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Dienstag, 23. September 2014

Bestanden!:-)



Es ist vorbei.- Ich hab bestanden. Der furchtbarste Teil des Studiums, mit Ausnahme vielleicht des Examens ist erledigt.

Ich glaube niemand ist wirklich gut in mündlichen Prüfungen. Ich war ein ziemliches Wrack, weniger psychisch, als psychosomatisch. Meine Psyche habe ich mittlerweile ziemlich gut im Griff, indem ich mir sage, dass alles gut wird, alles genau so kommt wie es richtig ist und mir vor Augen führe, dass das Schlimmste, was mir passieren kann, nicht das Schlimmste, was überhaupt passieren kann. Eine Kommilitonin sagte vor der Prüfung: „Wisst ihr, die meisten Menschen befinden sich nicht auf dem Uniklinikgelände, weil sie dort studieren dürfen, sondern weil sie krank sind und bekommen vielleicht die Diagnose, dass sie sterben werden“ - Das ist wirklich schrecklich!

Aber eine mündliche Prüfung, die 3,5 Stunden dauert ist auch kein Pappenstiel. 4 Prüflinge werden von zwei Profs in zwei Fächern jeweils 25 Minuten geprüft. Die meiste Zeit war ich am zittern und am schwitzen, hauptsächlich in der Zeit, in der ich nicht geprüft wurde, wahrscheinlich weil einfach überschüssige Energie vorhanden war.

In Biochemie hätte ich mich besser schlagen können, weil ich den Bereich, in dem ich hauptsächlich geprüft wurde, nicht explizit vorbereitet hatte, obwohl ich hier viel darüber geschrieben habe. Er war in den Altprotokollen der letzten Jahre aber nicht so dominat, daher habe ich mich entschieden mich mehr mit den dominaten Aspekten zu beschäftigen, die ich weniger gut konnte.

Schlussendlich ist das aber alles nicht wichtig, denn es geht nur ums bestehen und ich mache 3 Kreuze, dass es vorbei ist. Ich hab mich sehr lange vor der Mündlichen gefürchtet und vor allem, dass ich schlechtere Fächer bekomme.

Auf dem Heimweg hab ich mir ne Flasche Sekt, eine Tafel Bitterschokolade und dem Kater eine Dose Thunfisch gekauft und dann einen netten Abend vorm Rechner verbracht, indem ich Serien geguckt habe und als ich durch den Alkohol melancholisch wurde, habe ich mir uralte Songs aus meiner Teeniezeit rausgesucht, die ich ewig nicht mehr gehört habe. Habe über das Leben nachgedacht, darüber was für eine seltsamen und unvergleichbare Situation das ist, in meinem Alter noch Medizin zu studieren, darüber, dass ich meine Leistungen nicht notwendigerweise mit denen von Anfangzwanzigjährigen vergleichen kann, weil, auch das wird an einer medizinischen Fakultät gelehrt, die neuronale Plastizität mit zunehmendem Alter leider abnimmt. Heißt so viel wie: Je älter man wird, desto schwerer lernt man und ich hab dabei noch Glück, weil ich in meinem Leben seit der Schule auch immer viel Text lernen musste.

Aber Kunst ist irgendwie völlig anders gelagert als Wissenschaft, auch wenn es viele Gemeinsamkeiten hat, was den schöpferischen Prozess betrifft. Mein Wissen über Kunst bzw. meine neuronalen Verschaltungen im Hirn, die sich mit Kunst auskennen, nützen mir in diesem Studium aber nicht. Es gibt nur sehr wenige gleichaltrige Medizinstudenten und daher sollte ich das Vergleichen lieber von vorne herein sein lassen.

Oder ich vergleiche mich mit Marianne Koch, die ich gestern erneut gegoogelt habe. Marianne Koch ist eine Schauspielerin, die mit Anfang 20 ihr Physikum gemacht hat, aber dann nicht mehr weiter studiert hat, weil ihre Schauspielkarriere so gut lief. Sie hat es sogar bis nach Hollywood geschaft und unter anderem mit Clint Eastwood und Gregory Peck gedreht. Und als sie 40 war hat sie dann ihr Studium fortgesetzt, hat mit 47 promoviert und nebenbei eine Talkshow im Fernsehen moderiert. Zwei Jahre vor ihre Promotion bekam sie dafür wiederum einen Grimme-Preis. Dann ist sie Internistin geworden und hat ihre eigene Praxis in München auf gemacht. Zwischendurch hat sie weiter im Fernsehen moderiert. Und hier erzählt sie was über synthetische Vitamine und darüber, dass die nicht notwenig sind, und man mit der Ernährung alles aufnehmen kann, was man braucht. Und man muss sich vor Augen führen: Die Frau ist da 81 Jahre alt!!!



Der Vergleich hinkt natürlich auch, weil ihre Schauspielkarriere wesentlich erfolgreicher war und ist als meine.;-)  Aber hey, jeder Jeck ist anders, und drin stecken tut man schon lange nicht, was jeder Promi-Selbstmord oder Drogentod einem immer wieder bewusst macht. Schlussendlich sollte man sich ja sowieso nie mit anderen vergleichen sondern ausschließlich mit sich selbst. Und für mich selbst, bin ich in den letzten Jahren weit, weit gekommen...

Menü des Tages am 22. September

Haferflocken mit Leinsamen, Paranuss, Banane, Stevia, Zimt, Hafermilch und Wasser


5 Grüntee

Lovechock Ananas/Inkaberry

1 Banane

Regenbogenpfanne aus Kürbis, Mangold, Mais, Frühlingszwiebeln, Salz, Pfeffer und Sojacuisine


Sekt, Bitterschokolade und ein Paar Erdnüsse

Zu Mittag konnte ich vor der Prüfung nichts essen und hab mir noch schnell eine Banane rein geschoben, weil ich Angst hatte, dass mir nicht genug Glucose zur Verfügung steht. Essen, wenn man keinen Hunger hat, war aber super ekelig...Traubenzucker zu essen, habe ich mich auch nicht getraut, weil ich nicht wusste, ob ich das Zuckerlevel über 3,5 Stunden würde halten können.

So und jetzt lerne ich mindestens 2 Wochen lang gar nichts mehr!!! - Allerdings hab ich Theaterproben, weil ein mir bekannter Regisseur relativ kurzfristig eine Darstellerin verloren hat und ich ganz kurzfristig Zeit habe!:-) - So kommt dann immer doch alles genau so wie es richtig ist.

Alles Liebe,

Silke


5 Kommentare:

  1. Glückwunsch und allerhöchsten Respekt!

    "Jugend ist kein Lebensabschnitt sondern ein Geisteszustand, ein Schwung des Willens, Regsamkeit der Phantasie, Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit."

    Albert Schweitzer (1875 - 1965)

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  2. Danke!:-) - Schön gesagt vom Albert...;-)

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  3. ich sagte sowas auch schonmal, aber auf mich hört ja keiner ;-)

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  4. Hallo Silke, habe gestern schon einen langen Gratulationstext geschrieben und irgendwas hat aber beim Veröffentlichen nicht geklappt - jedenfalls war plötzlich alles weg. Wie dem auch sei: Herzlichsten Glückwunsch, Frau cand. med.!!!!
    Und ich hoffe, dass es bei dir so läuft wie bei den meisten und mir: Nach dem Physikum wird es besser - die Routine bei den Klausuren, die Aufregung wird weniger, die Fächer immer interessanter, der Spaß am Studium nimmt zu. Und das zweite Staatsexamen fand ich auch weitaus weniger schlimm als das erste. Insofern: Viel Erfolg und Spaß in der Klinik und jetzt erst mal eine wunderbare, genussvolle Erholungszeit! Das hast du die echt verdient!!!
    Alles Liebe und Gute!

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  5. Hallo Kaddi,

    vielen lieben Dank!:-) - Das die Klinik besser ist, sagt aber auch wirklich JEDER! - Leider muss ich aber Physio nochmal schreiben...:-(

    Du machst mir Mut, dass das 2. Staatsexamen weniger schlimm ist als das erste!

    LG Silke

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