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Donnerstag, 5. Februar 2015

Ein Bissen ist zu viel und tausende zu wenig - Esssucht nach Kay Sheppard



Meine Fresse, ich bin so viel zufriedener, wenn ich keinen Urlaub habe, sondern im Bioladen arbeiten gehen darf, was ich gestern zum ersten Mal wieder durfte. Mir fehlen die sozialen Kontakte und das Gefühl von Sinnhaftigkeit ist einfach viel größer dort, als wenn ich zuhause sitze und lerne. Das ist echt krass. Ich fürchte ich werde den Job niemals jemals aufgeben dürfen. Ich brauch den für meine emotionale Gesundheit.

Und im Bioladen war ich so dankbar dafür, dass ich in der Lage war jetzt endlich nicht dauernd von allen Verkostungen angelacht zu werden, sondern sie einfach Verkostungen sein lassen konnte. Ich frage mich wie viel von meine Freude an der Arbeit im Bioladen nur daher kommt, dass mein Belohnungssystem die Nahrungsmittel dort mit guten Voraussetzungen für das Überleben in Verbindung bringt und deshalb Belohnungsbotenstoffen ausschüttet. Teilweise vielleicht sogar berechtigt...

Während ich die beiden anderen Interviews von AJ mit Kay Sheppard und Dr. Joan Ifland angehört habe, musste ich feststellen, wie wenig Hintergrundwissen über die Mechanismen im Hirn AJ tatsächlich hat und wie groß der Unterschied zwischen ihr und den beiden Doktorinnen Kathleen DesMaisons und Joan Ifland ist. Es fehlt einfach eine Menge für das Verständnis der Sucht, wenn man nicht weiß wie das Gehirn aufgebaut ist, was das Striatum und der Nucleaus accumbens ist und wie Synapen aufgebaut sind. AJ erzählt viele Sachen einfach recht simpel nach, wahrscheinlich weil ihr das auch so erklärt wurde und weil es in Büchern, die für Laien geschrieben sind auch recht einfach beschrieben ist. Muss es auch. Tatsächlich habe ich mir aber in den letzten drei Monaten mehr Wissen über das Thema Esssucht drauf gepackt, als sie wahrscheinlich jemals haben wird, weil sie die Mechanismen dahinter nicht verstehen kann, weil sie nichts über das Hirn und Synapsen weiß. Was sehr faszinierend ist. Auch faszinierend, dass ich mir binnen weniger Monate Wissen anlesen kann, wofür Menschen Jahre gebraucht haben um es zu erforschen!!! - Dennoch war AJ es, die mit all dem Trial und Error ihrer Kunden hinter diesen Ernährungsplan gestiegen ist, den nicht mal Barnard, McDougall oder Esselstyn erfinden konnten, weil die alle nicht wissen, was es bedeutet nicht nein sagen zu können. 

Kay Sheppard hat zwei Bücher über Esssucht geschrieben. Food Addiction: The Body Knows und From the First Bite: A Complete Guide to Recovery from Food Addiction.Wobei, eigentlich drücke ich mich falsch aus. Sie will es nicht als Esssucht sondern als Sucht nach verarbeiteter Nahrung definiert haben, weil halt niemand süchtig nach Brokkoli wird, sondern nach Fett, Zucker und Mehl.
Sie beschäftigt sich seit 38 Jahren mit Esssucht und behandelt seit 48 Jahren Süchtige. Sie hat ein Zertifikat als Essstörungsberaterin und ist ein großer Fan von Abstinenz und zwar Cold Turkey, also von einen Tag auf den anderen und niemals zurück schauen. AJ fragt sie, warum so viele Menschen ein Problem mit dem Konzept der Abstinenz haben und vergleicht es mit einem Lungenkrebspatienten der seinen Arzt fragt, welche Zigaretten er mit dieser Diagnose am besten rauchen solle. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Vergleich vielleicht hinkt...Denn ein Lungenkrebspatient kann jetzt durchaus auf Nikotinkougummis umsteigen, die seine Sucht weiter füttern aber seinen Lungenkrebs nicht! Das ist wie Methadon.

Die Theorie, hinter der Angst vor Abstinenz ist, dass die Menschen Angst vor den Entzugserscheinungen haben, weil sie es nicht mal schaffen 24 h ohne ihre Droge auszukommen. AJ selbst sagt, als sie sich Zucker abgewöhnt hat, habe sie 3 Wochen (!!!) nur geweint. Kay Shappard sagt, die meisten Menschen hätten Symptome wie bei einer Erkältung. Ich selber war erstaunt wie viele Leute bei der Challenge Kopfschmerzen hatten, auch die, die vorher keinen Kaffee getrunken haben, einfach nur, wegen des Zuckerentzugs. Ich bin mir da immer noch nicht sicher, was die beste Herangehenesweise ist, vielleicht ist das auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Kay Sheppard ist auch strikt dagegen, mit Fasten in einen Essplan gegen Esssucht einzusteigen, weil Fasten quasi das selbe sei, wie Magersucht und nur zu einem Essanfall führen würde. Weiß ich auch nicht, ob ich dem zustimmen würde.

Besonders fasziniert bin ich immer wieder, wenn Esssüchtige definiert werden, Kay Sheppard stellt hier AJ Fragen, wie man sich selbst diagnostizieren kann. Manche Sachen, die ich auch mit Ja beantworten würde, aber andere die mir völlig fern liegen, wie „das heimlich Essen“.

Viele Übergewichtige sieht man einfach NIE essen, weil sie nicht in Gesellschaft essen. Ich esse bevorzugt Suchtnahrung in Gesellschaft, weil ich sie zuhause nicht esse und ich zügele mich dann auch nicht. Das vermittelt der Gesellschaft wahrscheinlich den Eindruck, dass ich Unmengen ungesundes Essen esse aber nicht dick dabei werde und auch nicht süchtig. Dem ist aber nicht so und vielleicht sollte ich das auch nicht vermitteln. Aber fette Esssüchtige essen heimlich, essen im Auto, essen, wenn sie alleine sind und niemand sieht wie viel sie tatsächlich essen. Und sie verstecken auch ihr Essen! Damit es niemand klaut und damit es niemand sieht. Esssüchtige mögen alles was heimlich ist und wenn sie bloggen und dann mal was falsches essen, setzen sie einfach das Bloggen aus!;-) - Das habe ich tausendfach bei anderen beobachtet. Rohkostblogger, Abnehmblogger. Sie bloggen dann einfach nicht und so sieht es nach außen hin so aus, als wären sie ihrem Essplan treu. Immer wenn ich jetzt feststelle, dass ein Food Blogger länger nichts bloggt, weiß ich, dass kurz danach das Geständnis kommen wird, dass er sich gehen lassen hat!;-)))

Als letztes fragt AJ sie, warum auch die Menge an Essen abgewogen werden müsse und warum Kay Sheppard Bananen verbietet. Die Antwort ist, dass Kay nicht weiß, ob sie wenn sie viele Möhren bzw. viel Nahrung essen würde, mehr als 4 Tassen davon oder so, getriggert werden würde und sie es nicht ausprobieren möchte. Ok, also, ich würde wissen wollen ob mich das triggert!!!
Bananen sind so ähnlich gelagert: Es kann sein, dass Bananen jemanden triggern. Mich nicht. AJ auch nicht. Daher sind Bananen auch in der Challenge erlaubt und, ich finde sogar essentiell, weil man mit Bananen am besten Süßigkeiten ersetzen kann. Und von Bananen kann man sich dann zu weniger süßen Früchten runter arbeiten...

Was ich persönlich sehr vermisse, ist, dass AJ Kay nicht fragt, warum sie glaubt, dass man sich vegetarisch nicht von Esssucht heilen kann. Im ersten Buch sagt sie noch das ginge, im zweiten nicht. Sie behauptet da, vegetarische Nahrung enthalten zu viele Kohlenhydrate dafür. Ich weiß aber das es geht, AJ weiß es auch und viele Challengeteilnehmer durften das auch erfahren. Und wir sind nicht mal vegetarisch sondern vegan. Laktose, der Milchzucker, ist auch ein Zucker! Abgesehen davon enthalten viele tierische Produkte einfach auch sehr viel Fett und auch das stellt ein Problem bei Esssucht da.

Und was mich nun auch interessiert hätte, auch bezüglich tierischer Produkte, ist alles über Kasomorphine! - Aber ich nehme an, dass sie sich, um des lieben Friedens Willen, darauf geeinigt habe, das Thema nicht anzusprechen. Vielleicht haben nicht-vegane Esssuchttherapeuten auch nicht wirklich die Lust sich damit zu beschäftigen. Macht nämlich keiner von denen. KEIN EINZIGER! Barnard erwähnt es in Breaking the Food Seduction: The Hidden Reasons Behind Food Cravings---And 7 Steps to End Them Naturally aber der ist kein Suchtberater. Vielleicht sind Zucker und Weißmehl aber auch die Substanzen in unserer Nahrung, die am stärksten süchtig machen...


Menü des Tages am 4. Februar 2015

5 Uhr: Brokkoli, 1 Tomate



Haferflocken mit Mandeln, Leinsamen, Kakao, Yogi-Tee, Lucuma, Sunwarrior, Mandarine



11: 50 Uhr: 375 g Brokkoli
Kartoffeln mit Bohnen-Sour Cream



½ Banane

15:40 Uhr: 1 Banane

17:30 Uhr: 2 Tomaten
200 g Kartoffellinguini mit Tomatensauce



130 g Kichererbsen
100 g Salat pur

Der Tag war komisch, vielleicht weil ich so viel früher gefrühstückt habe, dass sich alles andere verschob. Ich hab nachmittags zuhause gelernt und tierischen Hunger bekommen. Konkret auf Bananen. Ich konnte mir nicht vorstellen statt Bananen Brokkoli zu essen und dachte daher es müsse kein echter Hunger sein. Die einzige anderer Erklärung war Durst, also habe ich einen halben Liter Wasser getrunken und dann war es für 20 Minuten gut. Dann kam der Hunger wieder und ich hab ne Banane gegessen. Eine hat gereicht. Vorerst jedenfalls. 2 Stunden später war wieder Hunger da, was vielleicht auch kein Wunder war, sondern alles echt. Hätte ich in der Uni gelernt, hätte ich es allerdings ausgesessen...

Ich hab überlegt ob man Kartoffeln vielleicht mit dem Spiralschneider in Nudelform schneiden und sie dann zu Challengespaghetti machen kann. Das funktionierte nur halb, aber gefiel mir irgendwie. Das Problem ist, dass man Kartoffeln in der passenden Größe braucht und dass sie recht schwer zu spiralisieren sind. Das andere ist, dass sie trotz der Form und trotz der Sauce, eben nicht wie Nudeln, sondern wie Kartoffeln schmecken. Ich probiere das heute nochmal mit Möhren aus. Vielleicht auch nochmal mit Patinaken. Wer weiß!

Alles Liebe,

Silke

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