Hallo Liebes,
Tag 539: Viele Gedanken gehen mir immer noch durch den Kopf. Über Menschen, die Gesellschaft und darüber, warum Rohköstler in vielerlei Hinsicht nicht besser sind als Otto Normalverbraucher und woran das liegen könnte. Und auch Gedanken über mich, das Gesetz der Anziehung und Robert Betz.
Ich hab mir die Mühe gemacht einen Raum für das Potluck zu organisieren, habe die Miete vorgestreckt, die Leute eingeladen etc., auch weil ich teilweise darum gebeten wurde, auch weil ich es gern mache – aber meine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt, was auch einfach daran liegen kann, dass ich Befürchtungen hatte. Ich habe ja immer Befürchtungen, wenn es um Geld geht und die werden auch immer bestätigt. So ist das nun mal beim Gesetz der Anziehung und man muss daraus lernen, dass auch das Eintreten der schlimmsten Befürchtungen kein Weltuntergang ist! Bei den letzten Potlucks war meine Befürchtung, dass ich nicht alle Leute unter kriege, was doch immer irgendwie geklappt hat, jetzt war es das umgekehrte. Ich hab befürchtet, dass nicht genug Leute kommen um die Raummiete wieder einzuspielen und genau das war dann auch der Fall. Bei den letzten beiden Potlucks waren 25 Leute da, somit ließ sich davon ausgehen, dass diesmal mehr kommen, rein rechnerisch zumindest, und genau das war natürlich nicht der Fall.
Nun, von so was muss man ausgehen wenn man ein wirtschaftliches Risiko eingeht und Vorwürfe brauche ich auch niemandem machen als mir selbst. Schließlich mache ich die Potlucks, weil ich mit anderen Rohkostliebhabern zusammen kommen will. Also aus reinem Eigennutz, enttäuschend, auf einer menschlichen Ebene wird es dann, wenn Leute persönlich zusagen aber dann nicht erscheinen auch wenn sie sich bisher als zuverlässig erwiesen haben und es dann mal doch nicht sind. Aber, wer sich nicht täuscht, kann auch nicht enttäuscht werden, sage ich mir dann immer. Ich habe mich in einigen Menschen getäuscht und deshalb brauche ich ihnen auch keinen Vorwurf zu machen. Ich bin halt so naiv, Vorschusslorbeeren zu verteilen, die ich dann später nicht mehr einsammeln kann. Dafür weiß ich dann beim nächsten Mal bescheid. Leider habe ich aber jetzt auch keinen Kakao und Kakaobutter für den Rezeptwettbewerb und ein Loch im Portemonaie weshalb es mich umso glücklicher gemacht hat, dass mein Chef gestern Abend noch angerufen hat und gefragt hat ob ich für seine erkrankte Tochter in der Videothek heute aushelfen könne.
Ich persönlich kann von mir sagen, dass ich mit und durch die Rohkost in vielerlei Hinsicht ein besserer Mensch geworden bin. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit habe ich in der Schauspielschule gelernt, obwohl ich auch immer darüber strauchele, dass andere Leute es mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit nicht so genau nehmen, aber das ist mein Problem in dem Moment wo ich sitzen gelassen werde. Das Problem habe ich ja auch bei Dates oder wenn ein Typ verspricht das er anruft und es dann nicht tun. Ich schieb schon mal darüber…
Ich stelle aber auch fest, dass es gewisse gesellschaftliche Regeln gibt, an die es sich lohnt zu halten. In diesem Land, vielleicht wegen der preußischen Vergangenheit, stelle ich fest, sind Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit immer noch recht hohe Tugenden vor allem im Geschäftsleben. Sie haben aber auch mit Respekt zu tun und mit dem nicht Einschränken der Freiheit anderer. Termine, die man nicht wahr nehmen kann muss man absagen, wenn man Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht bezahlen kann, muss man darüber Bescheid geben. Im allgemeinen ist es so, dass der Verhandlungspartner dann erleichtert ist, weil er wenigstens Bescheid weiß. Da kann auch jeder von sich auf andere schließen. Jedem ist schon mal was dazwischen gekommen und Verständnis hat auch jeder für die Situation des anderen. Aber sagen muss man es. Das war ja auch das Dilemma mit meinem Exmitbewohner, der mir, bis der Strom abgestellt wurde, nicht gesagt hatte, das ihm das Geld zum Zahlen fehlte. Die sehr tiefe Freundschaft ist daran zerbrochen.
Das hier ist was anderes.
Rohköstler sind im allgemeinen spiritueller und esoterischer als Otto Normalverbraucher. Viele können oder wollen sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen und versuchen sie zu boykottieren oder auch zu unterwandern, was zwar ein tolles Experiment sein kann, so wie der Typ den ich im Rohkostcamp getroffen habe, der seit 8 Jahren keine eigene Wohnung mehr hat. Sowas lehrt einem Unabhängigkeit von materiellen Gütern, welche in der Gesellschaft sehr hoch geschätzt werden. Wer sich aber in der Gesellschaft bewegt sollte auch ein gewisses Maß an Umgangsformen beherrschen und Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen. Dem stimmt sicher auch jeder zu, aber mit dem Leben dessen, sind sich nicht alle einig. Ich bin sicherlich pünktlicher und zuverlässiger als viele andere, einfach, weil ich es sein will. Ich finde es aber auch wichtig meine Mitmenschen zu respektieren, was ihr Ernährungsgewohnheiten betrifft, ihre sexuelle Orientierung, ihre Religion, ihre Weltanschauung und ihre Träume. Und deswegen predige ich Leuten auf einer Party auch nicht die Vorzüge von Rohkost und passe mich den Ernährungsgewohnheiten der anderen ein wenig an. Ich predige Veganern auch nicht den Vorzug von Fleischkonsum oder umgekehrt, was ich auch als Umgangsformen bezeichne. Hadern tue ich deshalb in erster Linie wieder mit mir selbst und dass ich von anderen Grundvorraussetzungen ausgegangen bin. Wer sich nicht täuscht kann auch nicht enttäuscht werden.
Nichts desto trotz waren die Leute die gestern da waren, eine großartige Hand voll Menschen. Wir waren zu sechst und ein großartiger Dreijähriger war auch dabei. Zwei Neue waren auch darunter, die aus unterschiedlichsten Quellen von dem Putluck erfahren haben, was ich sehr witzig fand. Die eine hörte von Alex aus Berlin davon, die andere war letzte Woche in Amsterdam gewesen und hatte erst vorgestern im Mastercare zufällig unsere Gastgeberin beim Amsterdamaufenthalt, vor drei Wochen, kennen gelernt. Tatsächlich hatte ich sie aber schon mal auf einem 80/10/10 Treffen im Frühjahr getroffen – sie konnte sich aber nicht mehr an mich erinnert, weil sie das ganze Treffen durch mit dem Bespaßen der Kinder verbraucht hatte und ich so, als Kinderlose, nicht besonders viel von ihr mitbekommen hatte.
Den Vorteil den es hatte, dass nur wenig Leute da waren war, dass nicht sooooo viel wie sonst durcheinander gegessen wurde;-) Ich habe das Experiment gewagt nur in einer Nahrungsmittelgruppe zu essen, was leicht war, weil kein frisches Obst da war und niemand irgendwas aus Stärke zubereitet hatte. Ein wenig Avocado war aber in einem der Desserts, welche ja als Stärke kombiniert werden soll. Ich habe aber eindeutig festgestellt, dass das mit der Verdauung so viel leichter funktioniert. Zum ersten Mal hatte auch jemand eine Flasche Wein mitgebracht und da ich, besonders in Situationen in denen ich mit schwierigen Gefühlen zu kämpfen habe, Alkohol nicht abgeneigt bin, habe ich was davon getrunken – und ich habe auch Zigaretten geschnorrt, was ich offensichtlich auch immer mache, wenn ich durch Gefühle belastet bin, die von anderen Menschen verursacht werden. Wie gesagt, weiß ich aber auch, dass verantwortlich für die Gefühle, nur ich bin – außer sie nach Möglichkeit zu vermeiden, weiß ich nicht anders damit umzugehen…
Erfrischend finde ich es immer wieder, wenn jemand mir auf einem Potluck erzählt, er habe gestern Abend noch Pizza gegessen – wofür es auch die unterschiedlichen Gründe geben kann – unter anderem auch sehr häufig emotionaler Natur. Zum einen weiß ich dann, dass ich keinen, wie auch immer gearteten, Dogmatiker vor mir sitzen habe, zum anderen, dass auch mit mir dann nachsichtig umgegangen wird. Rückfälle in schlechtes Essen oder Gelüste habe ich so gut wie gar nicht, aber über Zigaretten strauchele ich immer wieder. Was dem einen die Zigaretten ist dem anderen die Pizza. Nicht jeder ist immer, jederzeit in der Lage für sich die 100% besten Entscheidungen zu treffen und da das normal ist, weil fast jeder es hat, ist es auch völlig sinnlos sich selbst oder anderen Vorwürfe dafür zu machen.
Gnädigerweise hat dann jeder der Potluckteilnehmer dann auch mehr zur Raummiete beigesteuert als eingeplant war, sogar die alleinerziehende Mutter, die von Hartz 4 lebt, wofür ich sehr dankbar war. Von den Teilnehmern kam dann auch der Vorschlag, dass ich dann für das nächste Potluck halt um Vorkasse bitten müsste, worauf ich alleine gar nicht gekommen wäre.
Bei dem Vortrag von Victoria Boutenko im März in Hannover, was ja auch eine privat organisierte Veranstaltung war, war es ja auch so, dass man die Karte vorher bezahlen muss und eigentlich ist das ja auch Gang und Gebe. Ich betrachte die Teilnehmer aber eigentlich als Freunde, weshalb mir das nicht in den Sinn gekommen ist...
So ist es jetzt beim Potluck zum Weltrohkosttag leider so, dass ich um verbindliche Anmeldung mit Vorkasse bitten muss um so ein Desaster für das nächste Mal auszuschließen. Wenn dann nicht genug Anmeldungen kommen, muss es wieder zu mir nach hause verlegt werden, aber dann mit begrenzter Teilnehmerzahl, was ja eigentlich auch nicht im Sinne des Erfinders ist, aber was soll ich machen. Wenn ich es nicht in die Hand nehme, verläuft es sich wieder im Sand und wie ich oben schon sagte: Mir machen die Treffen große Freude und ich will sie allein, für mich selbst, schon regelmäßig stattfinden lassen.
Dafür kamen meine Leinsamencracker großartig an und Mel hat sogar in ihrem Post geschrieben, sie seine besser als die von Lifefoods. Besser als Lifefoods, besser als Keimling!! – Was will ich mehr?
Was gab’s zu essen?:
3 Bananen
1 Grüntee
1 Eisen/B12 Tablette
1 Grüntee
1 Banane
21 Zwetschgen
13:00 Uhr: Salat aus 3 Miniromana, Möhre, rote Zwiebel, Amaranth und einem Dressing aus Kokosöl, Stevia, Himalayasalz, Cayenne, Apfelessig
4 Haferkekse
Brennesseltee
Diverses vom Potluck
2 Datteln
Das mit der Trennung von Stärke und Nüssen/Trockenfrüchten hat super geklappt und ich hatte nur halb so viele Blähungen wie am Vortag. Die neue Variante der Haferkekse war auch noch leckerer und diesmal aus dem Dörrgerät, was den Vorteil hat, dass weniger Fett drin ist. Ausgereift ist das Rezept aber auch noch nicht ganz. Ich probiere parallel dazu auch noch eine zweite Variante mit gekeimtem Hafer, da Hafer ja ein glutenhaltiges Getreide ist und Getreide, in den Augen der meisten, nicht zur idealen Nahrung des Menschen gehört.
Eine Teilnehmerin des Potlucks erzählte mir gestern, dass sie bei sich festgestellt habe, dass sie von Getreide Pickel bekäme und das auf Glutenintolleranz schiebe. So was könnte auch sein. Dr. Norman Walker schiebt unreine Haut ebenfalls auf Getreide, andere eher auf Fett, aber da Glutenintolleranz bei mir in der Familie liegt, ist es mit Sicherheit besser, wenn auch ich, nach Möglichkeit, die Finger davon lasse. Ich denke aber auch noch über Buchweizen und Quinoakekse nach.
Ach so, Fotos habe ich natürlich auch gemacht:
Sushi |
Mels köstliche Bällchenkreationen |
Möhrensalat |
Frieden im Mittleren Osten-Salat von mir |
Zucchini- und Möhren-Spaghetti mit einer wahnsinns Currysauce |
Alles Liebe,
Silke
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