles Buch. Und wenn Du das nimmst und umsetzt - dann heisst es eben Obst/Beeren, Gemüse, Gemüse, Gemüse, Getreide, Pilze sowie ein paar Nüsse und Saamen. Und das ist wieder das Problem... die meisten Menschen wollen nicht Ihr bisheriges Tun bzw. die Gewohnheiten nicht in Frage stellen - macht doch jeder....

    Wenn Du da einen (generellen) Zugang zu den Menschen finden würdest (bevor es oft zu spät ist)... also dann hast Du etwas geschafft... das währe so Wahnsinnig... wow!

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    1. Ja, da war noch ein anderer Kunde im Bioladen, dem sein Arzt untersagt hatte fettigen Käse zu essen. Er hat dann welchen gekauft, der nur 30% Fett in Tr. hatte und davon dann 500 g!

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