Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
Newsletter
Samstag, 29. November 2014
Erkenntnisse...
Challenge Tag 16:
Ich kenne mich so überhaupt gar nicht. Ihr kennt mich so auch überhaupt gar nicht. Ich dachte immer, ich sei einfach nicht der Typ für nur 3 Mahlzeiten am Tag, und ich dachte auch immer, dass fettarmes Essen schlicht und ergreifend nicht so lange wirkt, wie fetthaltigest. Es sieht so aus, als sei es einerseits meine Hirn-Biochemie und andererseits der Resorbtionsvorgang im Verdauungstrakt, der den Unterschied macht.
Seit ich zum ersten Mal über Potatoes Not Prozac geschrieben habe, wurde ich von mehreren Lesern gefragt ob ich das Buch Zucker und Bulimie von Inke Jochims kennen würde. Ich kannte es natürlich nicht, da ich mit Bulimie nicht mal ansatzweise was zu tun habe, noch nie hatte und es mir auch nicht vorstellen kann. Der Untertitel des Buchs besagt hingegen „Wie richtige Ernährung hilft aus Bulimie und Binge Eating auszusteigen“ und auch das wäre noch kein Anlass für mich es zu lesen. Ich bin und war noch nie ein Binge Eater. Ich hab zwar mal 200 g Aldischokolade verdrückt, während ich im 2. Semester ein Physikprotokoll schreiben musst, was für mich emotional und intelektuell einer Vollkatastrophe gleich kommt, weil ich bei Physik einerseits immer einschlafe und sie zweitens nicht verstehe. Aber das war das höchste der Gefühle. Mehr Schoko habe ich noch nie auf einmal gegessen! Nicht mal an Weihnachten!
Naja, jedenfalls beschreibt Inke Jochims in diesem Buch für Bulimie und Binge Eating exakt die selben biochemischen Vorgänge im Hirn, wie Kathleen DesMaisons in Potatoes Not Prozac und das macht die Sache ziemlich faszinierend. Das bedeutet nämlich, dass man nicht nur, wie Bulimiker und Binge Eater Fressanfälle haben muss, um eine gestörte Hirnbiochemie zu haben sondern dass es da auch noch Abstufungen nach unten gibt. Bulimiker und Binge Eater sind sozusagen die Spitze des Eisbergs und darunter kommt dann eine ganze Fülle von Menschen, die ein ähliches Hirnbiochemie- Problem haben, welches aber nicht so dramatisch ist, welches nicht zu so gravierendem Übergewicht führt wie regelrechte Fressattacken, was gleichzusetzen ist mit „emotionalem Essen“ bei dem ich mich gerade wirklich extrem Frage, ob das Emotionale wirklich alles so emotional ist, oder ob alle Gefühle eben schlussendlich nur Neurotransmitter sind, deren Verhältnis zueinander mit allem möglichen, was wir so konsumieren, durcheinander gebracht wird. Sei es Alkohol, Nikotin, Koffein, Zucker oder Kasomorphine. Wundert man sich da wirklich noch darüber, wenn eine Gesprächstherapie versagt?
Das faszinierende bei Imke Jochims ist, dass sie „nur“ Psychotherapeutin ist und mich ihr Wissen über Biochemie und Physiologie ehrlich überrascht hat. In ihrem Buch beschäftigt sie sich fast ausschließlich mit der Biochemie von Fressanfällen und damit, dass sie durch Stress ausgelöst werden, geht auf Adrenalin und Cortisol ein, auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse und erklärt, dass das Stresshormon Cortisol während es ansteigt den Serotoninspiegel senkt und damit zu Süßkram verführt. Die einzige Emotion die sie, als Psychologin, hier überhaupt zu therapieren sucht, ist der Stress. Sie erklärt, dass viele Bulimiker und Binge Eater eine Veranlagung zu Stress hätten, und sie findet die Ursache dafür schon in der Binderungtheorie im Verhältnis zu den Eltern. Sicher gebundene Kinder neigen nicht zur Entwicklung einer Stressneigung.
Schlussendlich erklärt sie das alles biochemischer als Kathleen DesMaisons, was mir vom physiologischen Standpunkt gefällt, denn erstmals kommt mir die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse interessant vor. Bisher fand ich sie einfach nur nervig zu lernen. Andererseits ist Kathleen DesMaisons um einiges anschaulicher, verständlicher und auch einfach praktischer Veranlagt. Inke Jochims listet gute und schlechte Nahrungmittel und das war's an Selbsthilfeprogramm. Sie begreift das Buch als Begleitbuch zu einer Therapie nicht als Therapieersatz. Hingegen hat sie auch, mit einem anderen Typen zusammen, ein Kochbuch für Bulimiker und Binge Eater raus gebracht. Jemand der eher der Selbsthilfetyp ist, oder noch auf einen Therapieplatz wartet, ist mit Potatoes Not Prozac wirklich besser dran. Auch jemand der einfach nur fett ist und nicht versteht, warum er dauernd nicht widerstehen kann, kommt damit besser zurecht.
Ein paar Sachen sind mir jedoch besonders heraus gestochen. Sie schreibt, dass man immer Protein zu vollwertigen Kohlenhydraten in einer Mahlzeit zu sich nehmen sollte, weil Protein die Aufnahme der Kohlenhydrate verlangsame. Damit sind wir beim Brokkoli zum Frühstück bzw. stärkefreies Gemüse. Das liefert Protein und macht dadurch länger satt,. Außerdem wirke sich das auf den Rest des Tages aus schreibt Jochims. Blutzuckerschwankungen würden dann ausbleiben. Damit ist erklärt, was AJ bisher nur aus Beobachtungen wusste: Dass Gemüse den Heißhunger auf Kohlenhydrate dämpft.
Und damit sind wir direkt beim 2. Punkt: Wenn man Otto Normalverbraucher rät in jeder Mahlzeit Protein zu essen, was glaubt ihr, was er dann isst: Fleisch und Milchprodukte! Es ist allerdings gesundheitlich absolut nicht vertretbar in jeder Mahlzeit tierisches Protein zu essen. Das würde sogar die DGE unterschreiben. Damit rennt man vom Binge Eating zur nächsten Zivilisationskrankheit. Ach ja, nebenbei erwähnt sie auch, dass man auf keinen Fall LowCarb machen sollte, weil man dann nach 3 Wochen einen zu niedrigen Serotoninspiegel hat und damit Heißhunger auf Süßes bekommt. Sie hätte sogar beobachtet, dass viele Bulimiker oder Binge Eater ihrer Diätkarriere mit LowCarb Diäten begonnen haben
Punkt 3: Zwei Behauptungen stellt sie auf, die sie nicht in Quellen belegt und die ich für falsch halte. Sie hat ein Kapitel über gute und schlechte Fette abgefasst, wo sie über Fettssäureverhältnisse etc. spricht wo sie sagt Omega 3:6 solle maximal 1:4 sein besser 1:1 und wo sie berichtet, dass ungesättigte Fette essentiell sind und die Insulinwirkung verbessern, weil sie die Zellmembran fluide halten. In diesem Kapitel behauptet sie essentielle Fette steigern den Stoffwechsel und helfen damit beim Abnehmen, was sie weder begründet noch belegt noch sonst irgendwas. Macht mich skptisch und lässt mich vermuten, dass sie einfach nur selber gerne Fett isst. Das andere ist: Dass Eier den Cholesterinspiegel steigern würden, sei ein Märchen, denn Eier von Hühnern, die freilebend und grasgefüttert seien, hätten viele Omega-3-Fette. Cholesterin ist aber keine Fettsäure sondern ein Alkohol an einem Lipoprotein und selbst in Omega-3-haltigen Eiern ist immer noch reichlich Cholesterin und auch gesättigtes Fett enthalten. Wenn man versucht Frau Jochims Theorie der Ernährung umzusetzten, die soweit ich das einschätze völlig korrekt ist, kann man leider nicht zu den Schussfolgerungen kommen zu denen sie kommt, sondern muss zu denen von AJ kommen. bzw. zu denen von Barnard, Esselstyn, McDougall und Co. Es ist am leichtesten ein optimales Fettverhältnis zu gewährleisten wenn man fettarm, vollwertig und pflanzlich lebt.
Aber die Leute hören nicht nur gerne gute Nachrichten über ihre schlechten Angewohnheiten, sie verbreiten sie auch gerne. Davon nehme ich mich selbst noch nicht mal aus, denn ich bin genau so gut in der Lage meinen gelegentlichen Alkoholkonsum wissenschaftlich zu begründen, wie auch meinen Sushikonsum. Mir ist natürlich klar, dass es ebensogute Gegenargument gibt ;-)...
Menü des Tages am 28. November 2014
6:00 Uhr: 400 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
Haferflocken – wie immer
2 Kaki
11 Uhr: 3 Bananen
12:30 Uhr: Wirsing untereinander
1 kleine Kaki
18:30 Uhr:10 g Instant Tabouleh Rest
430 g Brokkoli mit Salz und Pfeffer
Wirsing untereinander
130 g Kichererbsen
1 Kaki
Ich kam aus der Uni nach hause, hatte dann bald Hunger, aber das Mittagessen noch nicht fertig. Was macht man dann? - Bananen. Ich weiß nicht, ob ich zu viel Obst esse oder ab wann es zu viel Obst ist, auf jeden Fall hat es keine Nebenwirkungen. Wenn ich hingegen Obst frühstücke bleibe ich nur 1-1,5 Stunden satt. Das ist einer meiner Hauptkritikpunkte bei Obstrohkost. Jetzt wird mir auch klar, dass das unter anderem damit zusammenhängt, dass sogar durch Obst die Blutzuckerschaukel in Gang kommt. Satter war ich bei Obstrohkost immer mit Grünen Smoothies, aber auch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil durch das Mixen der Zucker aus dem Obst noch schneller aufgenommen wird und weil ich nie 400 g Grünzeug in einen Greensmoothie gegeben habe. Maximal 150 g.
Also, ich bleibe neuerdings satt, kann mich dennoch konzentrieren, eigentlich sogar besser weil ich nicht während des Lernens plötzlich daran denken muss, dass ich Appetit habe, ich kann mehrere Stunden unterwegs sein ohne was Essen zu müssen und das obwohl ich fettarm esse. Meine Haut wird immer feinporiger, ist frei von Pickeln und ich fühle mich durch und durch gut. Als sei ein Gordischer Knoten geplatzt, den ich nie habe lösen können. Und den die ganze Schulmedizin nicht lösen kann, aber dazu komme ich morgen....
Ach ja, Gewicht: Das will nicht so wie ich ;-) - Bin ich zu dünn um schneller abzunehmen? Esse ich mehr als 1700 kcal? Gestern bestimmt...hm...100 g weniger als gestern...
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Hmm.. Protein zu >vollwertigen< Kohlenhydraten - gut das Du das mal schreibst, weil nach "Food Combining" ist das ja ganz katastrophal... kann es sein, das die vollwertigen, also die Komplexen mal wieder anders mit Protein reagieren, als Reis, Weißmehl, Obst und & Co?
AntwortenLöschenHab heute mal wieder mein Buchweizenkeime/Nachthafer-Müsli an den Anfang gepackt... mit Leinsamen, Hanfsamen, Sesam, Chia, Kürbis und Sonnenblumenkernen. War danach lange Pappsatt und kann bestätigen das grüne Smoothies und Obst am morgen nicht lange vorhalten.... es sei denn es sind um die 1000 Kal. Obst (ca. 10 Bananen).
Schiebe ich das Müsli ca. 2h nach einem Obst/Smooothie-Frühstück nach, habe ich das Gefühl, das es nicht so lange vorhält.
Schon spannend - jetzt komme ich nach einem halben Jahr des ausprobieren anderer Sachen wieder da an wo ich vorher war - nur das ich nun teilweise Ankeime und jetzt besser verstehe warum das funktioniert was funktioniert hat :)
Deine Versuche und Überlegungen hier bringen mich echt im Verständnis weiter - ganz anders als viele YouTuber, die alle oft das gleiche ohne irgendwelche Quellenangaben nachquatschen. Vielen Dank dafür!
Der Grund ist, dass Food Combining/Trenkost absolut gar keine wissenschaftliche Grundlage hat. Mit vollwertig oder raffiniert hat das nichts zu tun.
AntwortenLöschenGerne!:)
Ich bin ja auch kein YouTuber sondern Mediziner!;)
Hallo Silke
AntwortenLöschen-----
Worauf ich mit diesem Post hinaus will: Ich hab erstmals verstanden, was in der Gefühlswelt dieser Menschen vor sich geht. Was ich noch nicht begreife ist, warum die Verwandten, die das Essen liefern, nicht einfreifen.
-----
Suche mal im Internet nach dem Begriff "Co Abhängig" Da wirst Du einiges finden :-)
Gruß Ralf
Ja, danke Ralf, das ist mir beim Joggen heute auch eingefallen!:-)
AntwortenLöschenLG Silke