Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Mittwoch, 23. Oktober 2013
Wasserfasten...
Ich denke, ich darf stolz auf mich sein. Ich habe einen alkoholfreien Abend mit einem Mann zustande gebracht, der nicht mein Vater ist. Er ist aber auch kein Date, sondern ein alter Freund, daher war das vielleicht ebenfalls ein testähnliches Szenario, wie auch mit meinem Vater. Ich taste mich langsam da ran um überhaupt Zutrauen in meine "Widerstehenskräfte" zu kriegen. Womöglich ist das sogar wichtiger. Ich hab irgendwo mal gelesen, dass es beim Marathon-Training in erster Linie gar nicht um das körperliche Training ginge, sondern in das Zutrauen in sich selbst, dass man es überhaupt schaffen kann 42,195 km zu laufen. Das kann ich für mich jedenfalls definitiv bestätigen. Wenn man nicht sicher ist, ob man etwas schaffen kann, dann muss man Babyschritte ausprobieren.
Douglas Lisle ist ein großer Freund des Heilfastens und hat in Die Lustfalle auch ein Kapitel dafür reserviert.
Es beginnt mit der lustigen Geschichte darüber, wie das Heilfasten überhaupt "erfunden" wurde.
1877 kam ein Arzt aus Minnesota, namens Henry S. Tanner, auf den Gedanken, dass es Zeit für ihn sei zu sterben. Er litt an Rheumatismus und Asthma und konnte weder durchschlafen noch eine wache Minute ohne Schmerzen verbringen. Als guter Christ hielt er aber auch nichts von Selbstmord. An der medizinischen Fakultät hatte er gelernt, dass der Mensch ohne Nahrung nach 10 Tagen stirbt und so dachte er, es sei eine gute Idee einfach zu verhungern um seinen Leiden zu entkommen und aß einfach nichts mehr und trank nur Wasser. Nach 5 Tagen nur mit Wasser konnte er erstmals wieder durchschlafen, nach 11 Tagen berichtete er, dass er sich wieder so gut fühle, wie in seiner Jugend. Ihm war klar, dass er eigentlich tot sein sollte und rief einen befreundeten Arzt namens Dr. Moyer hinzu, der ihn untersuchte und bestätigte, dass er eigentlich tot sein sollte aber tatsächlich besser aussah als jemals zuvor. Unter Dr. Moyers Aufsicht fastete Henry Tanner weitere 31 Tage. Andere Ärzte, die davon hörten, hielten das Ganze für ausgemachten Blödsinn und glaubten den beiden Ärzten nicht. Tanner sei jedoch nach seinem Fasten frei von Rheuma, Asthma und chronischen Schmerzen gewesen und dann 90 Jahre alt geworden.
Enzeklopedien hätten bis 1937 noch behauptet, dass der Mensch nach 8 Tagen ohne Nahrung sterbe. 1956 hieß es, man könne 17-76 Tage ohne jegliche Nahrung leben. Douglas Lisle erwähnt das Heilfasten hauptsächlich deshalb weil er untermauern will, dass der Körper fantastische Selbstheilungskräfte hat und dass häufig die beste Heilung nicht erfolgt indem man etwas hinzu fügt, ein Medikament oder Nahrungsergänzungsmittel, sondern indem man etwas weg lässt. Das gälte ebenfalls, wenn man an Nahrung denkt und daran krankmachende Nahrung wegzulassen, damit Heilung entstehen kann. Er erwähnt aber auch, dass Wasserfasten eine großartige Möglichkeit sein kann, sich aus der Lustfalle zu befreien.
Ich persönlich habe noch nie Wasserfasten gemacht, auch wenn ich viele andere Fastenmethoden bereits ausprobiert habe. Der Grund ist schussendlich, so muss ich mir jetzt eingestehen, dass ich mich auch nicht aus der Lustfalle lösen konnte und wenigstens ein bisschen was Süßes in Säften schmecken wollte. Auch Tee beim Fasten habe ich häufig noch mit Stevia gesüßt. Als Teenager habe ich sogar in einem Fasten mal Cola light getrunken, aber das was auch ein reines "Gewichtsverlustfasten" - was natürlich überhaupt nicht empfohlen werden kann.
Im Krankenhaus gab es eine Patientin, die bereits da war als ich mit dem Praktikum anfing und wieder da war als es aufhörte. Eine alte Dame, die Diabetikerin war. Dem Krankenhaus gelang es ihren Blutzucker auf ca. 200-250 einzustellen, was natürlich auch schon viel zu hoch ist, aber tiefer ging es mit Medikamenten nicht. Die Dame wurde entlassen, kam wieder ins 'Altenheim, wo sie lebte, und am nächsten Tag war sie wieder da. Wieder mit entgleistem Blutzucker. Stellte sich heraus, dass das Altenheim, weil es die Sitzordnung beim Essen nicht durcheinander bringen wollte, die Dame an einen Tisch gesetzt hatten, auf dem Zucker stand, sie diesen konsumiert hatte und der Blutzucker wieder entgleiste. Die Dame war auch leicht Dement, so dass sie sich selber nicht im Griff haben konnte. Sie verbrachte eine Nacht auf der Intensivstation und in weiteren 3 Wochen bei uns wurde ihr Blutzucker wieder auf 200-250 runter geschraubt. Unterdessen hatte sie wenig Hunger, verweigerte die Nahrung, nahm nur 2 Bissen von mir an, aber es wurde darauf bestanden, dass sie mehr Weißbrot mit Marmelade isst. Da ich nicht in der Lage bin Menschen gegen ihren Willen was zu geben, hat den Job jemand anderer für mich übernommen, der sie dazu manipuliert hat vielleicht insgesamt 10 Bissen zu nehmen, was für das Krankenhaus als großer Erfolg gewertet wurde. Immerhin muss man essen, sonst stirbt man. Es wird auch argumentiert, dass Essen gut sei um die Verdauungsarbeit des Körpers am Laufen zu halten. Nach 3 Wochen aufpäppeln wurde die Patientin wieder entlassen.
An meinem letzten Tag im Krankenhaus, etwa 1 Woche nach ihrer Entlassung, wurde sie wieder eingeliefert. Wieder mit entgleistem Blutzucker, unmessbar mit dem Gerät, was nur bis 600 messen kann und diesmal gingen die Ärzte davon aus, dass sie es wohl nicht mehr schaffen würde und dem Tode geweiht sei. Das Altenheim hatte wieder nicht darauf geachtet, dass sie nicht in der Nähe von Zucker sitzt. Ihre Tochter war anwesend und den Tränen nahe und wieder verweigerte die Dame das Essen, wieder kam jemand, der es in sie rein stopfte...
Ich weiß nicht, wie die Geschichte aus gegangen ist und vielleicht will ich es auch nicht wissen. Ich weiß aber, dass, wenn jemand Nahrung verweigert, man das mindestens 1 Woche ruhig mal zulassen kann und unter ärztlicher Überwachung durchaus überprüfen kann, ob sich der Zustand nicht vielleicht bessert. Ich weiß auch, dass nichts essen, nicht unbedingt ein Zeichen dafür isst, dass man bald stirbt, denn meine Oma hatte noch zu Mittag gegessen und sich dann hingelegt, weil sie müde war und ist dann im Schlaf gestorben. Und vor allem weiß ich, dass meine Katze mal 16 Tage lang nichts gegessen hat und danach wieder bei bester Gesundheit war, mir andere Katzen aber schon auf dem Tierarzttisch gestorben sind.
Wir leben in einer sehr verqueren Welt...
Menü des Tages am 22. Oktober
Haferflocken mit Banane, Zimt, Rosinen, Stevia, Hanfprotein, Erdnussbutter und 1 Paranuss
2 Datteln
2 Brennnesseltee
Brot (Getreide nicht bekannt) mit Senf und veganem Brie
2 Datteln
1 Banane
1 TL Carobella
Salat aus Blattsalat, Tomate, Möhre, brauner Basmatireis, Dill und Möhren-Sellerie-Dressing (heute im Newsletter)
2 Datteln
Dinkel-Zitronen-Scone
Brauner Basmatireis mit Möhren-Sellerie-Dressing (köstlich)
2 koffeinfreie Kaffee mit Sojamilch
2 Erdinger Alkoholfrei
Ich experimentiere gerade wieder mit unter 20% Fett weil Douglas Lisle in How to lose weight without loosing your mind sagt, dass nur dann die Fettrezeptoren auch wirklich erkennen könnten, wann man satt ist und wann nicht. Er erwähnt ein Experiment bei dem die Probanden Vollkornnudeln mit Gemüse zu essen bekommen hätten, welche etwa 500 kcal enthalten haben. In der Kontrollgruppe gab es nur dies, in der Testgruppe wurde noch zusätzlich Öl über die Nudeln gegeben. 1-2 EL. Ergebnis sei gewesen, dass die Probanden, die die Nudeln mit Öl gegessen hatten, weniger gut gesättigt waren als die ohne Öl. Ich finde es interessant dem nachzugehen. Bei jeder Lust auf ein besonderes Nahrungsmittel, was ich als "Zaubernahrung" bezeichnen würde z.B. Schokolade, frage ich mich daher: Kann auch ein anderes Lebensmitteln, eines was weniger als 20% Fett und kein Weißmehl und keinen raffinierten Zucker enthält - also ein echtes Nahrungsmittel ist - dieses Verlangen stillen. Wenn es das kann, handelt es sich um richtigen Hunger, wenn es das nicht kann, ist es die Sucht. So kam es, dass ich mehr Trockenfrüchte gegessen habe als sonst, aber bei weitem nicht so viel wie bei 100% Rohkost.
Außerdem habe ich Dattelsirup gemacht. Dattelsirup besteht aus Datteln und Wasser im Verhältsnis 1 zu 1 gemischt, Datteln im Wasser eingeweicht und dann im High Speed Blender ca. 2 Minuten püriert. Dattelsirup kann man verwenden um jeglichen Flüssigzucker wie Agave, Ahronsirup oder Reissirup in Rezepten zu ersetzten. Datteln haben nämlich viel mehr Nährstoffe als alle raffinierten Flüssigzucker und auch als Honig. Ich habe dann mit dem Dattelsirup das Carobella gemacht, aber aufgrund seines hohen Fettanteils ist es immernoch "Zaubernahrung" - wenn auch nicht so extrem wie Nutella.
Und ich hab den Dattelsirup auch in die Dinkel-Zitronen-Scones eingearbeitet. Es ist aber auch noch viel Stevia mit Erythrit drin. Ich finde das zwar super, mir ist aber auch klar, dass es noch zu wenig Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen gibt und es womöglich sinnvoller ist, lieber Tockenfrüchte zu nehmen. Es gibt also noch viel mit dem experimentiert werden kann.
Auch beim alkoholfreien Erdinger frage ich mich, ob auch das "Zaubernahrung" ist, weil es ja auch Weizengluten enthält und das wiederum wird ja zu opiatähnlichen Molekülen verstoffwechselt. Und allein der süße Geschmack von Stevia stimuliert ja schon das Belohnungssystem. Muss guter Geschmack aber auch, das ist natürlich, denn sonst würde man ja überhaupt nicht essen....
Alles Liebe,
Silke
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Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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Wieder sehr interessant geschrieben! Danke! :)
AntwortenLöschenWirklich unglaublich, wie viele Menschen an Dingen festhalten, die mal jemand gesagt hat. Ich bin auch sehr gegen die Schulmedizin...es gibt so viele andere Möglichkeiten, aber viele haben einfach Angst davor, mal etwas neues, eigentlich aber bekanntes und viel logischeres zu Probieren als die Schulmedizin.
Die Elfe :)
http://www.sapientia.ch/E-Buecher/Diverse_E-Buecher/Dr.%20R.G.Jackson%20-%20Nie%20mehr%20krank%20sein.pdf Hallo Silke, ich lasse o. a. link mal hier, passt zum Thema, zumal Dr. med. Robert G. Jackson ja schon vor 100 Jahren genau das sagte, was du hier auch zu vermitteln versuchst. Gut finde ich, dass er auch noch die Reflexkette der Haut mit berücksichtigt, ebenso wie die Bewegung und die geistige Einstellung. Ich lese das Buch (ich habe es als hardcover einmal gebraucht erworben) gerade erneut :-) Liebe Grüße Petra
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