Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Montag, 20. Juni 2011
Leistungssport...und Eiweiß...
Hallo Liebes,
Tag 807: Wieder ein “oh je, wie komme ich aus dem Bett Tag“ – 5 Uhr kann niemandes Zeit sein. Das geht so was von gegen meine biologisch Uhr!
Ich hab wieder den ganzen Tag geputzt und ich schätze ich muss noch 2 Umzugskisten kaufen und kann dann alles verstauen. Das werde ich heute nach der Arbeit noch schnell erledigen, weil ich wahrscheinlich erst Mittwoch Abend wieder zurück nach Köln komme und bei uns ist am Donnerstag Feiertag. Die Geschäfte haben zu. Und gerade weil Donnerstag Feiertag ist, wollte ich eigentlich an dem Tag das Rohkostseminar in Hamburg geben.
Gestern habe ich vom Veranstalter eine Nachricht bekommen, dass er es absagen will, weil sich so wenig Leute angemeldet hätten. Die Angst vor ehec sei wohl einfach zu groß. Nun, ich denke mir wieder mal: „Wer weiß, wozu es gut ist“. Er will es aber auf jeden Fall nachholen. Allerdings bringt mich das jetzt finanziell nicht unbedingt weiter.
Ich war dann aber gestern wieder 1:20 h joggen und das ohne jegliche Schwächegefühle, wie ich sie früher schon mal hatte, wenn ich sehr lange gelaufen bin. Besonders im Sommer. Ich neige dazu bei sehr großer körperlicher Belastung Kopfschmerzen zu kriegen, so ähnlich wie wenn man einen Sonnenstrich hat. Ich wusste nie ob das was mit Entgiftung zu tun hat oder eher mit Mangel oder woher es überhaupt kommt. Ich fange an dahin zu tendieren, dass es vielleicht wirklich eine Schwächereaktion ist. Zudem bin ich ohne Wasserflasche joggen gegangen, was ich früher bei so langen Läufen nicht gemacht habe und auch nicht konnte. Früher und besonders letzten Sommer bei Obstrohkost, aber auch bei vielen Trockenfrüchten hatte ich immer entsetzlichen Durst. Und durch dann entstehende Kopfschmerzen noch mehr.
Also, war das eine Form von körperlicher Schwäche, oder besser gesagt, Überlastung?
Matt Monarch postete vor ein paar Tagen dieses Video:
Darin geht es darum, dass bei Rohkost der Mensch immer sensibler wird und Umweltbelastungen oder Fast Food oder so was nicht mehr so leicht wegstecken kann, weil er so rein und so entgiftet ist. Dafür reinige sich der Körper eines Rohköstlers aber nach solchen Erfahrungen auch wieder schnell davon. Und ich frage mich jetzt: Wird der Körper wirklich sensibler, oder wird er einfach nur schwächer?
Das ist schon verrückt mit der Rohkost, da sie dem Körper zunächst mal, wenn man darauf umstellt, so unglaublich viele gute Sachen gibt, dass er sich aufbauen kann, regenerieren und auch entgiften kann. Er bekommt plötzlich Nährstoffe, die er viel zu lange in unserer industriellen Zeit nicht bekommen hat und alles läuft super. Wehwehchen verschwinden, man wird wacher, energetischer, die Haut klar auf und viele andere Dinge mehr. Und dann nach mehrere Jahre stellen sich doch wieder irgendwelche Zipperlein ein. Kleinigkeiten, aber da man perfekte Gesundheit gewohnt ist, fällt es einem auf. Wie auch Viktoria Boutenko die daraufhin den Greensmoothie erfunden hat.
Ich glaube man kann wirklich an optimaler körperlicher Leistungsfähigkeit die optimale Gesundheit erkennen und nicht nur am Gefühl. Das kann sehr trügerisch sein. Wenn ich bei 100% Rohkost keine optimale körperliche Leistungsfähigkeit habe, dann muss irgendwas fehlen.
Ich habe mir gestern Abend dann doch noch wieder Brendan Braziers Buch The Thrive Diet: The Whole Foods Way to Losing Weight, Reducing Stress, and Staying Healthy for Life, der ja nun Triathlet ist. Er kam nicht zur veganen Ernährung um Tiere zu schützen oder aus moralischen Bedenken, sondern, weil er auf der Suche nach optimaler Sporternährung war. Er hat irgendwann mal festgestellt, dass fast alle Sportler gleich trainieren, aber doch sehr unterschiedlich essen. Ihm fiel auf, dass er mit unterschiedlichen Ernährungsweisen unterschiedlich lange Erholungsperioden hatte. Als er die rein pflanzliche Ernährung ausprobierte, wurde ihm von allen Seiten gesagt: „Das klappt nie, das geht nicht gut“ und nach 2 Wochen fühlte er sich schwach. Aber gleichzeitig gefordert pflanzliche Ernährung für Sport zu optimieren, denn bei pflanzlicher Ernährung war die Regenerationszeit am geringsten und je schneller der Körper regeneriert ist, desto früher kann der Athlet wieder trainieren und umso besser wird er. Wenn er optimal ernährt ist und keine Mängel leidet.
Ich für meinen Teil, gehe davon aus, dass er es durchaus auch 100% roh probiert hat aber dadurch Leistungseinbußen hinnehmen musste und mit der Integration von glutenfreiem Getreide einfach besser fährt. Ich dachte gestern beim Joggen so bei mir: Es ist also doch das Eiweiß! Das ist doch verrückt!
Immer diese Behauptungen, dass es Eiweißmangel nicht gibt. Es wird sich immer darüber lustig gemacht, dass die Schulmedizin keinen Namen dafür habe, man ist ja damit auch nicht krank, aber man ist auch nicht richtig Leistungsfähig. Jeder kann ein paar Minuten lang joggen gehen, aber was man wirklich leisten kann wird bei Hochleistungssport klar. Da sitzt der Indikator für Eiweißmangel, von ausfallenden Haaren und brüchigen Nägeln mal abgesehen. Er existiert und er kommt schleichend. Er ist aber auch leicht aufzuspüren und meines Erachtens leicht zu beheben.
Mit veganer Rohkost aber nicht so leicht, wie wenn man Getreide mit in die Ernährung einbezieht oder eben Fleisch. Ich persönlich bin kein Fan von Fleisch, daher bleibt das mal außen vor. Das mit dem Getreide …hm…..
Es macht ganz fantastisch satt, besser als Nüsse es können und es hat weitaus weniger Kalorien als Nüsse. Und es ist billiger. Ich schwöre, es ist das Eiweiß was so gut sättigt und ich schwöre auch der Eiweißmangel ist es, der bei Obstrohkost nach 2 Stunden wieder hungrig macht. Deshalb sagt Graham man müsse riesige Mengen an Obst vertilgen.
Und parallel dazu erinnere ich mich an einen Thread in einem amerikanischen Rohkostforum vor mindestens 8 Jahren. Er war von einer Frau, die schilderte, dass immer wenn sie 100% vegane Rohkost essen würde, sie beobachten könne, wie ihr die Haare anfingen auszufallen und ihre Fingernägel brüchig würde . Sie hätte überhaupt nicht das Problem, dass es ihr nicht gelingen würde sich an 100% ige Rohkost zu halten, sie hatte keinerlei Gelüste auf was Gekochtes, sie wolle aber nun auch nicht, dass ihr die Haare ausfallen und so würde sie dann doch eben was Gekochtes essen, dann ließe der Haarausfall nach.
Ihr wurde daraufhin von anderen Forumsteilnehmern gesagt, dass sei ein Entgiftungsprozess. Ich konnte an mir selber feststellen, dass sich Haarausfall bei mir eingestellt hat bei radikalen Ernährungsumstellungen. Sowohl auf 80/10/10 als auch auf low carb, daher kann es mit Entgiftung nicht viel zu tun haben. Ich glaube aber, dass sich der Körper durchaus auf andere Formen der Ernährung umstellen und auch anpassen muss. Entgiftung ist da wohl doch zu weit hergeholt und wahrscheinlich sind radikale Ernährungsumstellungen sowieso immer suboptimal.
Bei der Umstellung auf Rohkost ist mir das nicht passiert, aber das konnte ich auch gar nicht von einem Tag auf den anderen. Weil der Körper es wahrscheinlich auch gar nicht konnte. Aber immer diese Entgiftungstheorie ran zu ziehen, kann es doch sicherlich auch nicht sein. Die Leute, die ich kenne, die erfolgreich seit Jahren Rohkost praktizieren sind nicht vegan, oder zumindest nicht dogmatisch vegan, sondern essen dann tierische Produkte, wenn es sie danach verlangt. In tierischen Produkten ist faktisch mehr Eiweiß drin.
Man kann das sicherlich auch mit veganer Rohkost hinkriegen, aber es bedarf einer großen Achtsamkeit und eines großen Wissens. Und es schmeckt sicherlich auch nicht so gut. Wer will schon immer Sprossen essen? Durch 100 g Getreide, egal ob roh oder gekocht, kann ich 10 g Eiweiß aufnehmen, durch 20 g Hanfprotein auch. Ich empfinde beides in der Ernährung zu haben als unglaublich sättigend. Und eben auch fettärmer. Vielleicht ändere ich meine Meinung irgendwann, aber zur Zeit scheint es mir sehr sinnvoll das beizubehalten.
Was gab’s zu essen?:
2 Grüntee mit Steviosid
10 Uhr: Püree aus 2 Bananen, Erdmandeln, Haferkeimen, Hanfprotein und Zimt
14:30 Uhr: 1 TL Rawtella
Misosuppe
14:45 Uhr: Salat aus Buchweizennudeln mit Algen, ½ Paprika, Blattsalat, Möhre, Senf, Salz, Olivenöl
19:30 Uhr: Meeresspaghetti aglio e olio
1 Mango
1 Banane
Ich hab keine Blähungen, keine Schwächeerscheinungen beim Joggen und Fingernägel, die ich gestern kürzer feilen musste, damit sie mich nicht stören.
Aber seltsamerweise fragt mich jetzt meine wahrscheinlich Vormieterin, ob ich ihre Küche übernehmen möchte. Dass faszinierende an ihrer Küche ist tatsächlich, dass sie keinen Herd hat. Da die Küche recht klein ist, hat sie sich dafür entscheiden, keinen Herd aufzustellen sondern mehr Fläche auf der Arbeitsplatte haben zu wollen. Sie hat zwei Induktionskochplatten, die sie nach Lust und Laune aufstellen kann um zu kochen oder eben nicht. Die perfekte Rohkostküche also, auch ein bereits lange gehegter Wunsch von mir. Und wie das immer so ist, taucht der Wunsch ja erst auf, wenn man nicht mehr darauf versessen ist. Also, was soll ich sagen?
Verträge sind immer noch nicht unterschrieben, daher ist immer noch nichts in trockenen Tüchern.
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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Hi Silke,
AntwortenLöschenich halte von diesen Entgiftungsmärchen ebensowenig. Leute, die das immer wieder kolportieren, zeigen in meinen Augen nur damit ihre Unwissenheit über die Körpervorgänge. Rein biologisch ergibt es überhaupt keinen Sinn, Haarausfall oder schlechte Fingernägel als Entgiftungssymptom zu sehen...
Es mag sein, dass Brendan Brazier mit rein pflanzlicher Kost besser fährt und evtl. sogar leistungsfähiger ist. Aber worauf genau ist das zu schieben? Evtl. ja sogar auf nun wegfallende - falsche - Kombinationen wie z.b. tierisches Eiweiß mit Getreide? Gerade solche unverträglichen Kombis ruinieren in der Summe langfristig viel mehr die Gesundheit als ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine Nahrungsgruppe an sich... Wobei ich nicht abstreiten will, dass es sicherlich Typen gibt, denen es mit einem geringen Anteil tierischer Nahrung besser gehen kann. Allerdings ist es im großen und ganzen so, dass man umso mehr Eiweiß (und natürlich auch Gesamtkalorien) benötigt, je mehr körperliche Leistung man bringt. Von daher ist es umso schwerer, vegan oder rohvegan zu sein, je aktiver man ist.
Du sprichst von Getreide als gutem Eiweißlieferanten. Die biologische Wertigkeit ist allerdings recht niedrig (Lysin fehlt). Ich persönlich empfinde daher und weil 10 % auch nicht so rasend viel sind, Getreide nicht als gute Eiweißquelle. Außerdem hat meine lacto-vegetarische Ernährung unter Einbezug von Getreide in der Vergangenheit in Verbindung mit Sport/Regeneration langfristig ganz klar nicht hingehauen.
Wie stehst Du denn zu Hülsenfrüchten? Sie haben dann doch mehr Eiweiß als Getreide.
Laut Ayurveda sollen Mungbohnen so toll sein - besonders entgiftend ;)
Und/oder vielleicht sind ja solche Energiebällchen wie ich sie neuerdings mache, auch was für Dich? Ich denke oft, wenn ich sie esse, an Deine Aussage, dass Sushi das perfekte Essen vom Makronährstoffverhältnis sei, weil diese Bällchen offenbar auch perfekt sind (man will oder braucht nichts anderes dazu). Meine haben zwischen 10 und 12 % Eiweiß, außerdem sind viele Kräuter und andere tolle Sachen drin.
Ich denke auch weiterhin, je breiter die Lebensmittelpalette ist, desto eher bekommt man, was man braucht. Dabei gilt es, das für einen perfekte Maß zu finden, richtige Kombinationen einzuhalten, die Speisen schmackhaft anzurichten/zuzubereiten und natürlich seine Schwerpunkte auf die individuell typgerechten Lebensmittel zu legen.
Was ist mit Eiern? Der Eiweißgehalt ist zwar nicht überragend, die Wertigkeit aber hoch - außerdem sind sie auch sonst wahre Vitaminbomben. Carotin selbst kann nur zu geringem Teil in Vit. A umgewandelt werden - Eier enthalten direkt Vit. A. Außerdem Vit. D und E, B12, Chrom usw.
Für mich ein richtiges Superfood.
Grüße
C.
Achja, noch etwas zum "sensibler werden auf Rohkost": Ich glaube nicht daran. Petra wird Dir sicher auch noch was dazu schreiben.
AntwortenLöschenIch glaube (u.a. auch wieder aus Eigenerfahrung), dass man nur hypersensibel werden kann, wenn etwas sehr aus dem Gleichgewicht geraten ist. Und da kann ein Nährstoffmangel (besonders Eiweißmangel), aber auch eine Doshastörung die Ursache sein.
Rohkost fördert Vata sehr. Für überwiegende Vatatypen ist eine reine Rohkosternährung kontraproduktiv, weil sie Vata ins Ungleichgewicht bringt. Und ein Symptom davon ist Hypersensibiliät.
Hallo Caitanya,
AntwortenLöschenLysin ist laut Brendan Brazier in Amaranth enthalten!
Ich finde Getreide ist ein ziemlich guter Eiweißlieferant im vergleich zu so vielen anderen rohen Produkten.
Rohe Eier haben mich nie besonders gereizt.
Hülsenfrüchte habe ich parat stehen, bin aber bisher noch nicht dazu gekommen sie zu kochen. Das dauert noch weit länger als Getreide zu kochen und ich bin ja eh kein Fan vom Kochen!
LG Silke
Lysin ist eben hitzeempfindlich. Ich weiß jetzt nicht ganz genau, wo die Grenze ist, meine aber mal mitbekommen zu haben, dass Lysin nach ca. 20 Min. erhitzen zerstört wird.
AntwortenLöschenIsst Du Amaranth denn roh?
Ich meinte keine rohen, sondern gekochte/erhitzte Eier.
Bei Hülsenfrüchten kann man die Kochzeiten durch 24stündiges Einweichen erheblich verkürzen. Ich finde es auch nicht gut, so lange Strom für Nahrung zu benötigen.
Die Mungbohnen brauchten, vorher eingeweicht, nur 20 Min.
Kein Kochen = keinen Mann!
AntwortenLöschenIn Beziehungsbüchern steht das ein bisschen anders:
AntwortenLöschenJe weniger Kochen, desto mehr Einladungen zum Essen!;-)))