Mir kam gestern spontan die Idee mal zu googlen bzw. rauszufinden, wieviel Prozent alle Tode durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Veganer entfallen. Ich hab dann eingegeben "prevalence death heart disease vegans" und habe natürlich keine Daten dazu gefunden. Vielleicht hätte ich mal in PubMed schauen sollen, aber gut, es sind sicherlich verschwindend geringe Prozentsätze.
Stattdessen war eine der ersten Studien, die bei Google erschienen diese: Studies of vegans: the fatty acid composition of plasma choline phosphoglycerides, erythrocytes, adipose tissue, and breast milk, and some indicators of susceptibility to ischemic heart disease in vegans and omnivore controls. Erschienen 1978 im American Journal of Clinical Nutrition.
Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum man die Studie gemacht hat bzw. was das Ziel war (ich hab nur das Abstract gelesen), aber man hat diverse Parameter von Veganern und Omnivoren verglichen. Unter anderem die Fettsäurezusammensetzung der Muttermilch von stillenden Frauen. Nicht alle Probanden waren stillende Mütter, aber alle Veganer hatten ein niedrigeres Gewicht, geringere Hautfaltendicke, niedrigere B12-Werte, niedrigere Cholesterinwerte und Triglyceride. Die Untersucher kommt daher zu dem Schluss dass eine "vegan-type diet" die Ernährung der Wahl sein könne um ischämische Herzerkrankungen, Angina Pectoris und bestimmte Arten erhöhter Blutfettwerte zu therapieren.
Das ist uns jetzt ja alles nicht neu, aber was mir zumindest neu ist, ist dass man sowas bereits 1978 erkannt hat, vor 38 Jahren!!!
Ich persönlich dachte Dr. Dean Ornish habe das erfunden, als er 1990 bewies, dass man atherosklerotische Plaques tatsächlich mit einer fettarmen, weitestgehend pflanzlichen Ernährung zurückbilden kann. Aber wahrscheinlich hat, so wie das immer ist, auch Ornish sich auf Erkenntnisse, die man bereits hatte berufen und sie nur neu kombiniert.
Ich war also mal wieder völlig baff, dass das nicht gelehrt wird und scheinbar niemand davon weiß.
Ich hab Ornish' Studie ja mal an einen Pathologieprofessor geschickt, nachdem dieser gelehrt hat, dass Plaques nicht reversibel sind und wie er mir diese Studie erklären könne, wenn dem nicht so sei. (Der war so ca. der 10. Prof. oder Arzt, den ich an der Uni getroffen habe, der das behauptet)- Der Mann hatte noch nie davon gehört, obwohl er 1990 im Beruf war. Er hat daraufhin auch gleich seine Vorlesung für den folgenden Tag verändert und Ornish' Erkenntnisse eingebaut und auch, dass sich Mediterrane Ernährung recht günstig auf Herzerkrankungen auswirkt (natürlich macht die keine Plaques rückgängig, aber verbessert die Blutfettwerte) - aber er hatte Ornish' Programm nicht wirklich verstanden. Er sagte, es sei eine Art FDH, die Ornish emfpiehlt, wo dann noch mehr Gemüse gegessen wird. - Es ist aber kein FDH also Friss die Hälfte, sondern es ist die radikale Restriktion des Nahrungsfetts und man darf so viel essen wie man will. Ich hab gestern ein Video über Ornish' Studie gedreht. Da erfahrt ihr auch die Eckdaten.
Und dann habe ich mich gefragt, warum sich das einfach nicht rum spricht und da fiel mir erstmals auf, dass die Pharmaindustrie hier doch eine Rolle spielt, aber nicht so wie die meisten Menschen glauben...
Die meisten Menschen, und damit werde ich immer, immer wieder konfrontiert glauben, dass sowohl die Pharmaindustrie als auch die meisten Ärzte ihre Patienten einfach nur abzocken wollen. Die Pharmaindustrie will Gewinne machen, besticht dann die Ärzte, die eh alle nur Marionetten der Pharmaindustrie sind und die Patienten werden dabei in einem Schwebezustand zwischen krank und gesund gehalte, damit man ordentlich Geld scheffeln kann. Erst kürzlich hat mir jemand mal wieder dieses Gedicht zukommen lassen:
"Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf dass er lebe,
Uns zwischen beiden in der Schwebe."
Nach allem was ich seit 5 Jahren in der Medizin beobachte, ist dem absolut nicht so. Klar machen Pharmafirmen Werbung in Ärztezeitschriften. Alle Leute, die was verkaufen wollen machen Werbung, ICH mache Werbung, aber doch nicht auf Kosten anderer? - Das Bestechen von Ärzten ist schon lange strafbar und die Praxis Ärzten Reisen anzubieten, um zu einem Kongress zu reisen, welcher von der Pharmafirma veranstaltet wird, passiert auch seit locker 20 Jahren nicht mehr.
In der Lehre finde ich einen Idealismus vor, wie ich ihn nicht erwartet habe und ich kenne keinen einzigen Medizinstudenten, dem ich unterstellen würde, dass ihm die Patienten egal sind und er nur auf das Geld scharf ist. Von jedem einzelnen kann ich reinen Herzens sagen, dass er ehrlich helfen will!
In der Klinik sieht es etwas anders aus. Da ist der Idealismus nicht mehr so groß und der Frust mehrt sich. Meine Hausärztin hat mir gegenüber mal erwähnt wie mühselig es sei Diabetiker immer wieder darauf hin zu weisen, dass sie sich doch besser ernähren müssen und dass es ein Selbstschutz werden kann, da irgendwann gar nicht mehr drauf hin zu weisen. Es tut zu weh, wenn der Patient die guten Ratschläge einfach immer wieder nicht annimmt.
So, jetzt aber zur Pharmaindustrie:
Wenn jemand einen monoklonalen Antikörper entwickelt, der in der Krebstherapie eingesetzt werden kann und besser funktioniert als alles bisher dagewesene und der lässt sich dann auch noch gut herstellen, dann ist das eine Revolution. Der Wirkmechnaismus des Medikaments steht dann 10 Jahre später im Lehrbuch und 15 Jahre später hat der Erfinder dafür einen Nobelpreis in der Tasche.
Hätte Ornish 1990 ein Medikament entwickelt, welches atherosklerotische Plaques rückgängig machen kann, dann könnt ihr sicher sein, dass das heute das meistverkaufte Medikament der Welt wäre und Ornish 2005 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie abgestaubt hätte (so Pi mal Daumen;-))
Hat er aber nicht, seine Therapie beruht auf Lebensstil-Veränderungen, die kann man nicht produzieren, man kann damit nicht viel Geld machen und daher lohnt es sich auch für niemanden groß Werbung dafür zu machen. Wenn keine Werbung passiert, kriegen Ärzte es in ihrem stressigen Alltag nicht mit und die Information braucht wesentlich länger, um sich zu verbreiten als mit einem riesigen Werbeetat. - Die Pharmaindustrie macht das nicht vorsätzlich, sondern es liegt in der Natur der Sache. Und Ärzte machen es auch nicht vorsätzlich, denn sie wissen es einfach nicht. Sie wissen, dass man mit weniger Fett, weniger Zucker und mehr Obst und Gemüse Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen kann, aber sie wissen nicht dass Plaques reversibel sind und schon gar nicht, was genau man machen muss, damit sie verschwinden. Die Empfehlungen der Ärzte sind total unkonkret und die Patienten verstehen noch weniger was damit gemeint ist. Es gibt Patienten die glauben tatsächlich in Kuchen oder Schokolade sei kein Fett drin. Fett sei nur Butter und Schmalz.
Und dann kommen sie gleich nach dem Arztbesuch in den Bioladen und dann treffe ich sie an der mir verhassten Käsetheke.
Letzte Woche kam die zweite Kundin, die mir erzählt hat, der Arzt hätte aufgrund ihres Blutdrucks gesagt, sie müsse Fett und Salz meiden. Ob wir einen Käse mit weniger als 50% Fett hätten. Haben wir. Wusste ich schon von dem anderen Kunden, dessen Arzt auch gesagt hat, er soll aufhören fetten Käse zu essen (was der Arzt genau gesagt hat, weiß ich natürlich nicht, aber das ist das, was der Patient verstanden hat). Die Kundin hat sich dann für einen Käse mit 30% Fett in Tr. Und einen mit 45% entschieden und beide natürlich voll mit Salz. (Der andere Kunde hat sich dafür entschieden von dem fettarmen Käse gleich ein halbes Kilo zu kaufen...).
Ich hab ihr gesagt, wenn man seine Ernährung doll genug verändert, könne es sogar sein, dass man auf Medikamente komplett verzichten kann.
Die Kundin hat gesagt: "Aber man will doch auch noch leben" (Irgenwie komisch, dass sie die Ernährung, die sie umbringt, als "Leben" empfinden)
Ich habe gesagt: "Geschmacksknospen werden nur 12 Tage alt und dass man sich ziemlich schnell umgewöhnen kann."
Die Kundin hat gesagt, aber sie fahre aber nächste Woche in Urlaub.
Ich hab gesagt: "Aber sie kommen ja irgendwann wieder. Dann können sie sich das ja immer noch überlegen, ob sie was verändern möchten oder nicht."
Kundin: "Ja gut, da haben Sie Recht."
Vielleicht ist die Käsetheke im Bioladen doch die beste Schnittstelle zwischen Arzt und Patient.
Dem ein oder anderen scheint eine Ernährung, wie Ornish sie vorschlägt extrem. Ich schließe mich Dr. Esselstyn an und finde es wesentlich extremer jemandem den Brustkorb auf zu schneiden, sein Herz zu stoppen, sein gesamtes Blutvolumen durch eine Maschine zu pumpen, gleichzeitig sein Bein auf zu schneiden, ihm eine Vene zu entnehmen und diese an das Herz zu nähen. - Der Patient behält 2 Narben zurück, die OP ist sauteuer, beseitig nur die Verstopfungen an seinem Herzen, nicht aber alle Plaques im übrigen Körper und die Arteriosklerose schreitet natürlich weiter voran. Der nächste Infarkt steht dann schon in den Startlöchern und bezüglich Kosten/Nutzen ist das gnadenlos ineffizient.
Menü des Tages am 3. August 2016
Blumenkohl mit Tomaten
Haferflocken mit Leinsamen, Carob, Banane und Kirschen
2 Möhren
Packung Maronen
Koffeinfreier Sojalatte von Starbucks
2 Portionen Linseneintopf
1 Banane
Gemüsepfanne aus Zucchini, Zwiebeln, Reis, Kichererbsen, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel
Bananen-Blaubeer Eis
Ich musste gestern früh zu einem Casting nach Düsseldorf und wie immer, wenn ich unterwegs bin, das hab ich mir leider in den USA angewöhnt, komme ich nicht umhin Starbucks aufzusuchen. Mit einem heißen Sojalatte kann man sich gut die Wartezeit vertreiben. Ich hab mich übelst darauf konditioniert, aber ich finde es nicht schlimm genug um es sein zu lassen.;-)
Die Maronen von Rewe sind ein super Snack für unterwegs. Davon sollte man immer mehrere Zuhause oder in der Handtasche haben, nehme ich an...So kam ich dann über die Mittagszeit und habe, als ich zuhause war, noch mal schnell einen Linseneintopf gekocht, den ich gerade total liebe und der zudem nur 20 Minuten dauert bis er fertig ist, und man kann einfach alles rein werfen, was man noch im Vorratsschrank hat::-)
Alles Liebe,
Silke
Nachtrag:
Dr. Dean Ornish hat auch eine Theorie dazu, warum es so schwer ist die Botschaft zu verbreiten
Ein ganz toller Beitrag mit vielen Infos, vielen Dank, liebe Silke! Finde es immer wieder spannend zu lesen, was du alles so recherchierst. Bei uns wurde übrigens mal im Bioinformatikstudium erwähnt, dass Krebs zu 95% durch Umweltfaktoren entsteht. Trotzdem hat da niemand weiter nachgefragt oder sich überlegt, was genau das konkret bedeutet. Ich glaube, diese Gemütlichkeit, Trägheit, Gewohnheit etc. sind wirklich krasse Faktoren, die den Weg zum Aufwachen + sich Schritt für Schritt (oder ab sofort) einem gesünderen Lebensstil zuzuwenden. Auch mir fällt es tierisch schwer, weniger Kaffee zu trinken, Milch und Käse zu vermeiden und nicht gelegentlich zu Schokokeksen zu greifen (obwohl ich doch z.B. Datteln auch köstlich fände). Ist halt schwierig herauszufinden, wodurch genau das eben so ein Problem ist und wie man da herauskommt... Würde ich jetzt in einem roh veganen tropical retreat Leben für ein paar Monate, wäre das alles sicher kein Problem... aber dann zurück im Alltag?
AntwortenLöschenLiebe Grüße und weiter so,
Steffi