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Samstag, 13. Dezember 2014

Ist Esssucht real???



Wann war das? Vor 5 Wochen oder so? Als ich mir den ersten Telecall zwischen Chef AJ und Wendy angehört habe und verstört war, weil AJ so klar den Begriff „Esssucht“ verwendete und sich selbst als „Food Addict“ bezeichnete. Mir kam das komisch vor, selbst, wenn ich den Begriff Lustfalle selber schon lang verwende und natürlich auch weiß, dass ich und auch man in emotionalen Situationen isst und sich damit die Stimmung verbessern kann. Ich bin aber auch ein ziemlich skeptischer Mensch. Ich suche immer eher danach, was nicht stimmt. Die meiste Zeit in der ich über Rohkost gebloggt habe ging es darum was der und der Autor schreibt und warum ich das an mir so nicht beobachten kann. Ich war halt skeptisch, warum Rohköstler das eine behaupten aber studierte Naturwissenschaftler diese Behauptungen nicht stützen.

Stellte sich raus, die Rohköstler haben tatsächlich unrecht und auch wenn viele studierte Naturwissenschaftler nicht in der Lage sind sich optimal zu ernähren so ist Rohkost auch nicht optimal. Das Wissen ist aber vorhanden und korrekt und was die Naturwissenschaftler davon abhält entsprechend des Wissens zu essen kann auch nur wieder die Lustfalle sein.;-)

Ich hab mich gestern, während meines erneuten Zuckerentzugs mit den zwei größten amerikanischen Institutionen zu Bekämpfung der Esssucht beschäftigt. Sowohl, dass es sie gibt als auch, dass ich wieder auf Entzug war, überzeugte mich wieder mehr über die tatsächliche Existenz von Esssucht. Es gibt die Food Addicts Anonymus und die Food Addicts in Recovery Anonymus. Beide organisieren Meeting für Esssüchtige, liefern Hintergrundwissen und schieben Essucht auf Zucker, Mehl und Fett. Die Food Addicts in Recovery Anonymus haben einen Fragenkatalog, mit dem man sich selbst als esssüchtig diagnostizieren kann. Außedem gibt es bei denen die Möglichkeit nach einem Meeting bei sich in der Nähe zu suchen und unter anderem gibt es dort auch Treffen in Deutschland zu finden. Nicht in Köln, aber in Bremen, Limburg, Hannover, Augsburg und Tübingen. Irgendwie schräg, dass die größten Städte Deutschlands da irgendwie nicht mit dabei sind. Oder sind das die Städte mit den größten medizinischen Fakultäten, die nicht dabei sein?;-)

Bei den Food Addicts Anonymus gibt es hingegen einen Ernährungsplan um seine Ernährung in den Griff zu kriegen. Der läuft darauf hinaus, dass man vollwertig Essen soll, aber natürlich sind tierische Produkte darin enthalten. In Anbetracht dessen, dass viele Esssüchtige irgendwann aber Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen kriegen, finde ich allerdings, sollte man sich dauerhaft halt auch davon entwöhnen. Vor allem, weil ja auch darin Fett enthalten ist, was süchtig macht und nichts, was der Gesundheit förderlich ist. Keine Ballaststoffe, keine sekundären Pflanzenstoffe und alles was drin ist, wie Eiweiß, kann man auch woanders her kriegen. Mein eigentlich wirklich wirklich kluger Physiologieprofessor hat in der Verdauungsvorlesung explizit auf B12, Kalzium und Eisen hin gewiesen, weil viele Menschen Mangelerscheinungen diesbezüglich haben. (Nicht nur Vegetarier/Veganer) Als Lösung hat auch er Fleisch und Milchprodukte vorgeschlagen. Ich weiß sowohl aus Literatur als auch von meinem eigenen Blutbild, dass das totaler Blödsinn ist. Mein Eisenwert war bei der letzten Blutuntersuchung sogar einen Hauch zu hoch. Kalzium wird häufig nicht aufgenommen, weil es im Körper mit Phosphat Komplexe bildet, wenn Menschen phosphathaltige Nahrung verzehren: Fleisch, Milchprodukte und Softdrinks vor allem. B12 was im Dickdarm auch selbst produziert wird, wird durch die Darmschleimhaut aufgenommen, wobei ich einräumen muss, dass viele Menschen sicherlich eine miese Darmflora haben und dann auch zu wenig B12 produzieren. Es gibt für solche Fälle haufenweise Supplemente.

Und dann habe ich noch die Yale Food Addiction Scale erforscht. Sie wurde 2009 von einer Doktorandin der klinischen Psychologie erstellt um ein Mittel zu haben, Esssucht zu diagnostizieren. Die Yale Food Addiction Scale findet ihr hier. Wie man sie auswertet hat sich mir hingegen noch nicht erschlossen. Ich denke aber sowohl damit als auch mit dem Fragenkatalog der FA kann man schnell erkennen, ob man ein Problem hat. Ich hab ein kleines, ein echt kleines Problem, aber ich kann nicht sagen, dass mich das nicht abfuckt. Das mich nicht abfuckt einfach nicht widerstehen zu können, wenn da Schokokuchen im Bioladen rum liegt! Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie es jemandem ergeht, der noch viel mehr davon isst und adipös und ggf. auch noch krank ist!!!

Und dann hab ich in PubMed auch noch diesen wunderbaren Artikel entdeckt, wo sich ein Herr namens Adrian Meule darüber Gedanken macht wie Esssucht mit anderen Süchten vergleichbar ist ob und wie sich die Kriterien der DSM IV darauf anwenden lassen etc. Er leitet den Artikel mit der Bemerkung ein, dass erst ab 2000 so richtig an Esssucht geforscht wird, vor allem, weil man MRTs etc. verwenden kann um zu schauen, was im Gehirn passiert und dass auch gravierend auffalle, dass sei 2009 der Begriff Esssucht in vielen medizinischen Publikationen auftaucht. Ich hab Food Addiction in den Suchpiloten der Medizinbibliothek Köln eingegeben und mehr als 101 relevante Seiten gefunden!

Nebenbei habe ich auch noch eine Studie gefunden, die rausgefunden hat, dass Essucht und Übergewicht zusammenhängen.;-))) Forschen für Dummies, oder?;-)

Ich hab auch meinen Physiologie-Prof. gefragt, ob man irgendwo in Köln eine Doktorarbeit über Essen als Sucht machen könnte und er empfahl mir entweder die Präventionsklinik oder die Psychiatrie (!). Auch das Max Planck Institut, aber die nähmen eigentlich keine Medizindoktoranden sondern nur Leute aus Harvard oder Stanford.- Da denkste, du bist ganz oben angekommen und dann gibt es immer noch Leute, denen du nicht gut genug bist...tztztz...

Naja, worauf ich hinaus wollte: Wer soll sich denn um die Esssüchtigen kümmern, wenn man sie diagnostiziert??? Die Psychiater kümmern sich um Magersüchtige, Bulimiker und Binge Eater. Aber was ist mit alle den Leuten, die beim Kardiologen oder beim Diabetologen oder bei ihrem Hausarzt aufkreuzen? Den Leuten, denen der Hausarzt sagt: Sie müssen abnehmen!

Ich glaube diese Zuteilung ist auch einfach ein Problem. Auch, dass es zu wenig Selbsthilfegruppen gibt, auch, dass die Krankenkassen nicht Maßnahmen ergreifen. Auch die DGE sollte sich mal wundern, warum sie Ernährungsempfehlungen aussprechen an die sich kein Schwein hält. Aber seit 2009 sind ja auch erst 5 Jahre vergangen. Als ich anfing zu bloggen gab's die Yale Food Addiction Scale noch nicht. Also schauen wir mal, was das alles noch mit sich bringt...

Menü des Tages am 12. Dezember 2014

6:00 Uhr: Brokkoli mit Salz und Chili


Haferflocken mit Himbeeren, Banane. Kakaonibs, Reissirup, Sunwarrior, Sojacuisine, 1 TL Chia


2 Tee

8:30 Uhr 1 Banane

11 Uhr: 375 g Brokkoli mit Salz und Chili
1 Banane
Gemüsepfanne auch Lauch, Paprika, Pastinake, Blumenkohl, Chili-Paste, Sojasauce, Sojacuisine, Nudeln, Real Jumbo


½ Banane

14:40 Uhr: 1 Kaki
1 Banane

16 Uhr: Rest Gemüsepfanne von Mittags mit einer weiteren Real Jumbo-Wurst



Ich find meine Esszeiten komisch, die sich während der Challenge abgezeichnet haben, aber das ist halt dann, wann ich Hunger kriege. Was heißt Hunger...Häufig auch Appetit! - Wenn ich Hunger hatte, konnte ich auch Brokkoli essen. Nachmittags wollte ich aber keinen Brokkoli sondern ich wollte was Süßes und ich wollte Tofuwurst!!! Ich stand vorm Kühlschrank und wusste, dass ich keinen Hunger hatte, aber wollte die Wurst und hab sie dann auch gegessen. - Nur
4 Tage sind es. Nur 4 Tage, dann bin ich da wieder raus.

Es ist mehr Fett in meiner Ernährung als bei der Challenge. Fett ist aber, so scheint es, ein weniger starker Belohnungsausschütter als Zucker es ist, vor allem bei mir. Jemand der besonders auf herzhafte Gerichte steht, mag das anders empfinden...Ich weiß es nicht. - Das ist auch etwas seltsam...Bei machen Sachen sind sich die Suchtexperten einig und bei anderen Sachen dann nicht. Zucker, Weißmehl, Fett...da sind sie sich einig. Aber während AJ zum Beispiel auch Vollkornmehl ablehnt ist für andere Experten Roggenbrot oder Pumpernickel völlig ok, weil die einen niedrigen glykämischen Index haben. AJ findet hingegen Kartoffeln ok. Die einen total hohen glykämischen Index haben aber ganze Nahrungsmittel sind. Wenn man da unsicher ist, soll man sich fragen, ob man dazu neigt davon zu viel zu essen. Ich bin kein großer Brotfan und würde niemals Brot bingen. Punpernickel finde ich furchtbar! Eis und Schokolade aber!!! Da kann ich mich reinlegen!!!

Ich glaube auch nicht, dass ich auf Kartoffeln anderes reagiere als auf Nudeln. So meine Beobachtung gestern jedenfalls...Ich hab noch etwas Reissirup in die Haferflocken getan einfach, weil ich das Zeug habe und es nicht wegwerfen will. So ein bisschen unter Haferflocken gerührt, kann nicht so schlimm sein.

Last but not least habe ich gestern raus gefunden, warum ich so häufig Durst mit Lust auf Süßkram verwechsele. Inke Jochims schreibt in Zucker und Bulimie: Wie richtige Ernährung hilft, aus Bulimie und Binge Eating auszusteigen, dass Wassermangel im Körper ebenfalls den Serotoninspiegel abfallen lasse. Süßkram würde ihn ansteigen lassen, aber auch Trinken von Wasser!!! Ha! - Meistens habe ich in der Bäckerei viel Stress, vergesse zu trinken, bin dann dehydriert und greife nach den viel zu leicht verfügbaren Schokokuchen! Das ist es!!! Ich hab schon gedacht ich bin zu dämlich Hunger und Durst zu unterscheiden...Aber es sind nur Neurotransmitter!

Alles Liebe,

Silke

2 Kommentare:

  1. Einfach wie immer sehr interessant, und so unheimlich schwierig zu erforschen wegen der verschiedenen Faktoren...
    Hast du mal geprüft, inwiefern der Zyklus auch noch in die Esslust reinspielt? An mir selbst merke ich das total extrem; mal habe ich eine Woche lang kaum Appetit und mir fällt erst bei Magenknurren auf, dass ich ja schon ewig nichts mehr gegssen habe ... dann kommt wieder eine Woche, wo ich nur ans Essen denke und komischerweise auch gar nicht satt werde, mein Magen selbst nach einer großen Mahlzeit viel schneller wieder knurrt als sonst. Auch hängt glaube ich der Schlaf damit zusammen. Müde, mit Schlafmangel "verdampft" das Essen quasi und ich kann kaum stoppen.
    Viele Grüße
    Steffi

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  2. Persönlich hab ich die Erfahrung gemacht das "Sucht-Lebensmittel" ganz individuell sind. Woher sie kommen und wie sie entstehen, soweit bin ich leider noch nicht in meinen persönlichen Forschungen.

    Für mich selbst habe ich herausgefunden, dass Lebensmittel mit einem hohen Kohlenhydratanteil und Stärkegrad zu "Suchterscheinungen" führen. Wobei ich mir nicht immer sicher bin, ob der Körper in diesen Momenten nicht einfach nur nach einem gewissen Nährstoff verlangt.

    Meine Ernährung ist vegan. Grundsätzlich besteht meine Ernährung zu 80% aus Obst und Gemüse. Tofu und Sojamilch beanspruchen ca. die anderen 20%. Persönlich reagiere ich auf Kartoffeln. Da ich diese Reaktion nicht prickelnd finde, verzichte ich größten Teils auf sie.

    Meine eigene Ernährung basiert auf Intuition/Gelüste. Daraufhin streiche ich Kartoffeln nicht komplett von meiner Speisekarte. Zucker, Nudeln, Brot, Reis und Chemie-Pansche (grob zusammengefasst) sind von meinem Speiseplan geflogen. Persönlich pflege ich die Meinung, dass sie nicht für mich tun.

    Viele mögen es mir zwar nicht glauben, doch ich vermisse sie in keinster weise. Nicht einmal Gelüste plagen mich. Dafür haben sich viel zu viele positive Effekte eingestellt. Wie z.B. die Intuition gegenüber den richtigen Lebensmittel. Leider verlernen wir viel zu schnell auf unseren Körper und unsere Bedürfnisse zu hören und sie zu erfüllen.

    Ich finde deinen Blog wirklich sehr Interessant. Viele Beiträge erinnern mich an meine eigenen Stationen. Viel Wissenswertes gibt es ebenfalls. Genial!

    Und ja Esssucht ist real. Ich sehe es täglich selbst, zwar nicht mehr an mir aber an vielen anderen.

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