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Mittwoch, 23. März 2011

Alexander Hold...




Hallo Liebes,

Tag 718: Ich bin völlig übernächtigt, fühle mich matt und nicht guter Stimmung. Es ist 20 nach sechs und ich sitze in der S-Bahn zum Flughafen München. Auch heute hat der Wecker um kurz nach 5 geklingelt, nur diesmal gab es im Hotel keine Aufputschmittel, weil das Frühstück so früh noch nicht verfügbar war, ich hoffe aber schwer, dass ich im Flughafen einen grünen Tee auftreiben kann.

Was aber auch dazu beitragen kann, dass ich mich voll von der Rolle fühle ist, dass ich gestern nicht brav war. Ich hab zwar roh gegessen, aber ich habe in der Nachmittagsmüdigkeit Kaffee getrunken und, weil ich „zufällig“ eine Mitschülerin vom Abendgymnasium getroffen habe, die in einem anderen Fall mitgespielt hat, und sie gerade draußen stand und eine rauchen wollte, habe ich mal schnell eine geschnorrt. Da bin ich also wieder. Die Zigarettensucht hat mich wieder und jetzt muss ich wirklich acht geben. Aus einer wurden dann aber auch gleich 4, wegen dem Stress und der ungewohnten umgeben und weil man raucht um sich sozialisieren. Aufgewacht bin ich mit einem rauhen Hals und jetzt weiß ich auch wieder warum rauchen nicht gut ist, oder besser, dass ich mich rauchend nicht wohl fühle.

Der Rest des Tages war aber herrlich. Der Flug über Deutschland war gestern bei dem Wetter ein Traum, da man alles sehen konnte und ich einen Fensterplatz hatte. Alles funktionierte reibungslos, wie das bei mir momentan ja immer ist, obwohl es wohl am Vormittag noch Probleme mit der Bahn gegeben hatte. Allerdings musste ich feststellen, dass man vergessen hatte mit Gepäck mit zu buchen, so musste ich erst mal in Vorkasse um das Geld später von der Produktion wieder zu kriege, was eigentlich nicht hätte gehen können, den nach meinem letzten Kontostand war dafür nicht genug Geld auf dem Konto. „Zufälligerweise“ war aber doch genug drauf und so lief auch das reibungslos.

Ich hatte nette Kollegen, der Redakteur war nett und überhaupt jeder bei der Produktion. Es war auch noch ein weiterer Schauspieler in meinem Fall anwesend der auch sehr nett war und nicht darüber gequatscht hat, was er alles für großartige Projekte anstehen hat, wie das sonst immer bei Gerichtsshow ist und so haben wir einen netten Tag verbracht.

Um 11.30 hatte ich da zu sein, die Aufzeichung war für 19 Uhr disponiert und in der Zwischenzeit wurde 2 Mal Text geprobt und mehrfach umgezogen, da der Fall an 3 verschiedenen Tagen spielte. Und als ich dann um 21:45 Uhr Feierabend hatte musste ich feststellen, dass meine Stimmung im Keller war. Aber ehrlich, ich fürchte schwer, dass das daran lag, dass ich zwei Stunden lang um den Tod meines Filmmanns getrauert habe.

Das heißt also, ich gehe davon aus, dass wenn man sich gute Gefühle künstlich erspielen kann, und diese nachwirken, das selbe passiert, wenn man das mit schlechten Gefühlen macht. Ist ja auch logisch. Nun ist das für die meisten Leute unter euch da draussen nicht unbedingt von Relevanz, aber für Schauspieler ist das gravierend. Eigentlich wusste ich es ja schon immer, dass so viele Schauspieler deshalb so kaputt sind und so viel Alkohol trinken müssen, damit sie irgendwie aus all diesen miesen Gefühlen wieder raus kommen, die sie sich suggerieren müssen. Und genauso, wie Selbstmittleid Spaß macht, macht es natürlich Spaß sich dem ganz großen Drama hin zu geben. Und deshalb muss man nach jeder Vorstellung Alkohol trinken, damit man wieder gute Stimmung bekommt, aber die ist natürlich nicht echt. Und natürlich kommt auch kein Schauspieler auf die Idee bewusst seine Gefühle umzumodellieren. Oder zumindest ab Anfang seiner Berufslaufbahn nicht. Vielleicht auch später nicht, denn mein Joggingfreund hat mir erzählt, dass seine momentare Regisseurin, eine der größten deutschen Schauspielerinnen überhaupt, die Produktion hindurch dauernd krank war und mies drauf. Zwei Schachteln Zigaretten jeden Tag und 5 Flaschen Bier oder mehr zeigen offensichtlich irgendwann ihre Spuren.

Nun, ich werde da mal bewusster drauf achten, was so was mit mir macht. Wenn ich das bei einem Casting nur 5 Minuten lang mache, also leiden, passiert nichts. Zumindest nicht, dass ich mich erinnern könnte. Aber es ist auch nicht so schlimm zu spielen, dass man wegen Geschwindigkeitsüberschreitung von einem Polizisten angehalten wird, was ich letztens spielen musste, als wenn man spielt dass man schwanger ist, vor Gericht und dass der Ehemann vor kurzem verstorben ist. Und das 2 Stunden lang. Ich sollte eigentlich dankbar sein, dass ich es überhaupt bemerkt habe und einlenken konnte. Die schlechte Stimmung hat aber sofort ihre Wirkung gezeigt, denn ich habe weniger Gage bekommen als ich dachte und nur die Hälfte von dem was ich bei „Salesch“ immer kriege und ich hab den Ausgang vom Studiogelende nicht gefunden.

Ich hab mich aber, denke ich, daraus befreit. Habe gestern Abend im Bett dann ein wenig visualisiert, mir vor Augen geführt wie super in meinem Leben gerade alles läuft und mich in Dankbarkeit geübt. Es ist wirklich faszinierend wie schnell man gute Gefühle vergessen kann, obwohl die Gründe dafür alle immer noch da sind.


Heute morgen am Bahnhof, als ich mein Ticket zum Flughafen gezogen habe, musste ich feststellen, dass jemand seine Bankkarte im Automaten hat stecken lassen. Eine Bankkarte von der Sparkasse Starnberg! Ich möchte nicht wissen wie viel Geld auf diesem Konto ist, denn in meiner Fantasie sind alle, die in Starnberg wohnen Millionäre! Ich hab mich gefragt, was ich damit machen sollte, denn anders als bei einem EC-Automaten, wenn man seine Karte stecken lässt, wird die nicht eingezogen. Es gab auch keinen Schalter oder so was, wo ich sie hätte abgeben können. Ich hab sie also eingesteckt, denn schließlich bin ich ehrlicher als viele andere Leute und werde heute Nachmittag mal die Bankadresse ausfindig machen und mich mit ihr in Verbindung setzen oder so. Ich hätte aber eigentlich liebe den Besitzer direkt, vielleicht gibt der Finderlohn ;-))) – Der Arme, er hat sich einen Scheißtag, wenn er heute rausfindet, dass seine EC-Karte nicht da ist.

Ich hatte reichlich essen dabei und habe auch jetzt für den Rückweg nicht genug. Tatsächlich kam ich auch gestern am Set auch kam zum essen und hatte auch nicht viel Hunger. Es lagen zwar Süßigkeiten, Brötchen und auch Obst zum Nehmen bereit, aber mehr als eine Banane ist es bei mir nicht geworden. Paar Mandeln dazu, paar Schokokrümel und das war‘s schon. Ach, auch einen halben Salatrest vom Potluck. Dafür hatte ich dann gestern Abend im Hotel tierischen Hunger und da war’s schon zwanzig nach 10. Naja, das kommt ja nicht alle Tage vor und so richtig gut einschlafen konnte ich trotz Müdigkeit dann auch nicht. Kaffee sei dank!

Was gab’s zu essen?:

5 Tassen Schwarz- oder Grüntee, den ich zuhause gefunden habe

9 Uhr: Superpower Schokopudding (to go)

2 handvoll Mandeln
Mels Schokokrümel
1 Banane
½ Salatrest

3 Tasse Kaffee mit Zucker

22:20 Uhr: ½ Salatrest
1 Avocado mit Salz
1 getrocknete Feige
6 Datteln

Und mittlerweile bin ich auch am Flughafen angekommen und warte auf’s Check-in mit einem grünen Tee mit Stevia, der mich hoffentlich wieder hoch bringt, denn ich habe noch einen Tag in der Videothek vor mir. Geht alles irgendwie. Habe noch Kakaobohnen dabei und weitere Schokokrümel.

Also ist das jetzt auch wieder geschafft. Samstag geht’s weiter nach Berlin zur Rohvolution und ich hoffe viele bekannte Gesichter mal wieder zu sehen, die ich sonst nur bei Facebook habe. Es sieht gut aus, dass ich wieder ganz Deutschland werde überblicken können, denn auch heute scheint die Sonne wieder. Wie’s aussieht wird es jetzt tatsächlich endlich Frühling und dann Sommer und jetzt fällt mir auch wieder ein wie wunderbar das ganze Leben eigentlich ist…))

Alles Liebe,

Silke

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