Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Montag, 7. Oktober 2013
Sucht und Sinnlosigkeit...
Ich bin am Ende, völlig fertig, ausgelaugt, habe keine Kraft mehr und brauche Urlaub. Punkt. Das Krankenhaus raubt mir alle Energie und zwar aus einem einzigen Grund: Es ist sinnlos. Alles, was da passiert ist sinnlos. Alle meine Energie ist vergeudet. Alle Arbeit, die von den Kollegen, Ärzten und Podologen geleistet wird, ist vergeudet. Man kann Diabetes Typ II nicht heilen, wenn man die Ernährung nicht umstellt. Medikamente nehmen gegen das Essen was man verzehrt und sich den entstandenen Schaden dann amputieren lassen ist Schwachsinn. - Es ist mir mittlerweile auch egal, wer daran Schuld ist, aber ich habe keine Lust länger dabei mit zu machen. Meine Energie kann ich besser woanders investieren. Kann ich besser hier investieren, wo es Menschen gibt, die Interesse an einer Verbesserung ihrer Ernährungsweise haben und wo ich Feedback bekomme in Form von E-Mails, wie sich was bei wem verbessert hat. Ich kann nicht gegen Ärzte, Patienten und Krankenhauspolitik anarbeiten...das ist eine Sisiphosaufgabe. In Zukunft stecke ich alles, was ich an Gesundheitsarbeit vor mir habe, nur noch hier rein. In mein eigenes Ding, aber vergeude meine Kraft nicht länger in einem Krankenhaus....
Dienstag hatte ich Frühschicht im Bioladen und dann Spätschicht im Krankenhaus und wider erwarten, war der Tag ganz phantastisch. Aus dem einfachen Grund, weil der Bioladen mir Energie gegeben hat, die Arbeit dort sinnvoll war und mir Freude bereitet hat und die Energie in dem Laden einfach eine völlig andere ist. Die der Menschen, die der Nahrung und die des Fokus. Ich hatte wieder das Gefühl, dass es Menschen gibt, die an Gesundheit interessiert sind, die Kunden und auch die Hersteller der Produkte, die verkauft werden. Nicht alles dort ist zwar Gold, was glänzt. Vor allem gibt es dort natürlich auch zu viel gesättigte, Fette, Weißmehl und Zucker, wenn auch alles in Bioqualität. Aber hier halte ich es mit Kant: Der gute Wille zählt. Im Krankenhaus existiert kein Wille zur Veränderung der eigenen Verhaltensweisen. Meine Stimmung Dienstag Nachmittag im Krankenhaus war durch den Bioladen daher optimal!
Viel Energie habe ich auch in meinen Geburtstag am Donnerstag investiert und 2 Dips gemacht, 2 Salate, viel eingekauft, vegane Bioweine besorgt, mich geweigert koffeinhaltigen Kaffee zu reichen oder auch Kuhmilch, und keiner hat sich beschwert, außerdem gab es 4 Kuchen, die ich gebacken habe, einer ist nichts geworden, einer ging mit zur Frühschicht im Krankenhaus und zwei waren für meine Gäste zuhause. Rezepte gibt es die Tage. Außerdem habe ich eine vegane Vollkornlasagne gemacht und allen hat es sehr geschmeckt. Ich selber war wohl am kritischten, denn die Lasagne hat mir nicht sonderlich gefallen...Ich hab unglaublich viele Reste übrig und esse jetzt noch davon, weil man ja immer bei Parties viel zu viel vorbereitet. Es gab also keine tierischen Fette, kein Weißmehl, keinen raffinierten Zucker und alle fanden es lecker.... Aber auch diese rein pflanzliche Ernährung war nicht optimal, da vor allem in den Salaten, die ich nach Rezept gemacht habe, reichlich viel Fett drin war. Rückblickend hat auch das mich wieder ziemlich irritiert und mich daran denken lassen, dass einfach nur "vegan" ganz klar nicht der Weisheit letzter Schlus ist. Weder "Oreo-vegan" noch "Olivenöl-vegan". Und Nährstoffe kommen auch zu kurz, wenn man nicht reichlich Grünzeug isst - obwohl mein Geburtstagsessen schon das gesündeste Geburtstagsessen überhaupt war.
Samstag und Sonntag Abend war ich mit meinem Joggingfreund im Kino nach Arbeit im Bioladen, Sonntag habe ich mir ganz alleine für mich genommen, was sowas von nötig war und Barnard gelesen. Breaking the Food Seduction: The Hidden Reasons Behind Food Cravings---And 7 Steps to End Them Naturally - immer wieder und alle Stoffe gegoogelt, die irgendwo drin sind und irgendwie süchtig machen können. In Käse, Fleisch, Zucker und Schokolade. Dabei bin ich auch hier noch nicht ganz klar, obwohl es fast immer um die Opiatrezeptoren geht. Aber nicht ausschließlich. Zucker, zum Beispiel, wirkt zum einen allein über den Geschmack. Zumindest wahrscheinlich...So ganz ist das noch nicht erforscht. Wenn dem so sein sollte, würde das auch für Stevia gelten oder andere Ersatzsüßungsmittel. Wahrscheinlich wirkt er, würde ich annehmen, auf mehreren Ebenen. Wahrscheinlich reicht der süße Geschmack auf der Zunge aus um körpereigene Opiate auszuschütten, die dann an die Opiatrezeptoren binden und beruhigend und schmerzstillend wirken. Gleichzeitig sorgt Zucker aber, also Glucose, für einen Insulinanstig und Insulin wiederum wirkt sich auf eine gesteigerte Dopaminausschüttung aus und Dopamin wirkt besonders auf das mesolimbische System, das "Belohnungszentrum", im Mittelhirn. Dopamin ist auch der Grund warum Fleisch so reizvoll ist, denn es hat einen verhältnismäßig hohen Insulinindex und "belohnt" auf diese Weise auch. Wenn man Zucker mit Fett mischt, wird dieser Effekt noch gesteigert. Käse enthält Kasomorphine, von denen man davon ausgeht, dass sie durchaus auch die Darmwand passieren und ebenfalls die Opiatrezeptoren ansteuern können. 100% bewiesen ist auch das noch nicht, macht aber Sinn, wenn man sich anschaut, wie schwer sich Käse abgewöhnen lässt. Das Selbe gilt für Weizengluten, welches Gliadorphin enthält und ebenfalls die Opiatrezeptoren ansteuert. Auch hier ist nicht 100% geklärt, ob es die Darmwand durchdringt. Ebenfalls Opiatrezeptoren ansteuern können die Endorphine, die ausgeschüttet werden, wenn man Sport treibt oder Sex hat.
Mein Plan für das neue Lebensjahr ist daher mal die Substanzen aus Nahrungmitteln zu reduzieren, die über die Opiatrezeptoren glücklich machen und nur auf meine eigenen Endorphine zu achten. Exorphine vs. Endorphine.
Dummerweise greift man besonders dann zu Exorphinen, wenn man unausgeruht, unzufrieden und überlastet ist. Daher läßt das wohl noch 4 Tage auf sich warten. Weitestgehend verzichten würde ich gerne auf raffinierte Zucker wie Agave, Ahornsirup, Reissirup und Co. und möglichst über Früchte und Trockenfrüchte süßen. Kakao soll durch Carob ersetzt werden, Käse und Fleisch esse ich ja eh nicht...
Koffein dockt nicht an die Opiatrezeptoren an sondern wirkt anders. Wie habe ich mir noch nicht wiedergabefähig angeeignet. Auch Nikotin wirkt anders, macht aber süchtig. Zucker, Schokolade, Käse und Fleisch wirken genau wie Heroin und Morphin aber in wesentlich geringerem Ausmaß. Endorphine auch, das tut dem ganzen aber keinen Abbruch.
Weizen will ich auch noch vermeiden, alle anderen Getreide sind in Ordnung, die enthalten kein Gliadorphin.
So, und zu essen gab es gestern folgendes...
225 g Bulgursalat mit Guacamole
4 Rohkostpralinen
4 Grüntee
400 g Sojajoghurt mit Apfelmus, Stevia und Zimt
1 Feige
30 g Rosinen
Bulgursalat, Guacamole und Chicoree
1 Rohkostpraline
2 St. vegane Lasagne al Forno
2 Tassen koffeinfreier Kaffee mit Sojamilch und Stevia
2066 kcal. Ich gehe natürlich mal wieder nicht auf die Waage. Locker noch ne Woche nicht...
Allerdings muss ich zu obiger Ausführung noch ergänzen, wovon Barnard nix schreibt, aber Wikipedia durchaus unter Kasomorphien: Es gibt auch Sojamorphine. Tofu kann das also auch, was Käse kann...Bei der Verdauung von Spinat entsteht das Rubisculin und auch das bindet an die Opiatrezeptoren...
Und was mir auch noch einfällt: Vielleicht stehen Diabetiker auch darauf sich Insulin zu spritzen, weil Insulin die Dopaminausschüttung verstärkt. Dann sind sie nicht nur süchtig nach Weißmehl, Fleisch, Zucker, Schokolade und Käse, sondern auch noch nach Insulin.
Und so schließt sich der Kreis. Ich arbeite nicht in einem normalen Krankenhaus, sondern in einer Suchtklinik in welcher nur die Symptome der Sucht behandelt werden, nicht aber die Ursachen...Es ist sinnlos...
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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Vielleicht interessant.
AntwortenLöschenAlle diese Vorträge sind etwas länger.
http://www.youtube.com/watch?v=dBnniua6-oM
http://www.youtube.com/watch?v=UbBURnqYVzw
http://www.youtube.com/watch?v=feyydeMFWy4
http://www.youtube.com/watch?v=M6vpFV6Wkl4
Gruß
TonyR
hee, jetzt wirds aber echt Zeit, dass du wieder mal ein geregeltes Bloggerleben führen kannst ;-) Hoffe echt, der Stress ist bald vorbei! Vermiss es schon, deine Beiträge jeden Tag zu lesen. Was ich noch anmerken wollte: vielleicht kannst du dir mal überlegen, ob du deine Beiträge verschlagwortest. Keine Ahnung, wie aufwändig das ist und ob es sich leicht umsetzten läßt oder nicht. Aber ich würde immer mal wieder gerne etwas nachlesen, was ich mal bei dir gelesen habe und finde es dann natürlich nicht mehr. So jetzt zum Beispiel deine verschiedenen Einlassungen über 80-10-10 oder aber auch den Blogbeitrag oder die verschiedenen Beiträge über die Entstehung von Diabetes. In deiner Arbeit über Barnard hab ich das so leider auch nicht mehr wiedergefunden. Alles Liebe und hoffentlich auf ein baldiges "Wiederlesen" und weniger Stress für Dich! LG Mela
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