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Sonntag, 8. April 2012

Das 2. Semster...

Diese Woche ging die Uni wieder los und es sieht doch glatt so aus, als würde ich dieses Semster auch was lernen, was mich interessiert und nicht so Sachen wie: Berechnen Sie mit welcher Kraft ein Auto gegen die Wand fährt.

Das erste Semster was echt hart mit fast ausschließlich Physik, Chemie und Bio und dann noch ein bisschen Diabetes, Hepatitis, Strahlung und Krebsentstehung, abgesehen vom Pauken von 1000 Vokabeln auf Latein, wo man noch nicht mal weiß was das deutsche Wort bedeutet. Egal, es ist vorbei und ich bin heilfroh, dass ich es hinter mich gebracht habe.

Dieses Semester gibt es hauptsächlich Histologie, Neuroanatomie, Medizinische Psycholoie und Medizinische Soziologie. Auch das ist nicht ganz ohne Herausforderungen. Aber ich habe in der ersten Woche schon mehr gelernt, was mich interessiert, als im ganzen ersten Semster.

Hauptsächlich haben wir Histologie und sitzen in riesigen Mikroskopiersälen und gucken uns Zellgewebe an. Dazu gibt es ein paar Vorlesungen. Alles bei einem Professor, den ich ganz und gar nicht einschätzen kann. Er ist sehr streng, behauptet von sich cholerisch zu sein, legt gleichzeitig eine gaaaanz große Show hin, weigert sich über ein Mikro zu sprechen, damit wir auch alle ruhig sind und uns bemühen müssen ihn anzuhören und ganz oben drauf, finde ich seine Darstellung dann auch noch witzig. Er hat nämlich auch noch was von einem Stand-Up Comedien.

Dabei wirft er immer wieder hochinteressante Dinge ein, die eigentlich gar nichts mit dem Thema zu tun haben, die ich aber schon immer mal wissen wollte. So erzählte er uns, dass das Darmepithel aus 300 g Zellen bestünde, welche eine Lebensdauer von 3 Tagen haben, so dass man täglich 100 g ausschließlich Darmepithelzellen ausscheidet. Daher hat auch ein Fastender immer noch Stuhlgang, selbst wenn er wasserfastet. Er erzählte von seiner Erfahrung mit Null-Diät-Patienten in Kliniken, die nach 4-5 Tagen Fasten Angst gehabt hätten, dass sie sich selbst verdauen würden und dass daher der Stuhlgang käme.

Außerdem erzählte er Ansatzweise was passiert, wenn man Diät machen will und z.B. auf alle Kohlenhydrate verzichtet, warum es dann nach 2-3 Wochen dazu kommt dass man außer Rand und Band einen Bäckerladen stürmt. Es habe rein gar nichts mit der mangelnden Disziplin zu tun, sondern damit, dass der Körper nach etwas 2-3 Wochen realisiert, dass es sich dabei offensichtlich um eine dauerhafte Situation handele und er sich entschließe was Radikales dagegen zu tun. Hängt alles mit den jeweiligen Rezeptoren für die Substanz und der Regulation zusammen. Ins Detail ist er leider nicht gegangen. Nach 2-3 Wochen Mangel entschließt sich der Körper jedenfalls den Verstand zu dominieren und einen Bäckerladen aufzusuchen und man kann sich nicht mehr zurückhalten, wenn es zu gut riecht.

Dummerweise passiert das nicht nur bei Mangelzuständen sondern auch, wenn man sich eine Droge versucht abzugewöhnen. Auch da ist die Rückfallgefahr nach 2-3 Wochen besonders hoch. Das habe ich beim Rauchen immer wieder erlebt.

Dabei fiel mir ein, dass während ich 80/10/10 gemacht habe, oder besser, es versucht habe, ich im Supermarkt die Schokolade in der Süßigkeitenabteilung sogar durch die Verpackung hindurch riechen konnte. Nie habe ich Gerüche von Essen so intensiv wahrnehmen können wie zu der Zeit. Der Körper war noch nie so dominant wie damals...

Nebenbei erzählte er dann auch noch, dass eine salzfreie Diät Blödsinn sei, außer man hat Bluthochdruck, denn es sei eine gute Eigenschaft, dass Salz Wasser im Körper binde. Schütz vor Dehydrierung. Natürlich ist das Gewebe dann mit mehr Wasser angefüllt als es ohne Salz ist, das hätte aber keinerlei Nachteile. Außer für bluthochdruck Patienten.

Und damit bin ich bei Medizinische Soziologie angelangt. Das ist schockierend!

In der Vorlesung geht es im moralische Fragen, um das Gesundheitssystem, darüber wie bestimmt wird was eine Krankheit ist und was nicht und ab welchen Werten etwas krankhaft ist etc. Dabei habe ich erfahren, dass früher ein weit höherer Blutdruck als krankhaft galt als heute und auch dass z.B. Burn-out als „keine Krankheit“ verabschiedet wurde. Aber Testosteronmangel bei Männern im mittleren Alter durchaus.

Fällt euch da auch was auf? Hmmm, es ist nämlich so: Gegen Burn-out gibt es bisher kein MEDIKAMENT.

Gegen Bluthochdruck gibt es Medikamente, gegen Depressionen (offizielle Krankheit) gibt es Medikamente und vor 10-15 Jahren hat eine Pharmafirma eine Salbe mit Testosteron drin erfunden, die nun Männern in den Wechseljahren verschrieben werden kann. Ich dachte ich spinne! Ich möchte überhaupt nicht wissen, wie viele Schmiergelder da fließen, damit irgendeine Interessensvereinigung ihre Waren unter die Leute bringen kann.

Es geht nun darum, dass wir als Medizinstudenten uns solche Fragen stellen sollen wie: „Will ich dazu beitragen Krankheiten zu machen!“ So was macht die Kassenärztliche Vereinigung, die entscheidet was die Krankenkasse bezahlt und was nicht.

Und damit wäre ich bei Medizinische Psychologie angelangt. Da darf ich ein Referat über Essstörungen halten.:-) Wurde gelost, aber besser hätte ich es mir auch nicht wünschen können.

Die Vorlesung wird von einer Psychologin in kleineren Gruppen gehalten und da habe ich gelernt dass 40% aller Krankenkassenkosten für Leute draufgehen, deren Gesundheitsprobleme nicht klinisch, sondern psychologisch sind. Im ersten Semster hatte ich schon gelernt, dass 20% für Diabetiker drauf gehen, nun 40% für psychische Defekte, somit sind schon mal 60% der Krankenkassenkosten vermeidbar, wenn man sich anderes ernährt und anderes mit seiner Psyche umgeht bzw. die Psychosomatik berücksichtigt.

Das ist ein krankes, krankes System das „Gesundheitssystem“ – Ich weiß nicht, ob sich da tatsächlich was dran ändern lässt, jemals, oder ob die Zeit einfach noch nicht reif ist oder ob viele Leute es auch einfach nicht ändern wollen.

Während der Psychologievorlesung hörte ich aus der Reihe hinter mir folgenden Satz von einem Kommilitonen: „Du kannst mir sagen was du willst, aber Psychologen haben alle selber einen Hau!“ Mit solchen Menschen kann man natürlich auch kein System verändern.

Unterdessen habe ich Pickel bekommen vom Mensaessen, aber es war auch nicht vegan, sondern vegetarisch, aber irgendwas muss drin sein, was mir Pickel macht. Mein eigenes gekochtes Essen macht das nicht. Ich weiß jedoch nicht was es sein kann, Konservierungsstoffe? Industriescheiß? Und ich glaube auch nicht, dass das irgendein Dermatologe weiß. Womöglich muss ich die Mensa einfach meiden oder dort immer nur Salat essen.

So langsam fange ich aber auch an Freundschaften zu schließen und dann geht man in der Pause nun mal gemeinsam in die Mensa. Wird schon…

Die erste Woche des 2. Semsters war auf jeden Fall sehr vielversprechend und macht Lust auf mehr!

Ich wünsche euch einen schönen Ostersonntag!!!

Ach ja, für die Kölner ein bisschen Werbung in eigener Sache: Ich spiele gerade auch Theater. Gestern war Premiere und heute und morgen ist auch nochmal Vorstellung im Arkadas Theater, Bühne der Kulturen und zwar Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ 20 Uhr geht’s los!

Alles Liebe,

Silke

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2 Kommentare:

  1. Hey Silke, das klingt nach einem guten und spannenden Semesterstart!
    Die Frage nach dem Gruselfaktor des Gesundheitssystems, tja ... Wenn Dich der Bereich Endokrinologie interessiert, dann recherchier mal ein wenig zum Thema natürliches (bzw. bioidentisches) Progesteron. Es gibt gute Bücher dazu, z.B. von John Lee. Da wird einem dann richtig deutlich, wieso bestimmte Symptome nicht ernstgenommen werden - es kann sich einfach niemand daran bereichern. Und leider kommen viele Infos auch gar nicht bei den Ärzten an (was nicht deren Schuld ist, man hat genug zu tun im ganzen Kassen-Bürokratie-Wahnsinn). Und wenn die Infos durch Pharmafirmen selektiert werden, die natürlich ihre Produkte an den Mann und an die Frau bringen wollen, dann kann man sich vorstellen, wie schwierig es wird, objektiv zu sein. Ich jedenfalls habe als Heilpraktikerin gerade das anspruchsvolle Problem, für Patientinnen mit Progesteronmangel (mit Speicheltest im Labor nachgewiesen) Ärzte zu finden, die eine Progesteroncreme mit bioidentischen Hormonen verschreiben. Es ist ein Krampf. Und da Hormone in Deutschland verschreibungspflichtig sind, bin ich (bzw. sind meine Patientinnen) da in der Situation der Bittsteller. Ich wünschte, man würde ernster genommen, weniger belächelt, und es würde sich der eine oder andere mit bioidentischen Alternativen auseinandersetzen. Auch (oder gerade weil!) daran kein großer Konzern verdient. (Grundlage ist die Yamswurzel. Da gibts keine Patente ...)

    Ich weiß nicht, wie realistisch die Hoffnung ist, dass eine neue Generation von Medizinern es anders macht. Aber es wäre schön, wenn ein Gespür für die Alternativen dazu führen würde, dass man generell offener ist. Das würde uns allen (HPs und Ärzten) die Arbeit sehr erleichtern. Ach, ich glaube, ich muss doch noch Medizin studieren. Ernsthaft drüber nachgedacht habe ich schon öfter in letzter Zeit. Einfach, um nicht mehr belächelt zu werden ;-)

    Ich wünsch Dir eine tolle Zeit an der Uni - und natürlich auch im Theater!

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  2. das system kann nur besser werden, oder zusammenbrechen^^
    und leute wie du silke, sind auf dem richtigen weg :D

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