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Mittwoch, 18. Juni 2014

Ist Obst jetzt böse?



So manch einer unter euch scheint sich in den letzten Tagen damit auseinander gesetzt zu haben, ob die Fructose in Obst denn nun auch schlecht sein könnte und ob es irgendwie schädlich ist, einen Großteil des Tages Obst zu verzehren und dann abends eine stärkehaltige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Eine Leserin bat mich eine Studie vorzulegen, in der bewiesen würde, dass Fructose aus Obst zu eben diesen Nachteilen führen würde, wie Fructose aus raffiniertem Zucker.

Ursache für all das sind natürlich mal wieder Freelee und Durianrider. Vor allem Freelee, die Erfinderin von Raw till 4.

Ich persönlich verstehe nicht, warum man den ganzen Tag nur von Obst leben will und ich verstehe auch nicht, warum man seine Gesundheitsinformationen von  irgendwelchen dünnen, halbwegs attraktiven Menschen im Internet  bezieht, die keinerlei medizinischen oder biochemischen Background haben. Ich meine, ich hab am Montag Fußball geguckt und habe schon auch wieder darüber gestaunt wie fit diese jungen, durchtrainierten Profisportler sind. Würde man von denen auch Gesundheits und Ernährunginformationen annehmen? Oder würde man lieber Dr. Müller-Wohlfahrt fragen. Würde man seine Gesundheitsinfo von Heidis Topmodels einholen? Naja, Firmen wie Nutella legen es darauf an, dass manche Leute so doof sind und sich Gesundheitsinformationen von Profifußballern holen und schnappen sich die Fußballnationalmanschaft für einen Werbespot.

Sei's drum, es gibt Menschen die möchten sich, aus welchem Grund auch immer, hauptsächlich von Obst ernähren. Neuerdings nennt Freelee das „Raw till 4“, weil sie ein Buch geschrieben hat mit dem Titel „Go fruit yourself“ aber nach erscheinen des Buchs feststellen musst, dass 100% vegane Obstrohkost doch nicht das Optimum ist. Jetzt ist das Ziel bis 16 Uhr Nachmittags nur Obst und Günzeug zu essen und ich wurde gefragt ob das irgendwie schädlich sein könnte und ob es Studien dazu gibt.

Natürlich gibt es keine Studien, weil fast kein Mensch in der Bevölkerung sowas macht und Gelder nur freigegeben werden für Sachen, die der ganzen Bevölkerung dienen. Ist Frucotse aus Obst genau so schädlich wie Fructose aus raffiniertem Zucker und wann ist es eigentlich zu viel Obst? Soweit ich weiß, gibt es keinen Arzt der Riesenmengen Obst empfiehlt. Der einzige Rohkostarzt ist Dr. Gabriel Cousens und der röt von Obst weitestgehend ab. Die veganen, fettarmen, vollwertigen Ärzte gehen nirgend darauf ein, wie viel Obst zu viel ist. Esselstyn jedoch spricht von 3 Portionen und begründet das auch mit dem Frucotsegehalt. Ich muss das also völlig unabhängig ohne jemandes Hilfe erörtern

Ich denke, dass verhält sich ungefähr wir folgt:

Fructose wird vom Körper nicht nur anderes verstoffwechselt als Glucose, sie wird auch anders in den Blutkreislauf aufgenommen nämlich durch den Glut 5 Transporter. Dabei wird sie nicht aktiv transportiert, wie die Glucose, sondern fließt entlang ihres Konzentrationsgradienten, was so viel heißt wie, je mehr Fructose innen abgebaut wird, desto mehr kann wieder aufgenommen werden, Das führt dazu, dass überschüssige Fructose nicht aufgenommen wird und weiterhin im Darm von Bakterien verstoffwechselt wird und das führt dann zu Blähungen. Dieser Effekt scheint noch stärker zu sein, wenn man Obst nach einer ballaststoffhaltigen Mahlzeit isst, besonders bei großen Mengen Obst nach großen Mengen Ballaststoffen. So schrieb mir eine Leserin, dass sie abends keinen Smoothie mehr trinken könne, wenn sie Mittags eine stärkehaltige Mahlzeit mit Broccoli gegessen habe. Daher Raw till 4 und Stärke und Broccoli dann abends.

Wenn man Fructose dann also nicht als raffinierten Zucker, sondern als Obst zu sich nimmt gelangt, weniger Frucotse in die Leber und mehr in den Darm und deshalb führt viel Obst zu Blähungen und viel Trockenobst noch mehr. Dr. Lustig sagt dazu „It's either fat, or fart“ - raffinierte Fructose wird leichter aufgenommen weil die Angiffsfläche im Darm einfach größer ist ohne Ballaststoffe. Püiertes Obst wird noch leichter aufgenommen, also Smoothies, als ganzes Obst, weil auch hier die Angriffsfläche größer ist.

Manche Menschen leiden an Fructosemalabsorbtion, bei denen ist der Glut 5 Transporter defekt und Fructose wird nicht aufgenommen. Die haben dann Durchfall und Blähungen. Dann gibt’s auch noch die Fructoseintoleranz bei der die aufgenommene Frucotse in der Zelle nicht weiter abgebaut werden kann und die Symptome sind völlig anders. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Körper, der über Jahre mit zu viel Fructose traktiert wird, eine Frucotsemalabsorbtion entwickelt um sich vor weiteren Schäden zu schützen.

Alle Fructose, die dann aber aufgenommen wird, egal ob aus Obst oder aus raffiniertem Zucker, wird zur Leber transportiert und da weiter verarbeitet und wenn die Kohlenhydratspeicher voll sind, eben auch zu Fett. Was aber auch noch eine Rolle spielen soll ist, dass sie dort zur Insulinresistenz beiträgt, dass sie kein Sättigungsgefühl auslöst und bei ihrer Verstoffwechselung den Körper seines ATPs beraubt.

Da fragt man sich, wie viel Obst ist zu viel Obst. Keine Ahnung, es enthält auch nicht alles Obst gleich viel Fructose. Bananen und Feigen enthalten z.B. mehr Glucose als Fructose, Kernobst wie Apfel und Birnen enthalten mehr Fructose als Glucose. Jemand der Sport treibt, kann mehr Fructose vertragen, da sie dabei hilft die Glykogenreserven wieder auf zu bauen.

Ich persönlich esse, glaube ich, so. ca. 5 Portionen Obst am Tag. Ich bin absolut kein Fan von ganzen Obstmahlzeiten, weil ich mich danach überfüllt aber nicht zufrieden satt fühle. Ich nehme an, das hängt mit dem durch Fructose ausbleibenden Sättigungsgefühl zusammen und ich mag dieses Völlegefühl mit gleichzeitigem Bedürfnis noch was zu essen gar nicht.

Ich würde sagen jemand der damit zurecht kommt Obst zu konsumieren, mit seinem Gewicht zufrieden ist, alle Nährstoffe bekommt und dessen Blutzucker keine Spirenzien macht, wenn er so isst, kann das gerne so lange machen, wie es ihm gut tut. Biochemisch ist es nicht das Non Puls Ultra, aber ich glaube es sind auch keine gravierenden gesundheitlichen Probleme, die daraus resultieren können. Bisschen Übergewicht und paar Blähungen sind das schlimmste. Vielleicht Candida und bei miesem Obst dann auch noch Karies. Es ist besser als Hausmannskost, das allemale.

Menü des Tages am 17. Juni

Frischkornbrei auf Nackthafer, Banane, Sunwarrior, Zimt, ½ Apfel, Sonnenblumenkerne, Chia, Blaubeeren, Wasser


2 Matcha mit Stevia
1 Karnitin-Kapsel
Glutenfreies Brot mit Reissirup

2 pürierte Bananen mit Vollkornreis, Kakao, Reissirup und Zimt: Voila Schokomilchreis


1 Matcha mit Stevia
Glutenfreis Brot mit Senf, Veggi Filata und Gurke

Italienische Ofenkartoffeln mit Salat und Banane

1 Grüntee

Dinkel-Sauerteig Brötchen
2 Bananen

Reste der Mahlzeiten der letzten Tage: Les restes de hier, wie Barnard sagen würde


etwas Vollkornreis, weil ich noch nicht satt war

Ich hab Vollkorn Basmatireis gekocht mitgenommen und hatte eigentlich vor ihn in der Mensa zu Salat zu essen, aber ein veganes Gericht, was gestern angeboten wurde und einfach zu lecker aussah kam mir dazuwischen. Italienische Ofenkartoffeln mit Gemüse. Es war vollwertig und ich konnte nicht widerstehen und habe mich dabei erwischt, dass mich das Öl, besonders das im Salat echt abgetörnt hat. Das Mundgefühl mit so viel Öl auf Salat war irgendwie seltsam. Vielleicht gewöhne ich mir das gerade was ab. Es war im ganzen Gericht vielleicht 1-2 TL Sonnenblumenöl, was eigentlich ganz ok ist, aber es fühlte sich nicht mehr gut an. Ich mag auch gesättigtes Fett überhaupt nicht auf der Zunge haben, weil es sich irgendwie so sperrig anfühlt, so schwer löslich so...naja, gesättigt halt. Fest bei Zimmertemperatur. A, a propos: löslich. Fettfrei kochen, stelle ich wieder fest, erleichtert den Abwasch erheblich. Warmes Leitungswasser reicht völlig aus. Soll doch die Mensa, sich die viele Abwascharbeit machen, zuhause kann ich ja so fettarm kochen wie ich will.

Spätschicht Bioladen, daher Abendessen suboptimal. Ich muss aufpassen, dass ich satt in den Bioladen gehe. Habe an veganem Apfelkuchen genascht, als ich Hunger bekam und auch das war suboptimal.

Alles Liebe,

Silke




8 Kommentare:

  1. Ich habe schon mehrere Vorträge von Dr. Brian Clement gehört, der für meine Begriffe der erfolgreichste Rohkost-Arzt auf der Welt (Hippocrates Health Institute). Er heilt alles außer Alzheimer, ALS, Parkinson, MS im fortgeschrittenen Stadium. Seine Empfehlung: für gesunde Menschen 2 Stück Obst am Tag, für kranke gar kein Obst. Der Fruchtzucker ernährt Bakterien, Pilze und alles was der Mensch nicht braucht. Die 80/10/10 Ernährung ist vermutlich genauso ungesund wie Low Carb, aber unser wunderbarer Körper macht ja alles eine ganze Weile mit...
    Liebe Grüße
    Cornelia

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  2. Liebe Cornelia,

    nur dass Brian Clemet gar kein Arzt ist!

    Er hat seinen Doktor nicht in Medizin und es kursieren auch wilde Gerüchte im Internet ob er ihn überhaupt selber gemacht hat oder vielleicht käuflich erworben hat. Ich weiß auch, dass Leute im Hippocrates durchaus an Krebs verstorben sind.

    Dr. Gabriel Cousens hat hingegen Medizin studiert und der ist ebenfalls gegen den Konsum von viel Obst aus eben diesem Gründen, die auch Brian Clement angibt.

    LG Silke

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  3. Liebe Silke,
    keine Ahnung, ob er Arzt ist, es ist für mich auch nicht die Voraussetzung für Wissen. Ich weiß nur, dass er mit Universitäten zusammenarbeitet, mit anerkannten Ärzten wie Campbell und Esselstyn, und ich finde sein Lebenswandel-Programm sehr durchdacht und ganzheitlich, nicht zu vergleichen mit vielen selbsternannten Ernährungs-Gurus.
    Ich kenne die Hintergründe nicht, wenn Leute an Krebs sterben, die Frage ist doch: schafft man es, wenn man schwer krank ist sich wirklich zu ändern? Die Ernährung, das Denken, die Bewegung, Meditation? Wissen allein bringt nichts, das Tun entscheidet. Eine Freundin von mir hat sich von weißem Hautkrebs selbst geheilt, das weiß ich genau (obwohl sie schon den Behandlungs-Fahrplan der Schulmedizin mit all den furchtbaren Konsequenzen in der Hand hatte entschied sie für einen anderen Weg).

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  4. Hallo Silke,

    hast du denn schon irgendwo ein Rezept wie du dein Frischkornbrei zubereitest? Gibt es da was zu beachten bei den verschiedenen Getreidesorten die man verwenden kann (Buchweizen, Hafer, ...)?

    Viele Grüße,
    Tobias

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  5. Hallo Tobias,

    ein Rezept gab es mal hier:

    http://rohelust.blogspot.de/2012/10/der-ultimative-frischkornbrei.html

    Mein Frühstück sind meist Abwandlungen davon.

    LG Silke

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  6. Hallo Silke,

    vielen Dank!
    macht es einen Unterschied ob man das Getreide ganz einweicht und dann morgens mixt, oder schon abends geschrotet einweicht?

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  7. Hallo Tobias,

    ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht.

    LG Silke

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  8. Hallo Silke,

    ok alles klar, vielen Dank!

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