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Sonntag, 11. Januar 2015

Wie versuchen eigentlich andere Esssucht zu heilen?



Ich habe Food Junkies: The Truth about Food Addiction ausgelesen und wenn es auch eine gute Lektüre ist, so ist es doch sicher kein Selbsthilfebuch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der dieses Buch in die Finger kriegt und für den das die erste Lektüre über Esssucht ist, danach weiß, was er nun mit seiner Esssucht anstellen soll, aber er wird sich ganz sicher darin erkennen. Ob ein Zuckersensibler sich darin auch erkennt, wage ist schwer zu bezweifeln.

Wahrscheinlich ist das auch das ganz große Problem bei der Vermarktung von Diäten: Die meisten Menschen, die Diäten machen sind ja nicht adipös, sondern eigentlich einfach nur etwas über dem Normalgewicht und Bulimie oder Magersucht kennen die auch nicht. Wie kann jemand seine Zuckersensibilität kennen, wenn sie noch nie definiert wurde? Wenn auch noch nicht mal das Prinizip „Esssucht“ bekannt ist obwohl immer wieder darüber gewitzelt wird, dass jemand Schokoholiker ist, oder ein bestimmtes Nahrungsmittel so lecker ist, dass es süchtig macht. Dass Rauchen und Trinken und vielleicht sogar Kaffee süchtig macht, ok, aber Nahrung, die im Werbefernsehen angepriesen wird??? Die doch nicht!!!

Und dann gibt’s die andere Seite, wie mein Physiologie Professor, der in der Vorlesung zwar sagt, dass Zucker süchtig macht, aber dem wahrscheinlich auch pauschal keine Therapie dagegen einfällt. Weglassen, klar, aber es ist ja nicht nur der Zucker, sondern auch das Fett und das Mehl und wie soll jemand wissen, der von Ernährung kaum Ahnung hat, wie er damit jetzt umzugehen hat?

Ich finde an Tarmans Buch immer noch total verwerflich, dass sie den Fehler begeht zu schreiben, dass Insulin gebraucht wird, um Glucose zum Hirn zu schaffen, aber dem ist nicht so. Der Glut 4 Rezeptor, der nur mit Insulin arbeiten kann, befindet sich fast ausschließlich in Muskel- und Fettzellen.Nicht im Gehirn, Da gibt es vor allem den in allen Nervenzellen vorkommenden insulinunabhängigen GLUT3 Transporter.

In Anbetracht dessen, dass ihr so ein kapitaler Fehler unterläuft, weiß ich nicht wie viel man ihr glauben kann!!!;-)

Sie erwähnt noch 2-3 Bücher, die ich nicht kenne, beschäftigt sich kaum mit der Biochemie hinter Sucht, wahrscheinlich weil das (siehe Insulinfehler) nicht ihre Stärke ist, das macht die Psychologin Inke Jochims in Zucker und Bulimie: Wie richtige Ernährung hilft, aus Bulimie und Binge Eating auszusteigen wesentlich ausführliche, sogar ausführlicher als ich es in irgendeinem anderen Buch gelesen habe. Vera Tarman präsentiert sehr viele Fallbeispiele von Patienten, damit man sich wiedererkennen kann und sagt häufig wie wichtig es ist Support beim Entzug zu haben und empfiehlt den Gang zu 12-Schritte-Gruppen.

Und dann kommt auf einer einzigen Seite die Ernährungsempfehlung die von Kay Sheppard und Joan Ifland abgeschrieben ist. Eigentlich hat auch Joan Ifland von Kay Sheppard abgeschrieben. Den stelle ich euch am besten mal vor, dann könnte ihr euch ein Bild davon machen. Hinzu kommt, dass man so ca. alle 4-5 Stunden essen soll, je nach Tagesablauf.

Morgens:

1 Portion Eiweiß
1 Portion Milchprodukte
1 Stück Obst
1 Portion Getreide oder Stärke

Mittags:

1 Portion Eiweiß
1 Portion gekochtes Gemüse
1 Portion rohes Gemüse
½ Tagesportion Öl
(Männer dürfen noch 1 Portion entweder Obst, Getreide oder Stärke zusätzlich essen)

Abends:

1 Portion Eiweiß
1 Portion gekochtes Gemüse
1 Portion rohes Gemüse
1 Portion Getreide oder Stärke

Snack:

1 Portion Milchprodukte oder 50 g Eiweiß
1 Stück Obst

Nun hat Vera Tarman absolut keine weiteren Erklärungen geliefert was genau jetzt als was zu verstehen ist, denn ich finde diesen Plan reichlich abstrakt. Das machen aber Kay Sheppard und Joan Ifland: Eiweiß = Fleisch oder Fisch, Gemüse bezieht sich immer auf stärkefrei und Getreide ist immer vollwertig und nicht gemahlen. Und ich persönlich finde das viiiiieeeeel komplizierter als die Challengeernährung. Milchprodukte werden auch von diesen Autoren als kritisch gesehen, weniger wegen der Kasomorphine, sondern wegen der Laktose, was der Milchzucker ist und damit Zucker! Die Portionen sind bei Kay Sheppart und Joan Ifland auch in Gewicht angegeben, so dass man weiß wie viel es ist, aber wenn man Morgens, Mittags und Abends Fleisch isst, und ggf. als Snack auch noch, dann kann das nie und nimmer gesund sein. Da würde sogar die DGE aus Dach steigen!

Ja, und da bin ich wieder bei Tarman, die in einem Satz zwischendurch und weit vor dem Ernährungsplan sagt, dass sie eine LowCarb oder Paleo-Ernährung befürworte.

Wie kann jemand überhaupt irgendwelche Ernährungsempfehungen geben, wenn er nicht mal weißt, wo im Körper welche GLUTs sitzen?

Und da bin ich auch bei Michelle Montignac, dessen ganze Diät ja auch darauf aufbaut, dass man den glykamischen Index bei unter 50 hält. Auch damit wird man ziemlich wahrscheinlich von seiner Zuckersucht befreit. Aber man stirbt dann, wie Montignac, mit mitte 60 an Krebs. Glückwunsch!

AJ hat, für Anfang dieses Jahres, meine ich gelesen zu haben, ein Interview mit Joan Ifland anstehen. Bin gespannt ob da das Thema tierische Produkte thematisiert wird.

Menü des Tages am 10. Januar 2015

7:30 Uhr: Brokkoli und Tomate


Reis/Haferflocken mit Sunwarrior, Zimt, Banane und Wasser


12:30 Uhr: Gemüsepfanne aus Chinakohl, Möhre, Zwiebel, Tomate, Knoblauch, Reis, Kichererbsen, Sojasauce, Salz, Pfeffer, Chilipaste, Kreuzkümmel


1 Sharon

16 Uhr: 1 Kaki

17:30 Uhr: 1 Miniromana
Rest von der Gemüsepfanne

Ich bin total angekommen und glaube nicht, dass ich jemals wieder anders essen will. Klar, will ich in Gesellschaft noch Ausnahmen machen, wo ich dann an den Tagen danach mit Entzugserscheinungen, werde kämpfen müsse, aber das ist es mir wert. Kein Mensch ist eine Insel...

In der Challengegruppe ist eine Teilnehmerin, die bisher 70% Rohkost gegessen hat und dabei immer noch zwischendurch Gelüste auf Brot etc. gehabt und darunter gelitten hat. Sie sagte, jetzt, wo sie sich gekochtes Gemüse erlaubt, sei das plötzliche alles weg und sie hätte wieder einen ganz neuen Zugang zu ihrer Ernährung gefunden.

Da hastes: Gekochtes Essen macht nicht pauschal süchtig! - Ich schmunzele mal wieder über all den Rohkost-Bulllshit, der so verbreitet wird. Victoria Boutenko, die ein Buch mit einem 12-Schritte-Programm zur Heilung von Sucht nach gekochtem Essen geschrieben hat!!!...Ich schmunzele auch darüber wie dämlich ich vor 10 Jahren noch war...In mehr als diesem einen Lebensbereich! Eigentlich in allen. Ich hoffe, dass ich das in 10 Jahren nicht auch von meinem jetzigen Selbst denke!

Gleichzeitig schreibt Vera Tarman ganz am Ende des Buch aber auch über ihren letzten Rückfall und der war erst 2013. Sie ertappte sich dabei, wie sie irgendwann die Finger nicht mehr von Mandelpüree lassen konnte. Erst waren es 3 EL und irgendwann dann 13! - Das ist roh...Und es ist viel zu voll mit Omega 6 Fetten, als dass man solche Mengen davon essen sollte...Hier wieder das Biochemie-Problem...;-)

Alles Liebe,

Silke

PS: Video von gestern:


3 Kommentare:

  1. Liebe Anna,

    ja, das hab ich gestern im Video erzählt.

    Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, warum das nicht funktioniert oder ob man vielleicht Proteinpulver vor dem Frühstück essen müsste, oder ob zwar viel Protein drin ist, aber sonst eben nicht viel Masse....also, dass das Gewicht fehlt...keine Ahnung! Ich weiß nur, dass es nicht funktioniert hat. Fisch statt Brokkoli habe ich noch nie ausprobiert!;-)))

    Mittlerweile verwende ich das Sunwarrior hauptsächlich wegen des Vanillegeschmacks aber denke mir gleichzeitig, kann ja nicht schaden, da ich auch Sport mache und ein bisschen mehr pflanzliches Protein auch für die Neurotransmitterproduktion nicht verkehrt sein kann. Zu wenig Eiweiß nehme ich auch ohne das Sunwarrior definitiv nicht auf.

    LG Silke

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  2. Hei Silke
    Die Challenge finde ich ganz toll und spannend. Großes Lob an Dich dafür … man wird wirklich motiviert mit zu machen.
    Leider bin ich jedoch nicht nur zuckersensibel, sondern auch fruktoseintolerant. Bananen und Obst gehen also leider nicht, so dass ich dafür aber eine große Menge verträgliches Gemüse, glutenfreies Getreide, eine geringe Menge Samen und Nüsse esse und morgens einen (sehr) grünen fruktosefreien Smoothie trinke. So habe ich also etwas gefunden, das sehr gut funktioniert ;-)
    Silke, kann ich dich aber trotzdem noch etwas zu deiner Challenge fragen? Sie soll ein Entwöhnungsprogramm für Zucker sein. Dennoch ist Obst erlaubt? 5 Bananen haben doch aber beispielsweise 70g Zucker! Ihr glykämischer Index dürfte so ähnlich sein wie Vollkornbrot, welches aber nicht erlaubt ist? Und ebenso ist Stevia nicht zugelassen, weil es das süße Belohnungszentrum anspricht. Aber wie verhält es sich mit dem süßen Geschmack von Früchten?
    Und was ist wenn man seine „Tagesdoses“ an Obst zusammen mit viiiiiel grünem Blattgemüse (Gurke, Spinat, Grünkohl, Sellerie : https://www.youtube.com/watch?v=aXz6ma3jIvM ) als grünen Smoothie am Morgen zu sich nimmt? Ist das dann auch Challange-tauglich? Und vielleicht sogar eine willkommene und schmackhaftere Abwechslung zum gekochten Gemüse morgens?
    Danke für Deine Antwort und
    lg Agnes

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  3. Das ist das, was ich mich auch manchmal frage. Es spielt hier nicht nur der glykämische Index eine Rolle sondern auch der Sättigungsindex, die glykämische Last der ganzen Mahlzeit, das Gewicht des Nahrungsmittels und seine Qualität. Daher ist Obst dennoch geeignet, auch wenn Beeren besser sind als Bananen. Schwarzbrot müsste eigentlich auch funktionieren, nehme ich an, aber der Plan ist auf AJs Mist gewachsen, er funktioniert und er gibt den Teilnehmern die Möglichkeit was Süßes mit Qualität, Wassergehalt und Sättigung zu kriegen, wenn sie Appetit auf was Süßes haben.

    Stevia ist hauptsächlich deshalb verboten, weil es sooooo viel intensiver süßt, als Obst das kann und viele Leute es in alles was sie essen geben.. Steviablätter sind erlaubt, aber nicht das verarbeitete weiße Zeug.

    Smoothies sind so oder so verboten, weil die zu schnell ins Blut geht.

    LG Silke

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