Was als schlichtes Rohkosttagebuch anfing hat sich zu einer Dokumentation über die wahrhaft gesündeste Ernährung für die Spezies Mensch entwickelt. Mein Medizinstudium ermöglicht mir seit 2011 die Zusammenhänge von Nahrung und Gesundheit wissenschaftlich zu erkennen sowie Studien objektiv zu beurteilen. Klar ist: Die optimale Ernährung für die Spezies Mensch ist vollwertig und weitestgehend pflanzlich. Anekdotisch und wissenschaftlich zugleich! - Viel Spaß beim Lesen!:-)
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Freitag, 27. September 2013
Pharmakologie und Käse...
Es ist vollbracht. Mein wissenschaftliches Projekt ist abgegeben. Und mal wieder bin ich schwer erstaunt darüber gewesen, wie sympathisch mir der Prof. ist. Erstaunt bin ich, weil der Mann von Haus aus Pharmakologe ist und ich eine heimliche Angst hege, dass er mir Handschellen anlegt, weil ich Krankheiten ohne Medikament aber mit Essen heilen will. - Tatsächlich ist das aber gar nicht so. Vielleicht, denke ich, ist es aber auch gerade umgekehrt: Er weiß um alle Nebenwirkungen, die Medikamente haben, und ist daher an Alternativen interessiert. Bei unserem ersten Treffen, letztes Jahr, erzählte er, dass er normalerweise keine wissenschaftlichen Projekte betreue, aber meines würde ihn interessieren. Außerdem forscht er ja auch daran, wie man mit Spirulina Heuschnupfen heilen kann...
Ach so, kleiner Exkurs Medikamente:
Ich hatte etwas Freizeit im Krankenhaus und es standen gerade fast alle Medikamente, die wir im Haus haben, auf dem Schreibtisch des Schwesternzimmers. Also habe ich mir mal den Beipackzettel des beliebtesten oralen Diabetesmedikaments überhaupt, Metformin, durchgelesen. Nebenwirkungen sind hauptsächlich eine Schädigung der Nieren, aber auch Schwindel und noch ein paar Dinge mehr.
Wir erinnern uns: Die Nurses Health Study hat gezeigt, dass bereits geschädigte Nieren, durch tierisches Eiweiß weiter geschädigt werden. Und das ist wirklich schräg, da zum einen hoher Blutzucker die Nieren schädigt, aber auch das Medikament dagegen das gleiche macht! Wenn nun ein Diabetiker weiter Fleisch isst und weiter sein Metformin schluckt ist so oder so früher oder später die Konsequenz Nierenversagen und weiterhin Dialye.
Wir erinnern uns weiter: In der Niere wird Vitamin D zu Calcitriol, seiner aktiven Form, umgewandelt und ist wichtig damit sich Kalzium in die Knochen einlagern kann.
Was folgt also aus Nierenschädigung: Osteoporose. Gleichzeitig übersäuert tierisches Eiweiß den Körper und es wird ebenfalls Bicarbonat aus den Knochen abgebaut um das Blut in seinem neutralen pH-Wert zu halten...Und so zieht das Ganze einen Rattenschwanz an Problemen nach sich (und das ist bei jeder Krankheit so) der ein Körperteil nach dem anderen schädigt und irgenwann ist man kaputt. Nimmt 1000 Medikamente gegen 1000 Zipperlein und stirbt trotzdem daran. Super oder? - Letztes Jahr hatte ich einen Patienten, der durch den Schwindel, den Metformin verursacht, nicht mehr Fahrrad fahren konnte, daher trieb er keinen Sport mehr, was zur Folge hatte, dass er auch mit Sport seinen Typ-II-Diabetes nicht mehr verbessern konnte. Auch das: Super oder?
*Ironiemodus aus*
Naja, zurück zu meinem Treffen mit dem Prof. Er bat mich mal kurz zusammen zu fassen, was Barnard denn genau macht, um Typ-II-Diabetes durch Essen in den Griff zu kriegen. Ich hab acht gegeben auf meine Wortwahl, nix über vegane oder pflanzliche Ernährung erzählt, sondern bin darauf eingegangen, dass Barnard vor allem das Fett in der Ernhrung reduziert und so das intramyozelluläre Fett, das Fett in den Muskelzellen, beseitigt, welches die Zellen insulinresistent macht. Der Prof bezweifelte daraufhin, dass das ginge, weil unser Körper ja die wunderbare Fähigkeit hat fast alle Moleküle in fast alle anderen Moleküle umzuwandeln und natürlich auch Fett selber herzustellen welches er auch einlagern kann. Da hatte er Recht, daran habe ich bisher nicht gedacht und das Argument, dass Glucose ja wesentlich schlechter und weniger effiktiv in Fett verwandelt werden kann als Fett aus der Nahrung, fiel mir in dem Moment nicht ein. Der Prof. räumte aber gleichzeitig ein, dass wenn es bei Barnard in Studien funktioniert hätte, dann solle es wohl so sein.
Was mir aber einfiel war vom Diabetes-Schulungsteam bei mir im Krankenhaus zu erzählen, die ja mit exakt der selben Ernährung für 3 Tage die Insulinresistenz knacken. Davon hatte der Prof. der im ersten Semester Diabetes an der medizinischen Fakultät unterrichten noch nie gehört. Das fand ich schon ziemlich bitter Er wusste nur, dass Sport das intramyozelluläre Fett beseitigen und so die Insulinresistenz verbessern kann - Was er mir dann aber zeigte war ein Artikel aus irgendeinem Ärzteinformationsblatt in welchem stand, dass eine Gewichtsreduktionsdiät in Studien keinerlei Auswirkungen auf Typ-II-Diabetes und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen gehabt hätte. Also habe ich nachgefragt was genau das für eine Ernährung gewesen sei. Das wußte er auch nicht. Stand nicht drin in dem Artikel. Keine Prozentsätze an Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate, keine Angaben über komplexe oder einfache Kohlenhydrate, keine Angabe über gesättigte oder ungesättigte Fett. Der Prof sagte: "Wenn eine Ernährungsumstellung eh keine Wirkung zeigt, dann gibt es auch keinen Grund die Patienten damit zu quälen" - Ich hab es ihm abgenommen, dass er es wirklich nicht besser wusste. - Dass Diabetsberater ohne Hochschulstudium es besser wissen als ein Professor der genau diese Krankheit unterrichtet...Und dieses Blatt war möglicherweise von der Pharmaindustrie selber rausgegeben...
Jedenfalls liest er es jetzt, was wahrscheinlich für alle Beteiligten eine gute Sache ist, und ich vermittele weiter zwischen den Instanzen des Gesundheitssystems: Der Uni, der Diabetikerschulung und bald auch dem Leiter der Inneren unseres Krankenhauses, der ja immerhin "Angina Pectoris" an der Uni unterrichtet, in der Diabetikerschulung vor Arteriosklerose warnt und gleichzeitig auf seiner Station tolleriert, dass Schweinebauch serviert wird...Irgendwie hat es noch nicht überall Klick gemacht. Mich begeistert immernoch am meisten das Diabetesschulungspersonal, wobei die wahrscheinlich noch mehr auf den Suchtcharakter von Lebensmitteln eingehen müssten um die Menschen mehr zu bewegen.
A propos: Eine Leserin schickte mir vor ein paar Wochen schon einen Link zum Blog eines Arztes, eines Endokrinologen aus Wien, der seit Dezember darüber bloggt, wie er 365 Tage zuckerfrei leben will. Das ist unter diesem Aspekt vielleicht auch sehr interessant.
Menu des Tages am 26. September
Buchweizenknuspis mit Sojamilch, Linsen, Leinsamen, Pflaumen, Nektarine, Mohn, Zimt, Stevia, Rosinen
1 Paranuss
3 Grüntee
2 weiße Pralinen à la Attila
Rohkost-Brownie
8 g veganer Mozzarella
Marinierter, roher Kohlrabi mit Vollkornnudeln
1 Banane
1 Banane
Vollkornbrot mit Zucchini-Paranuss-Hummus
Möhrenschnitze
Ich hab veganen Mozzarella gekocht weil eine Teilnehmerin meines Workshops zu mir sagte: "Wenn du einen Käseworkshop machen würdest, würde ich sofort wieder kommen!" - Veganer sind versessen auf Käse, weil die Erinnrung daran, irgendwie noch so schön ist. Weiß heißt, irgendwie: Käse enthält eine große Menge an Kasomorphinen und auch die machen süchtig und glücklich. Kasomorphine tragen auch in Muttermilch dazu bei, dass das Baby beim Stillen gleichzeitig beruhigt wird. Auf Kasomorophine werde ich aber an ander Stelle nochmal eingehen.
Als ich am Wochendende aber auch Barnard Breaking the Food Seduction: The Hidden Reasons Behind Food Cravings---And 7 Steps to End Them Naturally nochmal gelesen habe, besonders das Kapitel über Käse, welcher vor allem auch viele tierische Fette enthält, häufig sogar mehr als Fleisch damit auch viele Kalorien und ein Schlaganfall- und Herzinfarkrisiko birgt und eben auch die Kasomphine, wurde mir klar, dass ich wirklich einen Käseworkshop anbieten muss und habe Rezeptideen zusammengesammelt. Veganer Mozzarella war die erste Umsetzung. Und der schmeckte wirklich wie Mozzarella, wird fest, zerläuft bei Hitze und hat nur 2/3 der Kalorien und des Fetts von herkömmlichem Mozzarella. Tolle Sache also!
Aber auch ich musste beim Essen denken: Irgendwas fehlt...Es war nicht der Geschmack, nicht die Konsistenz, nicht das Mundgefühl...es war der Kick. Der Kasomorphinkick. Das ist wie wenn man Kräuterzigaretten raucht. Man raucht, aber es kickt nicht. - Scheiße, wir hängen echt voll dran...An all den Suchtmitteln.
Da man sich aber nicht nur der Substanzen entwöhnen muss sondern sich auch in Verhaltensweisen umgewöhnen muss, sind vegane Käse dennoch eine gute Idee. Ich denke mir also noch mehr aus...
2000 kcal, Nährstoffe recht ok, 30% Fett, heute auf der Waage 59 kg. C'est la vie...
Alles Liebe,
Silke
Hi Silke
AntwortenLöschenWas habt ihr denn da für Schlümpfe als Professoren?
Wobei die Medizinerausbildung so reflektiertes/wissenschaftliches Denken glaube ich nicht so fördern. Und Mich wundert aber allgemein das an der Uni - auch in anderen Fächern - nicht überall Epistemologie ein Pflichtfach ist. Eins von den schweren.
Wenn man einmal den Zusammenhang von Ernährung auf Befindlichkeit und Gesundheit kennt ist es erstaunlich finde ich wie offensichtlich das eigentlich ist. Ich finde das auch immer wieder erstaunlich das viele andere Leute Nahrungsmittel vom Effekt auf ihre Befindlichkeit nicht differenzieren können und das einfach nicht merken. Gerade so Sachen mit deutlichem Effekt wie Fleisch.
Also das mit der Milch und dem Käse ist mir ein Rätsel, da ich diese Produkte nie über einen längeren Zeitraum essen kann. Ich weiß nicht ob das daran liegt, dass ich solange roh und vegan war, aber es kommt vor, dass ich ab und zu für mehrere Tage gerne einen Natur- oder griechischen Joghurt esse oder auch Quark. Und dann ist es plötzlich vorbei, ich lasse förmlich den Löffeln fallen, weil ich es nicht mehr essen kann. Genauso mit dem Käse, ab und zu (alle paar Monate) kaufe ich mir ein Stück und finde es auch gut. Dann wieder lange nicht - ähnliches mit Eiern, das ist sogar so, dass ich die nicht riechen kann, wenn mein Mann diese isst, aber wenn ich dann mal Eier möchte, kann ich 2-4 auf einmal essen. Doch danach süchtig oder abhängig werden - undenkbar für mich. Allerdings esse ich sehr viel roh und überwiegend pflanzlich.
AntwortenLöschenBei Schokolade ist das anders, da muss ich schon aufpassen nicht in den "ich will das jetzt jeden Tag haben" Modus komme. Zum Glück bekomme ich neuerdings Kopfweh von dunkler Schokolade und die helle schmeckt mir nicht. :-) LG Petra
Hi Silke! Frage - welchen veganen Mozzarella hast du gefunden, der auch tatsächlich schmeckt! LG Christian!
AntwortenLöschenHallo Christian,
AntwortenLöschenkeinen. Ich habe nie danach gesucht und auch noch nie einen gekauft. Dieser war selbst gemacht!
Ich finde allerdings den veganen Käse von "No Muh" sehr gut und auch den Wilmersburger.
LG Silke
Was für ein lecker aussehender Mozzarella! Verrätst du uns wie der geht? :)
AntwortenLöschenNa klar! - Demnächst im Käseworkshop!:-)
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