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Samstag, 24. Mai 2014

Ernährungsmythen und Otto-Normalverbrauchter-Philosophie...



Ich war gestern im Bioladen für die Käsetheke eingeteilt und kam bei der Übergabe kurz mit unserer “Käse-Fachfrau” ins Gespräch, was mir wieder verdeutlicht hat wie viele Spekulation über das, was “gesunde Ernährung” ist tatsächlich so in der Bevölkerung kursieren. Ich kriege das immer mal wieder im Bioladen mit, wenn Leute über ihre Ernährungsphilosophie was erzählen.

Da gibt es zum Beispiel Menschen, die, wahrscheinlich irgendwo in der LowCarb-Szene, denn da kursiert dieses Gerücht am weitesten, gehört haben, dass Rohmilchkäse von Natur aus laktosefrei sei. Dem ist natürlich nicht so. Oder strikte Bruker-Anhänger, die vollwertig, aber dann auch absolut alles essen, egal ob die Mengen für die Gesundheit adäquat angepasst sind oder nicht. Oder auch Leute, die bei mir ein Dinkelweißbrot kaufen und dabei erklären, sie könnten einfach nicht immer Vollkorn essen. Sie bräuchten auch mal ne Woche Pause davon. Der Körper würde es so vorgeben.

Jedenfalls erzählte mir meine Kollegin bei der Übergabe, sie habe alles was mit Fleisch zu tun habe bereits gemacht, weil sie ja wisse, dass ich Vegetarierin sei, so dass ich das Fleisch, also Wurst,  nicht anpacken müsse. Ich hab ihr daraufhin erklärt, dass es mir schnurzpiepe sei, ob ich Fleisch anpacken müsste, das würde ich auch für die Katze tun und das sei mir völlig egal, ich sei halt einfach nicht gut für die Käse/Wursttheke geeignet, weil die Kunden ja spüren, dass ich nicht hinter den Produkten stehe. Manchmal fragen sie mich, wie die oder die Wurst denn schmecke und dann muss ich leider sagen: “Keine Ahnung, ich bin Vegetarier” - Wir haben aber nur diese eine Fachkraft für die Wurst-Käse-Theke und die kann ja nicht 12 Stunden jeden Tag arbeiten, also müssen wir anderen alle auch mal einspringen.

Jedenfalls kam ich in diesem Gespräch dazu zu erwähnen, dass ich aufgrund des hohen Kasein und Fettgehalts von Käse sogar der Meinung sei, dass Käse noch gesundheitsschädlicher sei als Fleisch. Meine Kollegin wand ein, dass man aber doch immer lesen würde, man solle lieber Käse statt Wurst aufs Brot legen. Dabei musste ich einräumen, dass das durchaus stimmen könnte, denn Wurst ist ja nicht gleich Fleisch. - Wurst ist noch viel schädlicher als Fleisch!! Aber danach kommt direkt Käse. Die Hirachrie ist also die: Wurst, Käse, Fleisch.

Meine Kollegin präsentierte daraufhin natürlich dass übliche, von Fleischessern angeführte Argument, dass die Menschen ja früher auch immer Fleisch gegessen haben (wobei ich jetzt nicht diskutieren wollte, wann denn genau früher war: Vor 10 000 Jahren, vor 100 000 Jahren oder vor ner halben Millionen Jahren – die Ernährung hat sich auch in der Zeit und in den unterschiedlichsten Regionen verändert). - Ich sagte statt dessen: “Ja, haben sie. aber ein wildes Kaninchen hat ungefähr 10% Fett. Das ist so viel wie ein Brot. Aber ein Mastkanninchen enthält 35% Fett und da ist das Problem. Das viele tierische Fett, was wir heutzutage essen! Und hinzu kommt natürlich noch, dass die Tiere heute kein Gras mehr fressen sondern Kraftfutter, dadurch setzt sich ihr Körperfett völlig anders zusammen und ihr Fleisch enthält keine für den Menschen essentielle Fette mehr und sie sind natürlich vollgestopft mit Medikamenten und Antibiotika sowie Stresshormonen." Heutige Tiere sind schlussendlich für die menschliche Ernährung nicht mehr geeignet. Käse besteht zu 50% aus gesättigtem Fett und hinzu kommt noch das Kalzium welches zu Prostatakrebs führt, aber das auch für andere Krebsarten förderliche Kasein. In Ratten führte Kasein in normalen Dosen zu Tumorwachstum, wie T. Colin Campbell bewies.

“Aaaaach”, sagte meine Kollegin. “Das wusste ich ja gar nicht. Man sollte also besser Wild essen”. Ich: “Genau” - Kollegin: "Aber wir brauchen doch auch tierisches Fett?!" - Ich: "Nein, tierisches Fett stellt unser Körper selber her. Es gibt nur 2 Fette, die wir mit der Nahrung aufnehmen müssen. Omega 3 und 6 und das auch nur in geringen Maßen. Alles andere kann er selber herstellen. Die DGE empfiehlt pro Woche einen Fleischverzehr von maximal 300-600 g. (Ich persönlich empfehle weit weniger!!!) Meine Kollegin wandte ein sie äße ca. 3 Mal die Woche Fleisch und dann in einer Mahlzeit etwa 300 g. Sie sei also “ziemlich gut”. Nun muss ich einräumen, dass meine Kollegin genau so aussieht, wie man sich eine Wurst- und Käseverkäuferin vorstellt: Sehr herzlich aber ca. 40 kg Übergewicht.

Später an der Theke kam eine Kundin, die Speck zum anbraten kaufen wollte, welchen wir nur abgepackt im Kühlregal haben aber nicht an der Wursttheke. Daraufhin kam meine Kollegin dann ans lästern. “Speck zum anbraten? Was ist denn das für ein Blödsinn? Anbraten, dass mache ich immer mit Olivenöl!” - Ich: “Waaaaaaaaaaaaasssss????? - Aber nein, das darfst du nicht machen. Anbraten muss man, wenn überhaupt aber eigentlich solte man es gar nicht machen, dann mit Kokosöl oder Palmfett. Das ist hitzestabil. Das Olivenöl verändert seine chemische Struktur und wird zu Transfett und mit Transfetten kann der Körper gar nichts anfangen sondern lagert sie ab und davon kriegt man wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pflanzenöl darf man erst nachträglich ins Essen geben oder auf Salat.

“Ja, aber die mediterrane Ernährung verwendet auch sehr viel Pflanzenöl zum anbraten!” - Ich: “Ja, aber die braten damit größtenteils Gemüse an und das gleicht das wieder aus.

Das war nicht die ganze Wahrheit. Das mit der mediterranen Ernährung rührt aus den 40er Jahren, wo man in Griechenland festgestellt hatte, dass arme Bauern, die viel Gemüse aus dem eigenen Garten, Olivenöl und Fisch aßen, die den ganzen Tag auf den Beinen waren und arbeiteten, weniger krank waren, als die Menschen in Mitteleuropa. Obwohl die Bauern auf Kreta 40% Fett aßen. Heute geht es den mediterranen Völkern gesundheitlich ebenso schlecht wie den Mitteleuropäern obwohl sie immer noch so viel Pflanzenfett essen. Pflanzenfett gleicht einen Mangel an Gemüse und einen Überschuss an gesättigtem Fett, Weißmehl und Zucker natürlich nicht aus.

Meine Kollegin ist der Meinung sie ernährt sich gesund und mediterran. Ein Blick in den Spiegel müsste ihr aber klar machen, dass dem nicht so ist, denn ein erhöhter BMI ist ein Risikofaktor für alle Zivilisationskrankheiten. Aber wenn ein Biochemieprof. Sich nicht richtig ernähren kann, wie sollte es dann eine Verkäuferin? - Wobei, ich muss einräumen, dass ich in 6 Semestern an der medizinischen Fakultät nur 2 übergewichtige Dozenten gesehen habe. Ich frage mich ob das damit zu tun hat, dass die aus besseren Elternhäusern kommen und mehr Bildung genossen haben, oder ob doch zumindest irgendwas unbewusst hängen geblieben ist, wie man sich gesund erhält!

Menü des Tages am 23. Mai

Frischkornbrei aus Buchweizen, Banane,  Sunwarrior Vanille, Zimt, Paranuss, Walnüsse, Mandeln, Mandarine


1 Grüntee

Multikornbrot mit Kinderstreich, Tartex “wie Leberwurst”, Gurke und Räuchertofu
2 St. Bitterschokolade
1 Banane

2 St. Auberginen-Hirse-Auflauf



Sojajoghurt mit Stevia
1 Möhre

Salat aus Romana, Paprika, Tomate, Frühlingszwiebel, Sellerie, Möhre, Gurke, fettfreies Basilikumdressing



Also, noch mal kurz zu diesem Tartex-Aufstrich:


Man kann wirklich fast jeden Fleischgeschmack heutzutage imitieren. Es ist mir ein Rätsel warum die Firma Tartex etwas als Leberwurst verkauft, was keinesfalls wie Leberwurst schmeckt. Das ist ein ganz, ganz mieses Immitat. Es schmeckt...wie Tartex-Aufstrich... Ich hab schon ewig keinen mehr gegessen aber als Teenager hat meine Mutter auf meine Bitten hin mal Tartex-Aufstriche gekauft. Dieser Leberwurst-Aufstrich schmeckt genau so wie alle Tartex-Aufstriche in meiner Erinnerung. Ich lege echt leiber Avocados aufs Brot als solche Immitate.

Es gibt immer noch Waren im Bioladen die ich nicht ausprobiert habe aber bei allen fast allen die ich ausprobiert habe, war ich absolut gar nicht überzeugt. Eine Ausnahme war die Dennree Cashewcreme, die ein Traum ist oder auch die Wheaty-Fleischersatzprodukte die geschmacklich top sind wobei ich aber nicht weiß wie gesundheitsförderlich es ist reines Gluten zu essen. Das selbe gilt für die Cashewcreme, die natürlich auch vollgestopft mit Fett und Zucker ist.

Am liebsten und am leckersten ist mir alles selbst zubereitet!

Alles Liebe,

Silke




2 Kommentare:

  1. In einem Artikel zum Thema "Fasten" las ich vor einiger Zeit auch etwas über die gesunde griechische Mittelmeerkost.
    Dort nahm man u.a. auch Bezug darauf, dass zu der Zeit, als diese Untersuchungen an der bäuerlichen Bevölkerung lief, die religiösen Vorschriften noch sehr viel ernster genommen wurden als heute. So hatte die orthodoxe Kirche dort bis zu 200 Fastentage im Jahr wo es sowieso nur eingeschränkte und vor allem Fleisch freie Kost gab. Das wiederum soll auch viel zur Gesundheit der Bevölkerung beigetragen haben und wurde bislang in den Veröffentlichungen über die mediterrane Ernährung meist völlig unterschlagen.

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  2. Danke für diesen Hinweis, Klaus!:-)

    LG Silke

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