Hallo Liebes,
Tag 786: Es ist wirklich schon wieder Montag! Völlig unfassbar und ich habe irgendwie das Gefühl ich hab nichts bewerkstelligt bekommen. Zumindest nicht in Bezug auf Mathe.
Ja, ich hab gesagt, ich wollte den ganzen Tag mit Mathe verbringen, aber erstens kommt es anderes und zweitens als man denkt. Ich hatte gestern früh eine E-Mail von dem Regisseur, dessen Theaterstück ich lesen sollte im Postfach und war dadurch reichlich irritiert, denn da stand fast nur seine Telefonnummer drin. Ich hatte ihm zuvor Termine zur Auswahl gegeben, wann ich mich in einem Café mit ihm treffen könnte und hatte eigentlich damit gerechnet, dass er mich dann anrufen würde. So ist es nämlich meistens. Außer 1 Mal und das zog nur Katastophen nach sich....
Ein Mal zuvor hatte mir ein Regisseur eine E-Mail geschickt und darum gebeten, dass ich ihn anrufe und dieser Mensch war einfach grauenvoll, tierisch arrogant, zudem unprofessionell und verlogen und ich, auf Empirismus gedrillt, weil unsere Welt nun mal größtenteils empiristisch geprägt ist, ahnte dadurch gestern erst mal nichts Gutes. Ich rief aber natürlich trotzdem an.
Das Telefonat verlief sehr nett und weil das alles so praktisch war, haben wir uns dann direkt 1,5 Stunden später in einem Café getroffen.
Ich hatte ihm letzten Sommer schon mal vorgesprochen, die Rolle aber nicht bekommen, daher wusste ich aber zumindest wie er aussieht. Abgesehen davon, dass wir Facebookfreunde sind und ich ihn auch schon 2 Mal auf der Bühne gesehen hatte. Er ist nämlich auch Schauspieler, allerdings wusste er nicht mehr genau, woher er mich kennt. Besonders erstaunlich fand ich, dass er mich direkt mit einer Umarmung begrüßt hat, was ich schon mal von Regisseuren, die man nicht kennt, gar nicht gewohnt bin, das kenne ich eigentlich nur von Rohköstlern. Ich stelle aber fest, dass es häufiger wird, auch in anderen Bereichen. Mein Joggingfreund umarmt immer, der Kreis um ihn rum auch und jetzt wohl auch schon wildfremde Regisseure. Vielleicht ist es Mode geworden. Nicht immer nur dieses unpersönliche, klischeeische „Küsschen links, Küsschen rechts“ wie das früher, besonders in der Medienbranche, war.
Mir macht umarmen sehr viel Spaß und Lissa hat auch mal was darüber geschrieben, dass 5 Umarmungen am Tag sehr gesund seien sollen. Darauf bringe ich es jedoch meistens nicht. 1-2 sind es im Schnitt. An manchen Tagen auch gar nicht. Als ich vorgestern beim Joggen auf meinen Joggingfreund gewartet habe, habe ich aus Jux und Tollerei auch mal einen Baum umarmt, weil ich so was noch nie gemacht habe, die Esoterikszene so was aber gerne macht. Meine Schlussfolgerung: Bäume umarmen macht keinen Spaß. Sie sind hart, kratzen, machen einen dreckig und geben keine Umarmung zurück. Ich weiß wirklich nicht, warum das so überbewertet wird.
Jedenfalls, habe ich ihn dann aufgeklärt woher wir uns kennen und daraufhin erzählte er mir, er könne sich jetzt erinnern, man hätte mir die Rolle, für die ich damals vorgesprochen hatte eigentlich gegeben aber am Abend des Vorsprechens sei eine dem Team bekannte Schauspielerin zufällig von ihrem Engagement auf einem Schiff zurück gekommen, sie hatte Zeit, alle wussten, dass sie die Rolle würde super spielen können und so stand dann in meiner Absage: „Wir haben jemanden gefunden, der noch besser auf die Rolle passt als du.“
Mir fiel gestern auf, dass ich das bei den letzten 4 Ablehnungen einer Rolle auch zu hören bekommen habe. Immer gab es eine Person, die noch besser auf die Rolle gepasst hat. Ich glaube seit 12 Monaten ist das schon so. Also ertappte ich mich gestern dabei zu denken: “Ich will aber nicht immer zweite Wahl sein.“ – Und dann kam mir schlagartig in den Kopf, das dahinter wohl auch nur Glaubenssätze stecken. Ich weiß ja, dass ich grundsätzlich ein Problem habe mit dem „nicht gut genug“ sein. Allerdings habe ich auch schon ne Menge davon bereits verarbeitet. Was mich jetzt wahrscheinlich in die Position bringt immer die Zweitbeste zu sein. Das nützt mir nur leider nichts, denn Platz 2 ist auch verloren. Hier gibt’s kein Siegtreppchen oder so was wie einen Vizeweltmeistertitel. Es gibt nur eine Rolle. Eine kriegt sie und Punkt. Ich werde also diesbezüglich mal ein bisschen in mich gehen müssen.
Ich habe 1,5 Stunden mit dem Regisseur im Café gesessen und wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Das Stück handelt im Endeffekt davon warum manche Menschen Gutes tun, und andere Schlechtes. Manche Menschen denen Grausames im Leben wiederfährt werden zu Engeln und andere zu Mördern. Im Endeffekt gibt es keine wirkliche Ursache, keine wirkliche Rechtfertigung für Menschen wie Hitler, denn jeder einzelne trifft eine Wahl und entscheidet sich entweder für das Gute oder das Böse. Das ist ein sehr spannendes und auch philosophiches Thema und wie alle Künstler, inklusive meines Joggingfreundes und meiner Gesangslehrerin hat auch er gefragt: „Du hast Mathe als viertes Fach? Oh Gott. Das konnte ich nie…Wieso?“ Wir Künstler können es halt alle nicht und deshalb tue auch ich mich so schrecklich schwer damit, obwohl meistens was Gutes dabei raus kommt.
Und das Verrückte an all dem ist jetzt natürlich wieder, dass ich nicht mal ansatzweise Zeit habe mir Gedanken darüber zu machen, ob ich die Rolle will oder nicht. Klar, will ich sie grundsätzlich, aber ich habe mich mindestens 4 Wochen nicht mehr damit befasst, was mit meiner Schauspielerei passiert. Ich habe ABI geschrieben, einen neuen Job angefangen und mir Gedanken über meinen Joggingfreund und die Wohnung gemacht, somit war ich auch nicht in der Lage irgendwelche Negativität in Bezug auf die Schauspielerei zu entwickeln. Durch das Vorsprechen vom letzten Jahr weiß ich aber schon, dass ich mit dem Regisseur klar komme, denn das hat super Spaß gemacht.
Und so bin ich derzeit in der Lage die absolute, totale Gelassenheit an den Tag zu legen, wenn es um diese Rolle geht. Ich habe keinen Kopf dafür mir zu visualisieren, dass ich sie kriege, weil ich zum einem Mathe habe zum anderen noch „Salesch“-Text lernen muss und gerade alles viel zu viel ist. Es ist mir daher völlig egal ob ich die Rolle bekomme. Der Regisseur will noch eine Probe mit mir und einer anderen Schauspielerin machen um zu schauen wie die Chemie zwischen uns ist, wahrscheinlich auch noch diese Woche und ich habe einfach keine Zeit….Moment…da ist ein Feiertag in Nordrheinwestfalen am 2.06. Dem Himmel sei Dank! Da kann man mal froh sein, dass wir hier katholisch sind.
Jetzt kommt aber noch: Wenn ich die Rolle kriege, darf ich mich auf eine Premiere in der ersten Augustwoche einstellen! Was war da noch gleich? Genau, Betriebsferien im Callcenter, ich wollte nach Kroatien, oder vielleicht doch ins Rohkostcamp, aber vielleicht stehe ich dann in der Woche doch auf einer Bühne. Ich weiß es nicht. Schauen wir mal wie das Leben so spielt.
Aber genau das ist es ja immer: Zulassen. Weil mir die Schauspielerei egal war, habe ich auch keine Widerstände in mir und so kann dann eine Rolle zu mir kommen. Muss einem wirklich alles erst mal scheißegal sein, bevor es zu einem kommen kann? Ich gestehe, das ist mir in der Beziehung mit meinem Joggingfreund auch schon sehr oft passiert: Ich wollte, dass er sich meldet, er hat es nicht getan, ich habe mich echauffiert und dann irgendwann gedacht: „Ach leck mich doch..“ und dann rief er plötzlich an! Ich wette, das können viele unter euch nachvollziehen. Muss ich also jetzt in Bezug auf alles, was ich möchte eine Scheißegalhaltung entwickeln? Mit Geld mache ich das auch gerade. Es ist mir schnurzpiepe ob ich welches habe oder nicht. Es hat immer gereicht. Im Endeffekt habe ich das alles aber auch wieder Mathe zu verdanken, weil Mathe all meine Aufmerksamtkeit fordert und in meinem Leben gerade die Hauptrolle spielt. Ohne sie zu verdienen. Und doch habe ich ihr nur 1,5 Stunden des gestrigen Tages gewidmet. Ich glaube aber dennoch, das ich was gelernt habe.
Den späten Abend habe ich dann mit Textlernen für Barbara Salesch verbracht und der ist echt viel. Ich weiß nicht, warum die nicht früher anrufen, wenn die Rollen so umfangreich sind. Wenn das mir als Schauspielerin schon schwer fällt, den in 3 Tagen zu lernen, wie soll es dann erst Laien gehen? Oder dem Mädchen, was meine Tochter spielt. Sie ist 16, ist die Angeklagte und hat richtig viel zu sagen….Nun ja, es hat immer geklappt, also wird es wohl auch diesmal klappen.
Was gab’s zu essen?:
8 Stück Japanische Schokolade (nicht roh, dafür ist sie jetzt alle…)
4 Grüntee mit Steviosid
½ handvoll Macadamia
1 handvoll Cashews
Püree aus 2 Bananen, Weizenkeimen, 3 TL Spirulina, 1 TL Kakao
2 Grüntee mit Steviosid
14 Uhr: 1 handvoll Mandeln
15 Uhr: 1 Grüntee
17 Uhr: 1 handvoll Macadamia
18 Uhr: Chinakohlsalat
3 TL Mandelpüree
1 handvoll Macadamias
Ich weiß nicht, was ich gestern mit den Macadamias hatte, aber es hätte nichts anderes gegeben, was meinen Hunger befriedigt hätte. Morgens die handvoll Cashews hat‘s nämlich nicht gebracht. Ich wollte da eigentlich schon Macadamias, aber die Tüte war leer. Ich wollte erst keine neue aufmachen, aber die Cashews haben mich nicht befriedigt. C’est la vie…
Ich habe immer noch kein ehec und mittlerweile finde ich das Ganze noch viel lächerlicher als zuvor. Ich habe einen Artikel gelesen, in welchem von der „German-Angst“ die Rede war. Alle paar Jahre gibt es irgendeine Lebensmittelseuche, die von dem Medien hochpuscht wird, damit die „German-Angst“ befriedigt werden kann.
Das erinnert mich daran, dass niedriger Blutdruck angeblich nur in Deutschland als Krankeheit angesehen wird. Daher sagen die Briten dazu „The german Disease“. Bezeichnender Weise erwähnte auch der Regisseur gestern, dass das deutsche Volk das einzige sei, welches es nicht auf die Reihe kriege, sich selbst auf die Schippe zu nehmen….Mag sein!
Alles Liebe,
Silke
Wenn du deine Wertschätzung für dieses Blog auf materiellem Wege ausdrücken möchtest, kannst du dies hier gerne tun:
“denn jeder einzelne trifft eine Wahl und entscheidet sich entweder für das Gute oder das Böse”
AntwortenLöschenDas würde voraussetzen, dass es eine freien Willen gibt! Mühsame philosophische Diskussion, aber man muss kein Professor der Philosophie sein, um zu be-greifen, dass es keinen absoluten freien Willen gibt.
Oder fühlst du dich in deinem Handeln frei?
Matthias
Hallo Matze,
AntwortenLöschenim Verstand fühle ich mich frei, emotional nicht.
LG Silke