Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Samstag, 18. Juli 2015
Ist "glutenfrei" gesünder?
Es war wieder mal I fucking love Science, was mich auf etwas aufmerksam gemacht hat, was interessant ist.
Gluten ist wirklich ein reichlich umstrittenes Thema, vor allem, weil es auch so eine laientheoretiscche Komponente hat. Ähnlich, wie die Rohkostbewegung. Jeder, der irgendeine Verdauungsstörung oder sonst ein Symptom hat schnappt irgendwo im Internet auf, dass irgendwer durch das Weglassen von Gluten Verbesserungen erfahren hat und dann wird überall auf das Glutenfrei-Siegel geachtet und glutenfreie Produkte gekauft und dann hofft man, dass sich was verbessert. Oder es verbessert sich tatsächlich was, was mit dem Placeboeffekt zu tun haben kann oder es kann kurzfristig tatsächlich eine Verbesserung passieren.
Das Goerge Institute for Global Health hat kürzlich eine Studie durchgeführt und sage und schreibe 3200 Produkte untersucht bezüglich ihrer Nährstoffzusammensetzung und glutenhaltige Produkte mit ihren glutenfreien Pendants verglichen. Hauptsächlich deshalb weil sie raus finden wollten, ob eine glutenfreie Ernährung ggf. für Leute, die sich daran halten, aber nicht glutenintolerant sind, gesundheitliche Nachteile mit sich bringen kann.
Tatsächlich sind durchaus Nachteile zum Tragen gekommen:
So enthalten viele glutenfreie Produkte häufig weniger Eiweiß also glutenhaltige, was damit zusammenhängt, dass häufig Reismehl zum Backen verwendet wird und Reis nun mal weniger Eiweiß enthält als viele andere Getreidesorten.
Ein weiterer Nachteil kann dadurch entstehen, dass glutenfreie Produkte, damit sie überhaupt schmecken, einen höheren Zusatz von Zucker und Fett enthalten, da beides das Belohnungssystem anregt und Dinge "leckerer" macht, was natürlich nicht so ausgedrückt wurde, aber von mir selbstredend so aufgefast wird. So enthalten glutenfreie Produkte auch häufig mehr Kalorien.
Ein weiterer Nachteil kann der verhältnismäßig große Verzehr von Reis sein, da Reis, in seinem natürlichen Wachstumsprozess Arsen aus dem Boden in sich anreichert und das Arsen damit auch konsumiert wird und den Nachteil hat ein Karnzinogen zu sein.
Eine unausgewogene glutenfreie Ernährung mit vielen Fertigprodukten hat somit den Nachteil zu weiteren Nährstoffmängeln zu führen und so kann jemand, der sich derzeit glutenfrei ernährt aber keine Verbesserung seines Gesundheitszustandes erfährt auf die Idee kommen seine Ernährung weiter zu "radikalisieren" und so noch mehr Mängel entwickeln.
Ein weiteres Risiko wird darin gesehen, dass jemand der all seine Symptome derzeit auf Glutenintoleranz schiebt, möglicherweise nicht zum Arzt geht und so einer schwerwiegenderen Diagnose nicht gewahr wird wie z.B. Reizdarmsyndrom.
Ich bin dennoch nicht davon überzeugt, dass ein Antiköpertest aus dem Blut notwendigerweise das ausschlaggebende Diagnoseinstrument ist. Mich macht skeptisch, dass diese Gastroenterologe, Dr. Kenneth Fine erklärt ein Antikörpertest aus einer Stuhlprobe sei verlässlicher und diagnostiziert viel mehr Menschen und auch, dass meine Mutter kein Gluten verträgt, aber auch nicht auf per Gold Standard Bluttest auf Zöliakie diagnostiziert werden konnte. Aber sie hat Schmerzen im Darm wenn sie Gluten isst und wenn sie glutenfrei isst nicht. In diesem Artikel wird auch auf die, zugegeben kleine Studie hingewiesen, die leider auch nicht verlinkt wurde, dass die Abstinenz von Gluten sich negativ auf gute Darmbakterien auswirken kann.
Und die Moral von der Geschicht?
- kauft keine glutenfreien Fertigprodukte, da sie mehr Zucker, Fett und weißes glutenfreies Mehl enthalten
- achtet auf ausreichend Eiweißverzehr
- esst nicht zu viel Reis, sondern auch mal Kartoffeln, Quinoa, Amaranth, Buchweizen, Hirse etc.
- und denkt dran, dass es auch Produkte gibt, die von Natur aus glutenfrei sind, aber kein "glutenfrei"-Siegel haben wie Brokkoli, Bananen, Linsen, Kichererbsen, Paprika, Äpfel....und, und, und...
Last but not least ist glutenfrei auch immer teurer.
Menü des Tages am 17. Juli 2015
Brokkoli und rohe Gurke
Glutenfreie Haferflocken, Banane, Heidelbeeren, Chia, Paranuss, Zimt, Sunwarrior, Traubenkernmehl
Mensasalat mit Kichererbsen und vollkorn Basmatireis, Salz
Paprika, Erbsen, Reis, fettfreie Käsesauce, Frühlingszwiebeln, Kartoffeln
Hier ist mein Video von gestern - Alles über "undercarbed" sein:
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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