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Sonntag, 19. Juli 2015

Das Belohnungssystem erklärt...



Für alle, die meinen Ausführungen zum Belohnungssystem bisher nicht 100% folgen konnten, habe ich heute ein Video, was mir in die Challengegruppe gepostet wurde. Es ist ein Beitrag der Suchthilfe aus Detmold, in dem ein Interview geführt wird mit einem Dr. med. Redecker, der Chefarzt in der Medianklinik im Bereich Psychosomatik in Bad Salzufflen ist.



Herr Dr. Redecker erklärt hier sehr gut und für Laien verständlich, wie das Belohnungssystem reagiert, wie es sich an Drogen anpasst, wie es mit einem Entzug umgeht und warm ein kalter Entzug problematisch sein kann. Ich glaube, er bezieht sich hier in erster Linie auf herkömmliche Drogen und vor allem auf Alkohol, weil Alkohol eine der häufigsten Süchte ist, welche aber vor allem dazu führen kann, dass man nicht Herr seiner Sinne ist, dadurch, dass man eben betrunken wird und nicht, wie bei Zigaretten, Kaffee und Zucker noch in der Lage ist sein Leben in Angriff zu nehmen.

Er erklärt, dass es beim kalten Entzug bei gewissen Personengruppen, z.B. wenn man Medikamente nimmt, Diabetiker oder herz-kreislauf-krank ist, zu gesundheitlichen Komplikationen kommen kann und favorisiert in den Fällen ein Ausschleichen der Droge, was sehr d'accort geht mit allem was Kathleen DesMaisons lehrt. Ich Programm ist wirklich ausgesprochen clever, da sie während sie die Droge ausschleicht, bereits darauf achtet, dass das Belohnungssystem repariert wir.

Dr. Redecker sagt es braucht 8-12 Wochen, bis man keine Entzugssymtome mehr hat, bis man wieder Freude an alltäglichen Dingen haben kann, für die das Belohnungssystem eigentlich geschaffen wurde und das die Hauptaufgabe der Ärzte in dieser Zeit sei, die Patienten bei Laune zu halten, ihnen zu sagen, dass es das wert sei, dass man, wenn man durchhält auch wieder Freude empfinden wird und dass ein ganz wichtiger Bestandteil sei, dass ehemalige Süchtige dem Patienten sagen, dass sie sich genau so gefühlt haben, dass das vorbei geht und dass es sehr bald wieder möglich sein wird Freude zu empfinden. Deshalb ist es so wichtig, dass man eine Selbsthilfegruppe hat, was natürlich auch das Konzept der Anonymen Alkoholiker ist.

Er vergisst auch nicht darauf hin zu weisen, dass das Belohnungssystem bereits angeworfen wird, wenn man nur die Aussicht oder den Plan hat eine Substanz zu konsumieren, was sich als Vorfreude zeigt oder als Lustentwicklung wenn man während des Entzugs im Supermarkt seine favorisierte Droge sieht und es so auch zu einem Frust darüber kommen kann, wenn man sie nicht konsumieren darf, was einen wiederum anfällig für einen Rückfall macht. Deshalb sollte man im ersten Jahr des Entzugs (vom Alkohol nehme ich an) nicht Karneval feiern gehen oder auf ein Schützenfest.

Was mich hingegen schwer wundert, ist, dass er hier die ganze Zeit vom Hirnstamm spricht. Nach allem was ich bisher über Sucht gelesen habe sitzt das Belohnungsystem nicht im Hirnstamm sondern im Limbischen System und beschränkt sich vor allem auf den Nucleau accumbens, einem Hirnkern oberhalb des Hirnstamms.

Natürlich zweifle ich da zunächst mal an mir selbst, denn der Mann ist ja Chefarzt in genau dem Bereich! - Ich hab auch überlegt, ob das Video vielleicht schon so alt ist, dass man früher nicht wusste, wo das Belohnungssystem sitzt, aber es ist von 2013.

Also habe ich mal "Hirnstamm Sucht" gegoogelt und es kam nur diese Video und ein Vortrag von Dr. Redecker zu diesem Thema. Wenn man aber googlet "Nucleus accumbens Sucht" findet man alles mögliche zum Thema Belohnungssystem und Sucht!!!

Da liegt also entweder die ganze Welt falsch oder Dr. Redecker, was mich persönlich dann ja auch wieder an allem anderen zweifeln lässt, was so ein Experte sagt. Es klingt dennoch sehr plausibel. Komisch...

Lesen hier zufällig Neuroanatomen, Neurowissenschaftler oder Psychiater mit und können aufklären?

Menü des Tages am 18. Juli 2015

Brokkoli mit 1/2 Paprika


Glutenfreie Haferflocken mit Banane, Himbeeren, Apfelmus, Sunwarrior, Zimt, Traubenkernmehl, Chia, Paranuss


Reis mit Apfelmus und Zimt

Gemüse Lo Mein


Gemüse Lo Mein
Glutenfreies alkoholfreies Bier

Und natürlich habe ich euch auch noch ein Video von mit für euch:



Alles Liebe,

Silke

5 Kommentare:

  1. da habe ich eine andere Sendung im Servus TV im Blick und da sagt der Prof. einer suchtklinik, dass die schlimmste Sucht heute ist, die am weitesten verbreitete Sucht nämlich "die Medikamenten Sucht". - verschrieben oder frei verkäuflich - ganz egal = legal oder illegal - und diese Sucht ist so schlimm, weil sie unheilbar ist; , ... und warum sprechen die Medien so wenig darüber ????? und für mich ist das gewollt oder unbewusst gehandelt - sterbehilfe auf Rezept . ich lebe lieber fröhlich und gesund ohne diese Drogen oder Medikamente #afaSE2vitality - in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist der das unterscheiden kann und so etwas völlig ablehnt. Ich habe selbst einen Spritze beim Zahnarzt, zum Zwecke einer Behandlung abgelehnt. - und es hat überhaupt nicht weh getan. beste Gesundheit

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  2. Ich nehme an, dass die Medien darüber nicht sprechen, weil man damit keine Zuschauer/Leser gewinnen kann, weil es niemand wissen will. Besser man lästert über die Regierung und die großen Konzerne, die uns "alle verarschen" als über unsere eigenen Hirne die uns verarschen. Da müsste man ja selber was gegen tun.

    Ist schon echt traurig, wenn man anfängt das Ausmaß zu erfassen, was das alles hat.

    Ich nehme auch keine Spritze beim Zahnarzt. Das hat sich aber hauptsächlich daraus entwickelt, glaube ich, dass meine Zahnärztin keine Lust hatte auf die Wirkung zu warten und sagte, man könne immer noch nachträglich spritzen, wenn es weh tut. Mittlerweile ist mir ein bisschen Schmerz lieber als auf die Wirkung zu warten.;-)

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  3. Liebe Silke, ich bin ja keine Psychiaterin, aber berate diese in der Psychopharmakologie und mir fallen da spontan die raphekerne ein, die ja im Hirnstamm liegen und Ursprung der 5HT2C Neuronen sind, die z.B. Lorcanserin (nur in den USA zugelassen) aktiviert und so über POMC gegen Esssucht wirkt. Allerdings ist das wie du selbst ja schon bemerkt hattest, dann serotonerg und nicht dopaminerg wie die sonst für die Sucht "zuständigen" Areale. LG, Louisa

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  4. Ah, sorry, Hälfte vergessen. es gibt tatsächlich ein neu identifiziertes Areal, allerdings nur im Tierversuch und ich glaube, dass der Artikel neuer ist als die Aussagen des Chefarztes in deinem Video. Ich poste ihn dir trotzdem mal rein, ja?
    http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ejn.12855/abstract
    LG!!

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