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Sonntag, 5. Oktober 2014

Grün essen vs. gekocht essen...



Drei Sachen haben mich in den letzten Tagen beschäftigt und witzigerweise hängen die alle zusammen: Meine „Diskussion“ mit der Rohkostautorin, die eigentlich gar keine Diskussion war, da gar nicht wissenschaftlich diskutiert wurde, was wohl nur dann der Fall wäre, wenn jemand einen Standpunkt verdeutlicht und der andere diesen dann dementiert, ergänzt oder sonst wie begründet erörtert. Das war nicht der Fall und ich hatte das Gefühl es geht alles nur um heißen Brei, was mich genervt hat und dann wurde ich beleidigend, weil diese Person mich eh schon seit Jahren nervt und immer wieder ankommt um mich weiter zu nerven, selbst wenn ich beleidigend werde, was ich nicht verstehe...

Dann habe ich Dr. Joachim Mutters Buch Grün essen! weiter gelesen, das mir einen Freundin geliehen hat und wurde auch da in mancherlei Hinsicht stutzig, obwohl der Mann einen Dr. med. hat.

Und dann habe ich einen Vortrag zu einem Buch auf YouTube geschaut, von dessen Existenz ich seit mehreren Jahren weiß, was ich aber nicht gelesen habe und auch nicht wusste, dass der Autor dazu auch Vortrage gehalten hat.



Und das kam so: Vor 4 Jahren, glaube ich, kam das Buch des Primatologen und Harvardforschers Richard Wrangham Catching Fire: How Cooking Made Us Human in der amerikanischen Rohkostszene an und kurz darauf fing das 100% roh Dogma an zu fallen und immer mehr Rohköstler fingen an wieder gekochte Nahrung zu integrieren. Das Buch ist auch auf Deutsch erhältlich und seine These ist nicht unumstrittten: Feuer fangen: Wie uns das Kochen zum Menschen machte - eine neue Theorie der menschlichen Evolution - -

Wrangham stellt so einige interessante Hypothesen auf und klärt über Verhaltensweisen von Menschenaffen auf und vergleicht diese mit dem Homo Sapiens. Da er sich aber mit Ereignissen beschäftigt, die vor 1,5-2 Mio Jahren passierten ist es nicht allzu leicht diese Hypothesen definitiv zu bestätigen. Vor allem besagt Wranghams Theorie, dass uns die Erfindung des Kochen überhaupt erst zu Menschen hat werden lassen, zur Krönung der Schöpfung, allen anderen Kreaturen überlegen durch unser riesiges Gehirn. Er begründet das damit, dass das Kochen es dem Körper ermöglicht, vor allem Kalorien leichter aufzunehmen, da es die Fasern bereits vor der Verdauung aufbricht und der Verdauung Arbeit abnimmt. Wrangham geht davon aus, dass die Erfindung des Kochens damit einher ging, dass sich anatomische Veränderungen in der Spezies Homo vor 2 Mio Jahren ereigneten. Der Brustkorb, der ursprünglich eher Birnenförmig war mit den unteren Rippen in einem größeren Durchmesser zueinander, wurde vor 1,8 Mio Jahren schmaler und veränderte sich in die Form, die wir auch heute noch haben. Wrangham hegt die Theorie, dass das Kochen und die damit effizientere Aufnahme von Kalorien dazu geführt habe, dass der Verdauungstrakt kleiner werden konnte und der Brustkorb sich dadurch verengte. Leider ist es nicht ganz leicht raus zu finden ob Hominiden vor 2 Mio Jahren Feuer verwendet haben oder nicht, aber vereinzelt gibt es Anzeichen dafür, dass dem so war. In der Wissenschaft braucht es aber immer ausreichend Belege, bevor eine Theorie als bestätigt gilt. Die Alternativhypothese besagt, dass der Verzehr von Fleisch zu diesen anatomischen Veränderungen geführt hat.

Wrangham geht in seinem Vortrag auch auf heutige Affen und deren Ernährungsgewohnheiten ein, sagt, dass er selber versucht habe sich von exakt der Nahrung der Menschenaffen zu ernähren und dass sei furchtbar gewesen. In jeder Hinsicht. Dabei erwähnt er auch, dass Affen, die gelegentlich mal Fleisch essen sich ein Tier einverleibt habe, welches nur 4% Fett enthielt – das mal im Vergleich zu unserem Mastvieh mit 40-50% Fett. Ebenfalls hat er sich mit Jäger-Sammler-Stämmen beschäftigt und auch die würden kochen und hätten ihn ausgelacht, als er vorschlug mal nur roh zu essen. Außerdem würden sie sehr viel Honig essen – auch das sicherlich, weil es so eine leichte Kalorienaufnahme ermöglicht. - Zu den Inuit ergänzt er, dass sogar die nicht nur rohes Fleisch und Fisch essen, sondern darauf bestünden, dass ihre Abendmahlzeit gekocht sei, was ihren Frauen ne Menge ärger macht, dass es nicht leicht ist in einem Iglo anständig zu kochen und es sehr lange dauere bis etwas gar ist.

Er zitiert dann auch noch die Gießener Rohkoststudie, eine Studie, die an der Uni Gießen, durchgeführt wurde, wo 500 Rohköster auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht wurden. Dabei stellte sich bei der Hälfte der Frauen raus, dass sie ihre Regel nicht bekamen und damit mehr oder weniger unfruchtbar waren (wobei es auch Jinjee Talifero gibt, die 5 oder 6 Kinder hat, roh lebt und sagt, sie sei schwanger geworden obwohl sie ihre Tage nicht hatte. Weiß der Geier, ob das stimmt.)

Der Verzehr von gekochtem Essen und die damit erhöhte Kalorienaufnahme habe es dem Menschen ermöglicht fruchtbarer zu sein und damit mehr Nachwuchs in die Welt zu setzen und damit den Sinn des Lebens zu erfüllen. Mehr Kalorien aufnehmen kann man auch, wenn das Essen möglichst weich ist, oder püriert oder von Ballaststoffen entfernt, was der Grund ist, warum unser Essen immer raffinierter wurde und uns durch Kalorienüberschuss in die Zivilisationkrankheiten geführt hat. Man kann aber nicht nur mehr Kalorien aufnehmen sondern auch mehr Nährstoffe, also die, die nicht im Zubereitungsprozess zerstört wurden, sei es durch Erhitzen oder auch Oxidation.

Sehr interessant fand ich auch, dass er Experimente mit anderen Tieren, auch mit Affen gemacht hat, und alle Tiere würden gekochtes Essen rohem Essen vorziehen.

Und damit komme ich zu Dr. Joachim Mutter der zunächst mal ziemlich viele biochemische Fakten in seinem Buch darlegt, denen ich nicht widersprechen kann. Bevor er dann aber zu dem Kapitel übergeht, wo er beschreibt, wie man sich optimal ernähren soll, spricht er ein paar komische Dinge an.

Mal allem voraus: Dr. Joachim Mutter ist der Auffassung man solle kein Stärke, kaum Früchte, kaum Nüsse, keine tierischen Produkte, keine Öle, kein Salz und hauptsächlich Grünzeug essen. Da es in seinem Buch keine Rezepte gibt, weiß ich nicht, wie das halbwegs schmackhaft gehen soll und auch nicht, wie man damit ausreichend Kalorien zu sich nehmen soll, zumal auch Sportler so essen sollten.

Gegen Stärke ist er, weil davon Insulin ausgeschüttet wird, wobei auch ihm scheinbar nicht klar ist, dass Insulin eine Halbwertzeit von 5 Minuten hat und dass selbst abends gegessene Kohlenhydrate, wenn man 2 Stunden nach der Abendmahlzeit ins Bett geht, nicht mit der Produktion von Wachstumshormonen korreliert.

Gegen Getreide ist er, weil bei der Verdauung von Gluten opiatähnliche Moleküle entstehen. Barnard hingegen sagt, dass sich das nur auf Weizengluten beziehe. Er behauptet zudem, dass beim Kochen noch andere Moleküle entstehen würden, die süchtig machen, aber gibt dazu keine Quellen, noch nennt er Namen dieser Moleküle. Er ist auch gegen Kasomorphin aus Milchprodukten, die er im selben Absatz abhandelt. Aufgrund dieser namenlosen Substanzen würde auch der Instinkt nicht mehr funktionieren und man würde mehr essen als man braucht. Auch hier keine Quellenangaben!

Und dann kommt das Thema AGEs, was auch Streitthema zwischen mit und der anderen Rohkostautorin war: AGEs steht für Advanced Glykation Endprodukts. Eiweiße die glykosyliert, also mit Zucker versehen wurden, was sowohl im Kochtopf oder besser in der Bratpfanne passieren kann als auch im Körper selber. Im Körper passiert es, wenn man dauerhaft einen zu hohen Blutzuckerspiegel hat und der viele Zucker die Wände der Blutgefäße glykosyliert oder die Nerven. Diebetische Neuropathie, Nirenversagen, Retinopathie und Herz-Kreislauferkrankungen rühren daher, dass der Blutzucker das Gewebe glykosyliert. Bei einem gesunden Menschen der nicht insulinresistent ist, ist das aber kein Problem, da der Zucker in die Zellen geschafft und verbrannt wird.

AGEs in der Nahrung entstehen beim Kochen über 130°C und vor allem bei trockener Hitze sowie im besonderen, wenn man Eiweiß/Fleisch erhitzt. Bei hohen Temperaturen, und auch wieder besonders bei Fleisch entstehen auch heterozyklische Amine und Akrylamide, welche als krebserregend gelten. AGEs in der Nahrung belasten die Nieren, wenn die Ausscheidungskapazität überschritten wird. - Das ist also durchaus ein Grund nicht jeden Tag zu Braten oder zu Grillen, aber es ist absolut kein Grund nicht eine Gemüsesuppe zu essen und alles Essen bei unter 42°C zu verarbeiten.

Und dann bringt Dr. Mutter ein Beispiel, warum Rohkost jung macht: Bernando Lapallo. Der Mann ist Amerikaner, 113 Jahre alt, isst sehr viel Rohkost, aber auch Brot und Fisch und schreibt Bücher über Ernährung, weil er sein hohes Alter darauf schiebt, dass er sich so gut ernährt. Mutter bringt das damit in Verbindung, dass optimale Nahrung die Telomere verlängern kann, geht aber nicht mal ansatzweise darauf ein, dass auch Ornish die Telomere seiner Patienten verlängert hat und zwar mit gekochter Nahrung! Fettarm, vollwertig und pflanzlich.

Darüber hinaus ist die ältereste Frau Deutschlands ebenfalls 113 Jahre alt und ich denke nicht, dass sie Rohköstlerin ist. - Nichts desto trotz: Respekt für ein so hohes Alter! - Auch Dr. Mutter sollte wissen, dass ein einziger alter Mensch, keiner Studie gleich kommt, denn dann spräche Helmut Schmidt, Altkanzler a.D. ganz klar für die Vorzüge des Rauchens!

Mein Wort zum Sonntag ist folgende Überlegung:

Wie wäre es, wenn ich komplett auf Rohkost verzichten müsste? - Schrecklich! - Wie wäre es, wenn ich komplett auf Gekochtes verzichten müsste? - Ebenfalls schrecklich! - beides hat seine Vor- und Nachteile und ich sehe es absolut nicht wissenschaftlich erwiesen, dass man nur das eine oder das andere essen sollte.

Menü des Tages am 4. Oktober

Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Chia, Banane, Brownie


3 Grüntee

Kaffee mit Sojamilch und Stevia

Gemüsepfanne vom Vortag mit Pfifferlingen, Brokkoli, Tomatensauce, Zucchini, Paprika, Tofu



2 Brownies

Feinschmeckerbrot mit veganer Mayo, Senf, Chorizo von Wheaty und Paprika



100 ml Sekt

Ich hatte vorgestern Geburtstag und alles was ich mir gewünscht habe war meine Ruhe!!! - Ich hatte keine Lust zu feiern oder mich auch nur zu bewegen und so kam es dazu, dass ich mir eine vegane Brownie-Backmischung im Bioladen gekauft habe und Brownies gebacken haben.
Das muss man sich mal vorstellen: Ich mit meinem Süßkram-Blog bin so fertig, dass ich absolut keine Lust habe zu backen! - Ich bin wirklich fertig und erschlagen. Ach ja, ich hab die Brownies genau so gemacht, wie es auf der Packung steht, mit 150 g Fett, weil ich keine Lust auf Experimente hatte und fand es ekelig. Ich glaube mein Belohnungssystem reagiert nicht auf Fett, oder es reagiert nicht, weil ich ausreichend genährt bin! - Auch das sollte man mal erforschen...

Yo, und dann war Theaternacht am 2. Oktober. Ich hab ein paar Fotos für euch, die mir der Fotograf gestern geschickt hat: „Othello“ - ich bin Desdemona.:-)










Dann wurde bis 3 Uhr in meinen Geburtstag rein gefeiert, es gab Kölsch gratis und am nächsten Tag habe ich ausgeschlafen, Brownies gegessen und die Sonne genossen. Gestern ging es dann jedoch gleich wieder los mit Bioladen-Frühschicht und Abends der Einführungsveranstaltung in der Oper, wobei ich mir auch das Stück angesehen habe und in der Pause einen Sekt getrunken habe.

Heute noch Joggen und morgen sind die Semesterferien vorbei...Na super...

Alles Liebe,

Silke

 

5 Kommentare:

  1. hallo. um besser folgen zu können - von welcher rohkostautorin sprichst du im beginn deines posts?
    danke für die aufklärung ;-)
    lg, crossi

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  2. Siehe vorletzer Post: "Kreatinkinase-Werte von Omnivoren Rohköstlern" - die Diskussion findet in den Kommentaren statt.

    LG Silke

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  3. dann lasse ich mal ganz in ruhe nachträglich herzliche glückwünsche zum geburtstag da :)

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