Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Mittwoch, 13. Juli 2016
Warum Ärzte manchmal komische und gefährliche Ernährungsempfehlungen aussprechen...
Ich glaube ich begreife so langsam, warum es manchmal passiert, dass Ärzte ihren Patienten ganz grauenvolle Ernährungsratschläge geben. Dass Typ-2-Diabetiker LowCarb leben sollen z.B., obwohl in den Leitlinien was völlig anderes steht.
Mir hat kürzlich jemand unter eines meiner YouTube-Videos eine Studie gepostet, die ich hier schon mal besprochen habe. Nicht detailliert und eigentlich ist sie auch ziemlich langweilig und vor allem sind die Daten uralt und nicht vollständig. Auch das Deutsche Ärzteblatt hatte Anfang des Jahres darüber berichtet. Aber ich habe jetzt schlussendlich doch was daraus gelernt. - Wie man leicht auf Dinge rein fällt, wenn man keine Ahnung von dem Metier hat.
Also, man hat zwischen 1968 und 1973 eine Studie machen wollen, was gesünder ist: Tierisches Fett oder Pflanzenfett. Dazu hat man Bewohnern von Altenheimen (völlig unethisch, wie ich finde) entweder tierisches Fett oder Margarine und Maisöl zu essen gegeben. Aus der Studie wurde dann aber jahrzehntelang nichts, bis der Sohn des Studienleiters jetzt nach dessen Tod alle Daten und Akten im Nachlass gefunden hat. Man hat die Daten ausgewerte und festgestellt, dass die allgemeine Sterblichkeit (all cause mortality) bei Menschen die die Pflanzenfette bekommen hatten höher war als bei denen die tierisches Fett gegessen hatte. Obwohl ihr Cholesterinspiegel niedriger war. Tatsächlich sank die Sterblichkeit mit sinkendem Cholesterinspiegel. Tabellen oder genaue Zahlen wurden nicht genannt. Die Studie hat das British Medical Journal dann im April veröffentlicht und zwar unter dem Titel "Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota Coronary Experiment (1968-73)" - Und dieser Titel legt nahe, dass die bestehende Ernährungshypothese zur Herzinfarktentstehung doch wohl nicht mit tierischem Fett und Cholesterin zusammen hängt.
In der Conclusion heißt es dann, dass dies eine weitere Studie sei, die der ursprünglichen These widersprechen würde, dass Pflanzenfett besser zum Verzehr geeignet seien, um die Mortalität also die Sterblichkeit zu senken.
Ich stelle mir vor, dass der ein oder andere Mediziner daraus für sich und seine Patienten den Schluss ziehen könnte, dass es demnach egal sei, welche Fette man esse, bzw. dass Fleisch gesünder ist als Pflanzenfett. - Da sind wir wieder bei McDougall der sagt Menschen hören gerne gute Nachrichten über ihre schlechten Angewohnheiten. Oder man kann einfach weiter denken und sich fragen, ob man hier vielleicht zwei schlechte Nahrungsmittel miteinander verglichen hat, welche zudem noch von beiden Probandengruppen wahrscheinlich im Übermaß verzehrt wurden.
Für jemanden der nach konkreten Ursachen sucht, warum es mit den pflanzlichen Fetten zu einer höheren Sterblichkeit kam, findet man in der Studie zudem auch nichts. Nicht mal eine Hypothese. Ich könnte mir vorstellen, dass es die entzündungsfördernde Wirkung von Omega 6 sein könnte, oder eben auch die Transfette aus Margarine, die allerdings auch zum LDL-Anstieg beitragen. Aber halt selber kein Cholesterin enthalten. Sie senken auch den HDL-Spiegel.
Oder wir einigen uns darauf, dass eine gesunde Ernährung eben kein reines Pflanzenfett enthält, sondern grundsätzlich fettarm ist und wenn dann Nüsse, Oliven, Avocado und ähnliches als Fettquelle dienen.
Der Link zu diesem Artikel wurde mir von jemandem unter eines meiner Videos gepostet, der/die durchaus wie ein Akademiker auftrat, mich sietzte und wenn er/sie schon in der Lage ist das BMJ zu verlinken ist er wahrscheinlich kein Vollidiot. - Und da wurde mir klar, dass man eine Studie wirklich nur dann verstehen kann, wenn man sie in ein entsprechendes Hintergrundwissen einordnen kann. Wer die Arbeiten von Ornish und Esselstyn nicht kennt, dem könnte durchaus nicht klar sein, dass Pflanzenöl sehr wohl zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt. Und wenn derjenige dann seine eigenen Schlüsse zieht und Arzt ist, landen derartige Theorien dann beim Patienten.
Das hat mich bescheiden gemacht in Bezug auf mein eigenes Verständis in Bezug auf Studien zu anderen Themen als Essen. Essen ist mein Spezialgebiet und Studien auf dem Gebiet kann ich in ein Hintergrundwissen einordnen. Aber was ist mit klinischen Studien zum Thema...sagen wir...Chemotherapie?!
Schlussendlich muss der einzelne Arzt das aber auch nicht selber einordnen, denn dazu gibt es ja die Weltgesundheitsorganisation und die Kassenärztliche Vereinigung. Aber zumindest auf die WHO hört ja keiner. Ein Arzt, dem ich in der Endokrinologie beiwohnen durfte, hielt die WHO für einen Haufen Anzugträger, die von Medizin keine Ahnung hätten. Er hingegen, wagte es nicht den Patienten gegenüber Empfehlungen auszusprechen wie: "Sie müssen aufhören zu rauchen/trinken/Fett zu essen." bzw. Wenn er es tat räumte er ein, es stünden auch Medikamente zur Verfügung denn "Man will ja auch noch leben!"
Das Ganze ringt mir jetzt Dankbarkeit für die WHO ab und macht es umso schlimmer, dass scheinbar keiner auf sie hören will. Sie könnten es sich auch komplett sparen, zu eruieren welche Nahrungs- und Genussmittel krebserregend sind. Die Leute die sie konsumieren hören eh nicht damit auf. Auch nicht, wenn sie Angst vor Krebs haben. So ist das nunmal...
Menü des Tages am 12. Juli 2016
Brokkoli und Paprika
Haferflocken mit Banane, Kakao, Leinsamen, Apfel
1 Banane
8 Trockenpflaumen
Brokkoli, mit Knoblauch, Vollkornreis, Kichererbsen, Chilisauce und Salz (Foto vergessen)
Vollkornreis mit Banane, Zimt und Wasser
2 x Eintopf aus Sellerie, Topinambur, Pastinaken, Mais, Paprika, Zimt, Curcuma, Dill, Knoblauch
6 Trockenpflaumen
Es sind fast Semesterferien. Jetzt nur noch Klausuren schreiben, aber ich hab keine Uni-Termine mehr. Und ich fühle mich komplett ausgebrannt. Wie am Ende jedes Semesters. Ich habe auf absolut nichts Lust außer auf Schlafen und das geht ja leider auch nicht immer. Ich muss auch noch lernen, natürlich...
Aber ich finde es schon erstaunlich, was 3 Monate Uni so mit einem machen. Vielleicht fühlt es sich so für mich an, weil ich älter bin oder auch, weil ich mehr nebenbei mache und noch andere Dinge im Leben habe. Oder vielleicht auch, weil vieles in der Schulmedizin einfach nicht meine Passion ist. Wie dem auch sei. 7. Semester fast hinter mir gelassen, 3 noch vor mir...
Alles Liebe,
Silke
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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""Man will ja auch noch leben! (TM)" und "Man muß sich ja auch mal was Gönnen (TM)" sind ech meine beiden Lieblings-Hass-Sprüche.
AntwortenLöschenHöre ich auch immer wieder.... erstmal hats nichts mit Leben zu tun und "Gönnen" ist nur die Ausrede zum Selbstbetrug (bzw. für die eigenen Suchtmuster bzw. "schlechten" Angewohnheiten). Aber was schreibe ich das hier - Weisst Du, Silke, und die anderen die hier lesen ja alles ;-)
Wenn ich mir dann "Bio" oder den eigenen Garten "Gönne" - dann ist das "sowieso alles Betrug" oder eine brotlose Kunst....