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Donnerstag, 10. September 2015

Ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zur Gesundheit: Der Patient



Ich hab es jetzt 2 Mal erlebt, dass einem Patienten mit Medikamenten nicht mehr zu helfen war und beide Male war es für mich eine seltsame Situation.

Die erste passierte im Krankenhaus während des Pflegepraktikums wo ich zufällig mal bei einer Visite zugegen war. Da war eine Patientin deren Leber vom Alkoholismus so zerrhotisch war, dass man gegen ihre anderen Leiden keine weiteren Medikamente mehr geben könnte, weil die Leber nicht in der Lage gewesen wäre, diese entsprechend zu entgiften. Die Ärzte waren ratlos. Ihre anderen Leiden waren weitestgehend das übliche: Diabetes, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie aber ich glaube irgendwas war noch...eine Fraktur?...Es ist zu lange her. Ich hab damals schon gedacht, dass die Patientin vielleicht wirklich einfach auf eine fettarme, vollwertige, pflanzliche Ernährung gesetzt werden sollte um dann mal zu schauen, was von diesen Krankheiten weg geht und wie weit sich ihre Leberzirrhose vielleicht sogar zurück bildet, so dass man dann eine völlig andere Ausgangslage hat.

Vorgestern habe ich das selbe wieder erlebt:

Eine Patientin mit Osteoporose und dadurch schlimmen Schmerzen im Skelett, sie hatte eine kaputte Leber und Niere, die Niere weil die zur Niere hinführende Arterie verstopft war und sie dort einen Stent bekommen hatte. Was mit der Leber war, weiß ich nicht. Vielleicht auch Alkohol. Sie hatte Typ-2-Diabetes, einen zu hohen Cholesterinspiegel und Bluthochdruck und die Ärztin wusste nicht mehr weiter. Ach ja, sie bekam Morphin gegen die Schmerzen und dann wieder Abführmittel, weil Morphine den Darm lähmen. Ihre Blutdrucksenker machten sie müde, ihre Diabetesmedikation hat sie Gewicht zunehmen lassen, sie hatte keinerlei Freude mehr am Leben und hatte sich vor kurzem von ihrem Hausarzt Antidepressiva verschreiben lassen. Die aber scheinbar nichts halfen, denn die Frau saß weinend vor mir und der Ärztin. Sie war 2 Jahre älter als ich, also 42 und ein absolutes Wrack.

Nun war innerhalb der Diskussion der Punkt, den ich leider erst zu spät gecheckt habe, dass diese Frau am liebsten ihr altes Diabetesmedikament wieder haben wollte, was man aber abgesetzt hatte, weil sie davon eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen hatte. Der Grund warum ich es nicht gecheckt habe war, dass der Name dieses Medikaments Victoza ist, aber der Wirkstoff darin, das Liraglutid ist, nämlich genau das Diabetesmedikament, über welches ich vorgestern schrieb, was das Glucagon-like-Peptide ersetzten kann, was zum Beispiel auch beim Kauen gebildet wird bzw. wenn Glucose in den Darm über tritt, aber beim Kauen steigt der Spiegel an. Liraglutid hat in sehr sehr seltenen Fällen die Nebenwirkung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung und genau das ist bei dieser Frau passiert, also wurde das Medikament abgesetzt und statt dessen eines verschreiben, was nicht die wunderbare Wirkung hat, dass man davon auch noch abnimmt. Und so weigerte sich die Frau ein Medikament zu nehmen, von welchem man ggf. zunehmen kann, sie weigerte sich eine Psychotherapie zu machen - eine super Maßnahme, weil eine Psychotherapie keine Nebenwirkungen hat - und andere Medikamente gingen nicht, wegen ihrer kaputten Leber und Niere.

Nachdem die Patientin raus war, habe ich die Ärztin gefragt, ob man sie mal zu einer Ernährungsberatung geschickt habe und sie meinte, die Patientin sei absolut nicht offen dafür bzw. das bringe nichts. Die Patientin litt zudem sehr darunter, dass sie im Verwandtenkreis gehänselt wurde, dass sie doch froh über ihre Krankheiten sei, dass sie doch gerne krank sei und wenn sie ihre Medikamente wegwerfen würde, dann wäre sie auch nicht mehr krank. Ich habe mich in dem Moment gefragt wie viel Wahrheit vielleicht doch da dran ist, auch wenn die Ärztin ihr eingeredet hat, dass sie auf keinen Fall darauf hören solle. Was natürlich auch stimmt. Was wäre, wenn man diese Frau ins True North bringen würde, wo ich im März hoffentlich meine nächste Famulatur mache und sie einfach mal unter ärztlicher Kontrolle Wasserfasten lassen würde für 2-3 Wochen. Was könnte der Körper da an Selbstheilungskräften mobilisieren? Das ist eine Frage auf die es nie eine Antwort geben wird. Allein Ernährungsumstellung und Psychotherapie unter ärztlicher Kontrolle wäre aber schon ein wichtiger Schritt völlig ohne Nebenwirkungen. Aber die Patientin will nicht.

Eine andere Patientin die nicht wollte saß gestern in der Ernährungsberatung. Sie war übergewichtig, hatte Diabetes und wollte und musste abnehmen. Sie wollte einen Ernährungsplan haben, aber um erstmal zu wissen, wo man steht, braucht die Ernährungsberaterin ein Ernährungstagebuch um zu gucken was die Frau falsch macht. Aber dazu hatte sie keine Lust. Sie hatte auch keine Lust zwischen den Mahlzeiten nichts zu essen. Und sie hatte auch keine Lust weniger zu essen. Ich hab mich dann eingemischt, weil ich dachte, das sei eine tolle Idee und gefragt ob ich was ergänzen dürfe und von der Studie über das Kauen erzählt, weil ich dachte, dass sei vielleicht hilfreich für die Patientin, weil man dann nicht weniger essen braucht und einfach so 11,9% der Kalorien einspart. Und während sie durchaus zugab, dass sie absolut nicht kaute, war sie auch nicht gewillt mit dem Kauen anzufangen.

Das ist das, womit sich Ärzte rumschlagen, wenn sie versuchen den Patienten bessere Ernährungsgewohnheiten bei zu bringen. Es gibt keine Abnehmmedizin, die einen zum Traumgewicht bringt. Es gibt ein paar Mechanismen, die man aktivieren kann, aber wie gesagt, das Zeug hat Nebenwirkungen und besseres Verhalten nicht. Hier läuft irgendwas völlig falsch in der Hörigkeit gegenüber Medikamenten... Aber wie gesagt, da ist irgendwann Ende der Fahnenstange und dann MUSS man sich ändern...

Menü des Tages am 9. September 2015

Paprika und Tomaten (vergessen Brokkoli zu kaufen)


Haferflocken mit Banane, Sunwarrior, Zimt, Chia, Paranuss, Pfirsich

Kürbis-Linsen-Eintopf


 Quinoa-Kichererbsen-Salat



Ich bin hingegen immer noch völlig begeistert vom Kauen. Es hat zwar jeweils einen Effekt auf die einzelne Mahlzeit, aber auch über einen längeren Zeitraum. Ich merke, dass da ein Lernprozess passiert, der das Essen weniger wichtig macht (deshalb habe ich vergessen Brokkoli zu kaufen!!!), weil es mit weniger guten Gefühlen assoziiert wird oder so. Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass Schlingen dazu führt, dass weitaus mehr Belohnungsbotenstoffe ausgeschüttet werden und dass innerhalb der Langzeitpotenzierung man dann auch lernt, dass das erstrebenswerter ist. Ich hab noch niemanden getroffen der sagte: "Ach, mehr Kauen, kein Thema!" sondern die meisten Menschen reagieren darauf, wie wenn man ihnen ihren Teddy wegnehmen wollen würde. Schlingen ist eine Sucht in sich selbst. Macht gute Gefühle. Vielleicht weil man dadurch das Zeitfenster für die Botenstoffe effektiver nutzt. Das ist auf jeden Fall sehr interessant.

Ich habe jetzt auch keine Lust mehr auf Desserts, weil ich am Ende der Mahlzeit an dem Punkt bin, wo ich keine Lust mehr habe zu essen. Und ich nehme im Laufe der Zeit intuitiv weniger Kalorien zu mir. Gestern und vorgestern waren es nur 1850. Ich war satt. Das war ich die ganzen letzten 2 Monate mit 2100 kcal nicht.

Und natürlich passt sich die Hirnbiochemie auch daran wieder an. Man gewöhnt sich an weniger Belohnungsbotenstoffe, der Körper reguliert die Rezeptoren rauf, und irgendwann ist der Genuss wieder genau so groß. Ich bin mal gespannt, wie sich das ganze weiterhin zeigt.

Alles Liebe

Silke

PS: Ich hab gestern noch ein Video zum Thema Kalzium gedreht, was ich euch nicht vorenthalten möchte. Es kam aber zwischenzeitlich auch vor, dass ich nicht jedes Video hier im Blog gepostet habe. Wer keines verpassen möchte, sollte ich besser bei YouTube abonnieren!



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