Hallo Liebes,
Tag 899: Gestern war, weiß Gott kein Tag mit dem ich angeben kann, dafür wieder mal einer an dem ich irgendwie satt geworden bin. Ich hoffe, bete, dass es heute endlich vorbei ist und ich nicht mehr reinen Behelf praktizieren muss. Die Katze weckte mich um 7 Uhr um mich zu Rewe zu jagen, weil der Napf leer war und auch kein Katzenfutter mehr im Haus. Nun habe ich Katzenfutter für 35 Cent mit Karte bezahlt. Arm sein ist zudem noch unwirtschaftlich!
Aber schlussendlich ist das der Knackpunkt: krank machende Nahrung ist billig. „Poor people are poor in everthing. Even in their foodchoices“. Sprich arme Menschen treffen eine armseelige Nahrungsauswahl.
Was ich mache ist dabei Jammern auf hohem Nivea, denn immer noch gehen Tütenspaghetti, des Studenten Lieblingsessen, an mir vorbei. Ich habe Kartoffeln gekauft. 4 kg für 1,39 €. Warum hätten die meisten Leute an meiner Stelle lieber zu Spaghetti gegriffen? Weil das unsere Mütter, also meine Mutter, das schon getan haben? Da muss ich an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass meine Mutter glutenintollerant ist und das nicht etwa von Geburt an, nein, das kam erst mit über 55, nach ca. 50 Jahren mit zu viel Gluten.
Ich habe bereits mehrfach darüber geschrieben, dass ich als Teenager fast immer Dosenravioli zu essen bekam. Sowas kommt von sowas. Fast immer ist wahrscheinlich gelogen, aber ich kann mich an sehr viele Dosenraviolimahlzeiten erinnern. Meine Mutter hat auch einen zu hohen Blutdruck und nimmt schon seit Jahren Medikamente. Aber auf Fleisch verzichten? Nein, niemals…Nicht mal PROBEWEISE!
Allerdings habe ich auch zu viel Fett gegessen. Etwa das dreifache der erlaubten Menge, was einfach damit zusammen hängt, dass sonst fast nichts im Haus war. Außer der Kartoffeln, die ich gekauft habe. Diese dreiffache Menge machte dann ca. 50% der Gesamtkalorien aus. Und so erklärt sich auch, dass die meisten Rohköstler 60-70% Fett konsumieren, denn im Gegensatz zu mir gestern, essen die keine kohlehydrathaltigen Kartoffeln, die viele fettarme Kalorien liefern, sondern sie essen viel kalorienarmes Gemüse, dann viele Nüsse und etwas Obst. So verschiebt sich die Bilanz ratzfatz zugunsten von Fett.
Ich wusste das ja auch nie, vor allem hieß es vor 5-10 Jahren immer noch, dass es bei pflanzlichem Fett egal sei, wie viel man davon verzehre. In der Medizin hat sich das geändert, in der Gourmetrohkost nicht.
Ich fahre ja auch zur Rohvolution nach Speyer am Wochenende und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Rohvolution vielleicht doch ein bisschen was mehr von einer Süßwarenmesse, als von einer Gesundheitsmesse hat. Es wird nämlich von den Zubreiten immer noch verbreitet: Hauptsache roh, der Rest ist egal.“ Ich glaube aber da muss viel genauer differenziert werden. Wäre ja auch zu schön einfach gewesen.
Irgendwie bin ich aber einer der wenigen, die sich mehr für den gesundheitlichen Aspekt, als für den klinarischen Aspekt interessieren. Ich liebe gutes Essen. Tatsächlich ist das überhaupt der einzige Genuss, den ich mir meistens leisten kann. Liegt das daran, dass ich die einzige bin, die so wahnsinnig ist mit 35 noch ein Medizinstudium anzufangen? Oder liegt es daran, dass die Wisschaft schon lange bewiesen hat, dass einfach nur Rohkost nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Was natürlich immer noch nichts daran ändert, dass Rohkostleckerein weitaus gesünder sind als normale und dennoch ist es letztendlich kein Freifahrtschein unendliche Menge davon zu verzehren. Dafür sind Obst und Gemüse zuständig. Und irgendwie nervt mich das an der Gourmetrohkost, weil es irgendwie immer übersehen wird. Oder ich projiziere das, denn ich habe es jedenfalls immer übersehen.
Ehrlich, ich kam zur Rohkost, weil ich vor 8 Jahren im Internet gesehen habe, dass es Leute in den Staaten gibt, die Pommes, Pizza und Eis aus Rohkost herstellen. Tja, ich fürchte ich bin enttäuscht darauf reingefallen zu sein.
Was immer noch nicht heißt, dass die Menschen nicht lernen müssen, wie man leckere Rohkost zubereitet…
Für das Medizinstudium gibt es in der Woche vor Beginn eine Einführungsveranstaltung der Fachschaft für alle Erstsemester. Oder besser 2. Die erste ist ein Kennlernen der Kommilitonen und des Campus, die zweite ist eine Kneipentour mit anschließendem Besuch in einer Pizzeria. Ernsthaft, Pizzeria??? – In Pizzerien gibt es abgesehen von Salat nichts, was ich als gesund einstufen würde. Viel zu wenig Gemüse und viel zu viel Gluten. Und der Salat ist meistens nicht gut. Ich bin reichlich gespannt….
Was gab‘s zu essen?:
9 g Lifefood Kirsch-Nuss Schokolade
50 g Maulbeeren
32 g Macadamias
18 g Lifefood Kirsch-Nuss Schokolade
12:30 Uhr: Linseneintopf Rest
13:45 Uhr: 29 g Macadamias
35 g Curry-Kraut und Chia Cracker
14:15 Uhr: 500 g Kartoffeln mit Sonnenblumenöl und Salz
36 g Lifefood Kisch-Nuss Schokolade
19 Uhr: 20 g Cashews
345 g kalte, gekochte Kartoffeln
mit Salz
50 g Maulbeeren
21 Uhr Weizencurry aus Weizenkörnern, gekocht, mit getrockneten Tomaten, Möhren, Kombu, Knoblauch, Gurke, Salz, Curry und Pfeffer + Mandelpüree
Das Curry war inspiriert durch ein Rezept aus Inrgid Newkirks Die vegane Küche: 150 vegetarische Rezepte für alle, die ganz auf tierische Produkte verzichten wollen, aber eigentlich habe ich alles anderes gemacht, außer den Weizen.
Ich habe 200 g Weizen eine Stunde ohne Salz gekocht und dann noch eine Stunde nachquellen lassen. So stand es im Rezept. Und dann habe ich ihn mit allem, was ich noch an Gemüse hatte in den Wok gegeben und weiter gekocht. Und das Gericht war dann ziemlich lecker!!!
Die Sache ist nämlich die: Wenn man weiß, wie man leckeren Salat macht, weiß man automatisch wie man alle Ein-Topf Gerichte macht, denn die funktionieren alle gleich. Es muss was Salziges rein, was Süßes, was Scharfes und ein Lauchgewächs. Dann alles was man so findet. Ach ja, und eine Spur Fett.
In dem Rezept sollte man Sojacreme verwenden, die ich zum einen nicht hatte und die zum anderen nicht vollwertig und wahrscheinlich genmanipuliert ist. Nachdem das Curry also fertig gekocht war, habe ich noch etwas Mandelpüree unter gerührt. So dass das gute Püree nicht zerkocht wurde.
Ach, und zu Kartoffeln habe ich auch was gelernt: Kalt kann man sie ohne Probleme ohne Fett essen. Da sind sie nur mit Salz total lecker. Gekocht und heiß, schmecken sie besser mit Öl. Soll ich Kartoffeln jetzt nur noch kalt essen?
Alles Liebe,
Silke
Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Dienstag, 20. September 2011
Not macht erfinderisch...wenn auch nicht jeden...
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Weizencurry
Seit 25 Jahren beschäftige ich mich mit Ernährung, seit 2009 blogge ich darüber und seit 2011 studiere ich Medizin.
Ich ernähre mich fettarm, vollwertig und pflanzlich.
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Hi Silke,
AntwortenLöschenich glaube, wenn du die Hoffnung hast, dass Medizinstudenten sich gesund ernähren, dann muss ich dich enttäuschen.
Ich habe zwei Ärzte und einen Tierarzt im Bekanntenkreis und keiner von denen isst auch nur annähernd gesund.
Dafür haben sie gigantische Hausapotheken und schmeißen auf jedes winzige Symptom gleich eine riesige Chemiebombe.
Interesse an Gesundheit wirkt sich anscheinend bei jedem anders aus.
Lieben Gruß
Kris
Liebe Kris,
AntwortenLöschenich werde mein Möglichstes tun, das zu ändern.
Mal schauen was passiert, wenn ich in der Pzzeria einen Salat esse und mich unbeliebt mache indem ich Pizza kritisiere und Salat thematisiere;-)))
LG Silke
Ach Silke,
AntwortenLöschendas willst du dir wirklich gleich am ersten Tag antun ;o)
Ich hoffe ja eigentlich immer, dass wenigstens Krankheit die Leute dann zur Vernunft bringt, wenn es schon das Bewahren von Gesundheit nicht tut...aber irgendwie musste ich meine Hoffnung da auch gerade wieder begraben.
Ich habe übrigens jetzt Campbells Buch durch und du fragtest mal (ich weiß leider nicht mehr wo): also er empfiehlt Menschen, die länger als drei Jahre vegan leben und das Bedürfnis danach verspüren B12 zu supplementieren und auch Vitamin D, wenn man nie an die Sonne kommt.
Auch wenn er da eher die Sonne empfiehlt.
Er meint, da der Boden kaum noch B12 produzierende Mikroorganismen enthält und das Obst und Gemüse im Allgemeinen gar nichts, kann es da zu einem Mangel kommen.
Allerdings meint er auch, dass Kuhmilch Vitamin D auch nur durch Supplementierung enthält und auch B12 den Tieren zugefüttert wird.
Na gut, da kann man auch gleich selbst supplementieren, da kann man sich das Präperat wenigstens aussuchen und auch die Dosis.
Lieben Gruß
Kris