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Freitag, 11. Dezember 2015

Werbung, die Pharmaindustrie und Interessenkonflikte



Ich belege als Wahlpflichtblock in diesem Semester einen Kurs namens "Wissenschaftliches Publizieren in der Medizin" bei einem Prof. der sowohl als Psychiater als auch in leitender Position beim Deutschen Ärzteblatt tätig ist. Ich lerne ne Menge über die "literarische" Seite von Studien, darüber wie man schreibt, dass der Leser leicht versteht worum es geht, darüber wie man sein Thema an den Mann bringt, denn nicht alle Menschen halten mein Studienthema für das interessanteste Thema der Welt und auch, wie man eine geeignete Zeitschrift auswählt etc. Alles sehr, sehr interessant.

In der letzten Kursstunde ging es um das Thema "Interessenkonflikte", was mich in vielerlei Hinsicht zum nachdenken gebracht hat.

Eingeleitet wurde das Thema damit, dass der Prof erzählte, wie sich die Pharmaindustrie noch vor 20-30 Jahren versucht hat mit Ärzten gütlich zu stellen. - Daher kommen also die Gerüchte darüber, dass die Pharmaindustrie immer alles zu manipulieren versucht! - Das ist heute übrigens alles verboten. Die Pharmaindustrie hat damals Einladungen zu Kongressen unter Ärzten verteilt, welche an exotischen Urlaubsorten stattfanden. Der Aufenthalt dort war für den Arzt gratis, er musste sich auf dem Kongress nur einen Vortrag über ein Medikament eines Pharmaherstellers anhören.

Natürlich, so erklärte der Prof., habe auch er sich gedacht: " Haha, ich bin so clever. Ich nehme die Reise an und dann entscheide ich mich später einfach dagegen, dieses Medikament zu verschreiben bzw. ich muss es ja nicht verschreiben" - Rückblickend gestand er aber doch ein, dass sich derartige Maßnahmen der Pharmaindustrie durchaus darauf ausgewirkt haben, welche Medikamente er verschrieben hat und das konnte er ursprünglich nicht absehen OBWOHL er gelernter Psychiater ist. Nun, ich nehme an, wenn sogar ein Psychiater dafür anfällig ist, dann sind wir es ALLE und damit spielt die gesamte Werbeindustrie.

Wir alle denken uns: "Sollen sie mich doch mit Werbung zu dröhnen, ich kaufe das Zeug eh nicht" - Aber das ist egal. Die Industrie würde die Werbung nicht machen, wenn sie keinen Effekt hätte, wenn sich alle Menschen, so wie sie sagen, vor Werbung schützen können. - Ich schaue kein Fernsehen sondern nur Internet und da ist natürlich auch Werbung, aber ich erinnere mich an Momente, wo ich bei meinem Vater war, er Nachrichten schauen wollte und Werbung lief und wie ein Werbespot für ein Auto tatsächlich in der Lage war in mir ein  Bedüfnis nach einem Auto, was ich eigentlich gar nicht habe, hervor zu rufen. Ich dachte plötzlich es sei eine gute Idee ein Auto zu besitzen!

Mein "normaler" Verstand hält es für völlig sinnlos ein Auto zu haben. In Köln braucht man keins, es ist teuer, kostet Versicherung, ist dauernd kaputt und man hat nur Ärger damit. Und so macht natürlich auch die Pharamindustrie Werbung. Ist ja logisch.

Das fatale daran sei allerdings, und das wusste ich auch nicht, leider habe ich die Zahlen dazu nicht, sondern er hat sie nur an die Wand projiziert, dass unglaublich viele Menschen an über-Medikation sterben. Er hatte eine Liste der top Todesursachen. 600 000 starben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 450 000 an Krebs und satte 98 000 an zu vielen Medikamenten und damit war das die 6. Todesursache! - Mist, ich hätte ein Foto davon machen sollen...

Ursächlich Schuld ist aber auch hier nicht die Pharmaindustrie. Klar müssen die auch Werbung machen und klar sind Medikamente auch nötig. Schuld ist hier, die Reziprozitätsregel.

Noch nie gehört? Hatte ich auch nicht.

Die besagt so viel, dass, wenn man was geschenkt kriegt, man auch immer das Bedürfnis hat was zurück zu geben. Das sei die Grundlage jeglichen menschlichen, gesellschaftlichen Handelns. Niemand geht arbeiten, wenn er dafür kein Geld kriegt, oder sonst irgendwas anderes. Wenn man was bekommt, hat man instinktiv das Bedürfnis auch etwas zu geben. Ich mit Sicherheit auch Teil des Belohnungssystems, denn es ist instinktiv, weil es wichtig ist, genau so wie atmen wichtig ist. Ohne Gesellschaft und Rückhalt durch unsere Mittmenschen, gehen wir zugrunde.

Also schenkt die Pharmainstustrie dem Arzt eine Reise und er verschreibt instinktiv die Medikamente des jeweiligen Herstellers.

Eines meiner Hobbies ist gerade bei Ärzten Fotos von den ungesunden Sachen zu machen, die sie in der Praxis stehen haben um Patienten zu werben. Meine Gynäkologin hat Bonbons, mein Zahnarzt Kaffee und WLan, der Gefäßchirurg Kaffee und Zucker und gestern war ich beim Tierarzt um eine Wurmkur für den Kater zu kaufen, nachdem ich bei ihm Würmer diagnostiziert habe nachdem ich in Mikrobiologie alles über Parasitenbefall gelernt habe, und der Tierarzt hatte Nimm2. - Zucker ist einfach die allerbilligste Art diese Reziprozitätsregel umzusetzen, weil Zucker so geil auf das Belohnungssystem wirkt!

Und was macht man jetzt dagegen, von Werbung total eingelullt zu werden?

Also, Werbung ist ja nicht generell schlecht. Auch richtig gute Produkte kann man ohne Werbung nicht an den Mann bringen. Was wäre, wenn Apple keine Werbung machen würde??? Dann wüsste niemand wie gut alles ist, was sie produzieren. Und gute Produkte, weil sie teurer sind, lassen sich schwerer an den Mann bringen als der Billigramsch, der sich alleine deshalb verkauft weil er billig ist.

Aber es gibt halt auch Werbung für Mist, für Sachen die uns krank machen und es gibt das Belohnungssystem was uns irritiert. Und Werbung, die konkret mit unserem Belohnungssystem interagiert.

Persönlich finde ich es immer noch am besten Minimalist zu sein, denn wenn man das ist, dann sieht man Kaufen und Besitz nicht mehr als erstrebenswert an. Was nicht heißt, dass man kein Geld ausgibt. Essen muss jeder kaufen und viele Sachen kann man auch einfach mieten. Und andere Sachen muss man kaufen, weil man sie beruflich braucht oder sie einem das Leben erleichtern. Aber als Minimalist denkt man viel mehr darüber nach, ob ein Kauf jetzt wirklich lohnt und setzt diese Gedanken dem entgegen, was die Werbung  an Gefühlen in einem geweckt hat. Besonders Fernsehwerbung finde ich, ist eine Katastrophe, weil die so völlig ungezielt eingesetzt wird.

Im Internet kriegt man meist Werbung von Produkten vorgesetzt, die man sich angeschaut aber noch nicht gekauft hat oder Sachen, die aus dem eigenen Interessensgebiet sind. Fernsehen setzt mir Autowerbung vor und ich will absolut kein Auto haben!

Das führt dann irgendwann auch dazu, dass man eine Abneigung gegen Werbung und den beauftragenden Hersteller entwickelt. Alle Menschen hassen Pop-up Adds. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer ein Produkt kauft, welches mit Pop-up Adds wirbt, aber es muss ja wirken, sonst würden die Hersteller es nicht so bewerben. - Allerdings werben ja meisten Abzocker-Produkte mit Pop-up Adds, oder?

Menü des Tages am 10. Dezember 2015

Grüne Bohnen und Tomaten


Glutenfreie Haferflocken mit Banane, Paranuss, Leinsamen, Acai, Mandarine, Mandeln



Reis, rote Linsen, Möhren, Erbsen und Sojasauce


2 kleine Bananen

Rest Mittagessen
Rest Essen von vorgestern ;-)
2 Bananen-Eiweiß-Riegel mit Banane


1 Banane
Banane, Haferflocken, Wasser, Zimt

Meine 10 Wochen Nachbeobachtung der Challenge ist morgen rum. Und ich muss leider sagen, dass es mir nicht gelungen ist alle Konditionierungen zu lösen. Dazu müsste ich mich einschließen und die Gesellschaft komplett meiden. Ich fürchte daher, dass das wirklich eine Lebensaufgabe ist.

Die Weihnachtszeit spielt da auch ihre Streiche. Ich weiß nicht so genau was der Sinn von Weihnachten ist. Mein Vater erzählte letztes Wochenende, dass ursprünglich auch die ganze Adventszeit eine Fastenzeit war, wie vor Ostern. Wir leben in einer Welt, in der bei jeder Mahlzeit Weihnachten ist. Morgens, mittags, abends und zwischendurch fettes Fleisch und Zucker. Wie sollen wir das an Weihnachten noch übertrumpfen? Warum probieren wir das überhaupt? Was soll das?

Ich glaube Weihnachten ist für die Leute richtig schön, die ein 13. Monatsgehalt haben, die als Erwachsene somit auch noch richtig was geschenkt bekommen und davon dann wieder weitere Geschenke machen konnten. Leider gehörte ich noch nie zu den Menschen, die ein 13. Monatsgehalt bekamen und so ist Weihnachten eigentlich nur eine Zeit wie alle anderen auch. So ist das, wenn man das ganze Jahr genau so lebt wie an Weihnachten.

Ich bin heilfroh, dass es den Segen des Papstes nur 2 Mal im Jahr, an Ostern und an Weihnachten, gibt und nicht morgens, mittags und abends. Dann wäre er nichts besonderes mehr. ;-)

Alles Liebe,

Silke


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