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Sonntag, 9. Oktober 2016

Über die Ineffektivität der Schulmedizin bei Zivilisationskrankheiten



Ich bin immer wieder entsetzt über die Diskrepanz zwischen schulmedizinischer Praxis und dem Plant-based Studien-Wissen. Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass ich weitgehend den Respekt vor der Schulmedizin verloren habe, besonders in Anbetracht der Beobachtungen, die ich im True North machen durfte. Schulmedizin in der Bekämpfung von Zivilisationskrankheiten ist absoluter Schwachsinn. - Ist ja auch logisch, die Krankheiten werden ja durch die Zivilisation verursacht, deshalb heißen sie so.

Ich mache gerade meine Famulatur in der Hausarztpraxis und das raubt mir jegliche Energie für anderes. Das ist furchtbar und führt mich an den Rand depressiver Verstimmungen, weil sich mein Leben sinnlos anfühlt. Allerdings lerne ich unglaublich viel, was man für das Schulmedizinstudium wissen muss – leider ist dieses Wissen aber faktisch nichts wert. Man besteht damit Klausuren. Heilen kann man damit nicht. Nur helfen. Und ich bin entsetzt darüber, wie wenig dem Patienten vermittelt wird was die Ursache für die Erkrankung ist, also Diabetes, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nämlich die Ernährung in der westlichen Welt.

Ich denke 95% aller Patienten, denen in der Praxis Blut abgenommen wird, haben einen zu hohen Cholesterinspiegel, nämlich einen über 200. Neuer Richtwert ist da übrigens jetzt 190 mg/dl. Und die Ärztin sagt jedem dieser Patienten, dass sie aus einem leicht erhöhten Cholesterinspiegel (200-250 mg/dl) nichts machen würde, so lange keine anderen Risikofaktoren bestehen. - Das sehe ich selbstredend völlig anderes, denn dieser hohe Cholesterinspiegel führt ziemlich wahrscheinlich irgendwann zu Bluthochdruck, und man muss es doch gar nicht so weit kommen lassen. Abgesehen davon haben auch schon Menschen mit einem Cholesterin von unter 200mg/dl einen Herzinfarkt bekommen. Geschützt ist man, laut Framingham Heart Study nur mit einem Cholesterin von unter 150 mg/dl. Das hat kein einziger Patient, den ich in den letzten 3 Wochen gesehen habe. Und die Ärztin wundert sich darüber, dass sie bereits Patienten in ihrer Praxis hatte, die absolut keinen Risikofaktor für Herzinfarkte aufwiesen, aber dennoch einen bekamen. Daher geht sie davon aus, dass noch andere Dinge, die man bisher nicht entdeckt hat, die Ursache für Herzinfarkte sind. Ich denke selbstredend, dass der Richtwert viel zu hoch ist. - Aber was will man machen? 100% der Bevölkerung Statine verschreiben???

Und dann kommt Dr. Greger wieder daher und macht ein Video darüber wie man nicht an Diabetes stirbt und zeigt eine Studie aus dem Jahr 1979 erschienen im American Journal of Clinical Nutrition in der 20 schlanke, insulin-abhängige Diabetiker auf eine Ernährung gesetzt wird welche viele Kohlenhydrate und Ballaststoffe enthält und es ihnen nicht ermöglicht Gewicht abzunehmen, damit man nicht sagen kann, dass die Gewichtsabnahme die Verbesserung beim Diabetes verursacht hat. In dieser Studie dauerte es 16 Tage (!!!) bis die Hälfte der Männer auf ihr Insulin verzichten konnte und ihr Cholesterinspiegel im Durchschnitt auf 145 mg/dl gefallen war. - Wie viele Jahrzehnte will man das den noch irgnorieren? - Schlimm genug, dass Ornish seit 25 Jahren ignoriert wird, aber diese Tatsache wird seit 40 Jahren und länger irgnoriert. Greger erwähnt auch eine Studie aus den 30er Jahren...

In Anbetracht dessen macht es leider überhaupt keinen Sinn die unterschiedlichen Klassen Anti-Diabetika auswendig zu lernen und die unterschiedlichen Klassen Blutdrucksenker und auch nur die Idee Statine zu verschreiben ist purer Schwachsinn. Meine Ärztin ist allerdings der Meinung, man müsse die Medikation an die Gesellschaft anpassen und nicht etwa die Gesellschaft ändern.

Mitunter hat sie damit leider auch Recht. Da saß ein Patient im Sprechzimmer mit hohem Blutdruck und Cholesterinspiegel, der fragte, ab er mit Ernährung was machen könnte. Sie ließ das Stichwort "Mediterrane Ernährung" fallen, woraufhin er sagte, er würde gerne rheinisch essen, also mit Wurst und Braten und damit war das Thema Ernährungsumstellung gestorben. Er war bereit Medikamente zu nehmen - Dabei ist mediterran noch nicht mal ansatzweise so effektiv wie plant-based!

In der selben Woche kam eine Frau in die Praxis, die in Tränen aufgelöst war, weil ihr Mann 3 Wochen zuvor an einem Herzinfarkt gestorben war. Er war einer der Patienten, die absolut nicht hören wollten. Er wollte nicht zum Arzt und auch nicht seinen Lebensstil verändern. Und die Frau sitzt jetzt da und leidet unter seinem Tod. - Wenn man es schon nicht für die eigene Gesundheit tun will, dann vielleicht wenigstens für seine Lieben, die sich um einen sorgen....

Also, ich werde bekloppt in dieser Gesellschaft! - Dr. Goldhamer hat mit meiner Zimmergenossin, die auch Allgemeinmedizinerin ist, über Patienten gesprochen und ihr gesagt, es gäbe nur ca. 5% Patienten, die man mit Ernährungsthemen erreichen könnte und sie würde sich unglücklich machen, wenn sie versuchen würde, alle 100% von einer Ernährungsumstellung zu überzeugen. Ihr Ziel war es, zumindest jedem Patienten die Option aufzuzeigen.-  Es soll auf die Dauer aber unerträglich werden, die Unwilligkeit von Patienten zu ertragen.

Und deshalb bin ich gerade unglücklich, gestresst und genervt. Ich finde mein Leben zum kotzen wenn es so ist und ich werde die Schulmedizin maximal in Teilzeit ertragen können. Gestern war ich im Bioladen arbeiten und hatte die dankbare Aufgabe einfach nur Regale einräumen zu dürfen, was ich sehr gerne mache, weil es so meditativ ist und es einem erlaubt, sich mit seinen Gedanken zu beschäftigen. Ich habe nämlich  tatsächlich 3 Wochen lang nicht die Zeit gehabt mal ausgiebig zu denken. Auch das macht mich schwer unglücklich. Und jetzt wird mir klar, warum Ärzte scheinbar nie über den Tellerrand hinaus denken. Sie haben keine Zeit dafür.

Und obwohl meine Ärztin sich unglaublich Zeit für mich und die Patienten nimmt, und ich viel klausurrelevantes lerne,  mache ich drei Kreuze, wenn die Famulatur vorbei ist. Sie schlägt auf mein Gemüt. Ich freue mich lieber an den phantastischen Blutwerten der Mitglieder der Raus-aus-der-Lustfalle-Gruppe, als mich permanent über die schrecklichen Werte in der Gesellschaft zu ärgern...

Menü des Tages am 8. Oktober 2016

Brokkoli und Tomaten


Haferflocken mit Leinsamen, Banane, Birne, Carob, Zimt


Eintopf vom Vortag
Lovechock Kakaonibs

Süßkartoffel, Erbsen, Möhren, Schalotten, Chilisauce, Salz


Und in Anbetracht all dieser Stressoren, werdet ihr auch kommende Woche leider nichts von mir hören. Mir fallen auch keine Themen ein, wenn ich nicht die Zeit habe mal in aller Ruhe zu denken. Aber ich bin fest entschlossen, es in meiner beruflichen Zukunft nicht so weit kommen zu lassen, dass ich 70 Stunden die Woche arbeiten muss, nicht zum Reflektieren komme, das Joggen ausfallen lassen muss , meine Wohnung unterdessen verwahrlost und ich von Tag zu Tag unglücklicher werden und dennoch kein Menschenleben retten kann. So sollen andere Mediziner leben, wenn sie das wollen...

Ich meine wir haben zu wenig Ärzte.- Oder aber, wir haben zu viele Patienten. Billiger wäre die Patieten abzuschaffen und 50% davon wird man mit einer fettarmen, vollwertigen, pflanzliche Ernährung los. Es wird verdammt nochmal Zeit, dass das irgendjemand checkt, der in Schlüsselpositionen sitzt.

Aber vielleicht braucht es dafür dann doch eine "First Lady" Bill Clinton, der durch die Welt reist und nebenbei bei Staatsbanketten allen Politikern der Welt erzählt, dass vegane Ernährung sein Leben gerettet hat. Der Welt sei es zu wünschen!

Alles Liebe,

Silke

13 Kommentare:

  1. Ja, man stellt Assistentärzte auch in Teilzeit ein. Oder ich werde Privatarzt. Mal schauen...

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  2. die frage nach der zukunft habe ich mir auch gestellt - wenn du von schulmedizin nix hälst bzw. mit der praxis nicht klarkommst, dann ist ärztin doch eigentlich nicht wirklich ein guter beruf für dich, oder?

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    1. In eigener Praxis kann ich effektiv praktizieren mit Patienten, die wissen worauf sie sich einlassen und dass sie auch was beitragen müssen. Dann ist es auch der richtige Beruf, aber nicht innerhalb eines Uniklinik-Systems. - Außedem kann ich noch der deutsche Dr. Greger werden.:-) Damit erreicht man eh mehr Leute.

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    2. das klingt ungefähr so realistisch wie n anwalt, der nur unschuldige mandanten nehmen will. so viele vernünftige leute gibts doch gar nicht.

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    3. Genug um mich zu ernähren, wird es schon geben. McDougall wird ja auch satt und Goldhammer füttert einen ganzen Haufen Leute mit dem was er tut. Verzweifelte Menschen gibt es genug und auch genug, die die Schulmedizin leid sind. - Aber lass das mal meine Sorge sein.😊

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    4. ich würds dir gönnen. ich glaub bloß die meisten ärzte würden auch gerne anders arbeiten, scheitern aber an der patienten-realität.

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    5. Das beobachte ich anders. Klar ist die Patientenrealität schlimm, die Ärzte wissen aber auch nichts über die Heilkraft einer richtigen Ernährung und ebenso nichts darüber, wie man Patienten überzeugen kann und schon lange nichts über den Suchtaspekt. Die sagen einfach nur: "Sie müssen abnehmen" und glauben dann ihre Arbeit getan zu haben.

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  3. Hallo Silke,

    ich kann deinen Frust voll und ganz nachvollziehen. Bin ein „echter 68er“,seit 6 Jahren Veganer und ernähre mich seit 11 Monaten weitgehend zucker- und fettfrei. Habe auch in dieser Zeit keine ärztliche Behandlung benötigt. Mein körperlich und geistiger Zustand könnte kaum besser sein.
    Vorher hatte ich einen ganzen Katalog von wechselnden und wachsenden Beschwerden, die sich trotz Sport und vegetarischer Ernährung kaum besserten.

    Wenn ich mein Umfeld, besonders in meiner Altersklasse und älter beobachte, sehe ich Apothekengänger und Ärztehopper ohne Ende. Einige davon verstorben, andere chronisch krank. Mein Freundeskreis hat sich in dieser Zeit um viele Veganer erweitert.

    Mich macht es wütend und ratlos, wenn sich Patienten auf Medikamente fixieren, die gesünderen Alternativen nicht wissen wollen und Ärzte munter verschreiben und gerne auf immer „innovative“ teurere Präparate umsteuern.

    Abgesehen von Gewichtsproblemen sehe ich auch bei einigen Veganern Depressivität/ Burnout, besonders wenn idealistisch motivierte Existenzgründungen scheitern. Ein weiterer Stimmungskiller ist natürlich die Beschäftigung mit der dunklen Seite der Menschheit, die von Veganern wohl besonders intensiv wahrgenommen wird.

    Andererseit erlebe ich auch viel Begeisterung für die vegane Lebensweise, besonders, wenn sie mit gesundheitlichen Fortschritten einher geht, und das ist die Regel. Ein Freund von mir verlor sein chronisches Asthma, eine Nachbarin ihr Übergewicht, eine Stammtischteilnehmerin hat seit 10 Jahren keine MS-Schübe mehr, ich selber bin u.a. von Rheuma, Koliken, Krämpfen und Hautproblemen befreit – das sind nur einige Highlights meiner Beobachtungen.

    Der Patient kann sich seiner Ausbeutung durch die Gesundheitsmafia nur entziehen, indem er seine Selbstverantwortung übernimmt und seine Lebensweise umsteuert. Krankheit ist leider eine der grössten Profitressourcen überhaupt, deswegen besteht auch insgesamt wenig Interesse daran wirkliche Heilmethoden anzuwenden. Gesundheit andererseits ist keine Handelsware und es gibt sie auch nicht in der Apotheke.

    Dreimal Chapeau vor deiner Haltung, und weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg.

    Mit lieben Grüssen aus Heidelberg,

    Geronymo

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  4. Boah ja das ist wohl echt sehr sehr frustrierend. Ich habe es auch mal mit dezenten Hinweisen an Familienmitglieder versucht, die jedoch lieber Medikamente gegen zu hohe cholesterinwerte oder Diabetes probieren, statt sich auch nur das kleinste bisschen gesünder zu ernähren. Reaktionen sind dann eher Aggressionen gegenüber denjenigen, die etwas vorschlagen... schon traurig.
    Du könntest ja mal Informationsposter über die perfekte Ernährung + warum das hilft erstellen + in den Wartezimmern aufhängen. So an allen Wänden. Wer weiß, vielleicht liest sich das zumindest einer am Tag durch und denkt darüber nach.
    Alles Gute!

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  5. Ich denke du solltest dich auf jeden Fall mit einer eigenen Praxis niederlassen, alles andere wäre doch Unsinn. Nur so bekommst du die Patienten, die wirklich an Heilung interessiert sind und auch was dafür tun wollen und nur so kannst du deine Medizin praktizieren, ohne dabei komplett irre zu werden.

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  6. "..die Medizin an die Gesellschaft anpassen". Kommt mir irgendwie bekannt vor. Die aktuelle angepasste Medizin bringt auch solche "Leistungen" hervor, wie Doping im Sport und die legal korrupte Verkaufsförderung/Verschreibung von überteuerten Scheininnovationen der Pharmaindustrie mit Anwendungstudien und ähnlichen Ablasszetteln und in der Vergangenheit.... Solche Mediziner können nicht heilen, weil sie zum Teil des Problems geworden sind. Die Ärzte, die ich privat kenne, sind leider zu gefühlten 80% anmassend, geldgierig und borniert, medizinische Fachidioten, die ihre Kompetenz masslos überschätzen und so schizo, dass sie ihre Therapieverordnungen niemals für an selbst oder ihre nahen Verwandten praktizieren würden. Das grösste Placebo ist der Arzt selber. Mach eine eigene Praxis nach Dr. Gregers Art. Wir brauchen mehr Rosenbusch Ärzte! Wir haben nicht zuviele Ärzte, sondern zuviele angepasste Mediziner.

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  7. Klingt wirklich frustrierend. Passend dazu fiel mir bei Spon gerade der Artikel http://www.spiegel.de/kultur/tv/tamme-hanken-ist-tot-als-xxl-ostfriese-im-tv-bekannter-pferdefluesterer-gestorben-a-1116012.html ins Auge. Natürlich ist es tragisch, wenn jemand mit 56 stirbt, aber vielleicht wäre für den Rest der Gesellschaft statt "überraschend einem Herzversagen erlegen" ein Hinweis darauf, dass Übergewicht Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, sinnvoller...?

    Was die Work-Life-Balance betrifft, kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen, dass mir die derzeitige 65% Stelle schon allein aus diesem Grund (und erfreulicherweise auch weiteren) deutlich besser gefällt, als die vorherige Vollzeitstelle. Mehr Zeit für Bewegung an der frischen Lust, Sport, in Ruhe einkaufen und kosten, soziale Interaktion, ...

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