Hallo Liebes,
Tag 764: Nachdem ich gestern sein Rezept nachgemacht habe, habe ich mich gestern auch ein wenig mehr mit David Rainoshek beschäftigt und mich daran erinnert, dass Kevin Gianni vor exakt zwei Monaten ein Interview mit ihm gepostet hat. Das war kurz nach der Great Health Debate, die relativ wenig gebracht hat und David hat Kevin gefragt, ob er nachträglich auch noch seine Sichtweise auf Ernährung darlegen dürft.
David Rainoshek hat eine Ausbildung am Tree of Life Institute von Gabriel Cousens gemacht und auch mehrere Jahre dort gearbeitet. Danach hat er sich dem Juicefeasting gewidmet und seine Seite juicefeasting.com gegründet. Und David Rainoshek ist auch einer der Leute für die 100% roh vegan irgendwann nicht mehr funktionierte. Ihm war hauptsächlich immer kalt und er hatte nicht wirklich Elan. Daraufhin hat er es mit gekochter Stärke probiert, das hat aber nicht viel verändert. Er hat dann Eier mit in die Ernährung einbezogen und damit ging es ihm ein wenig besser. Seine Frau fing dann an Online zu recherchieren wodurch sie auf Daniel Vitalis gestoßen ist und auch auf Frank Giglio (auch der war am Tree of Life beschäftigt, allerdings als „Koch“), die beide tierische Produkte in die Ernährung aufgenommen haben. Zu dem Zeitpunkt war David bereits 17 Jahre lang Vegetarier. Seine Frau ging also hin und hat Fleisch von einem Biobauern besorgt, von Kühen, die sich von Gras statt von Kraftfutter ernährt habe, wo der Besitzer bekannt war. Und erst nachdem er das Fleisch gegessen hatte, ging es ihm besser. Er erwähnt dazu, dass er zu dem Zeitpunkt in British Columbia lebte, obwohl er in Texas aufgewachsen ist. Sein Körper sei aber dem Wetter von Texas angepasst gewesen und hatte er Probleme mit der Kälte in British Columbia. Hinzu kommt, dass je nördlicher die Menschen leben, desto mehr Fleisch verzehren sie im allgemeinen und müssen sie auch verzehren, weil ja weniger wächst.
Kevin Gianni hat also dieses 2 stündige Interview mit David Rainoshek geführt und ich hab mir gestern den ersten Teil angehört und heute früh den zweiten Teil und es hat mich gelinde gesagt aufgewühlt. Nicht weil er angefangen hat Fleisch zu essen, oder weil 100% roh vegan nicht funktioniere, sondern vor allem, weil im ersten Teil des Interviews hochphilosophisch an das Thema Ernährung heran gegangen wird.
David überträgt dabei die Theorie des Philosophen Ken Wilber auf die Ernährung. Wilber hat die Entwicklung des Menschen in 6 Stufen eingeteilt:
Archaisch
Magisch
Mythisch
Ratio
Pluralistisch
und Integral
Dabei entspricht archaisch etwa der Steinzeit, magisch der Zeit der alten Ägypter und antiken Griechen, mythisch geht mit der Einführung der Weltreligionen einher, die Zeit von Christus, Mohamet und Buddah, die Ratio tauchte auf zur Zeit der Renaissance und der Aufklärung, das Pluralistische mit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, der Hippibewegung, der Entdeckung der Spiritualität, freier Liebe, Tierschutz, Umweltschutz und Co. und das Integrale, das müssen wir tatsächlich noch finden oder vielleicht fängt es auch jetzt gerade an. Besonders an dieser Auflistung ist, dass keine der einzelnen Stufen richtiger sei als die andere, sondern jede Entwicklungsstufe ihre Wahrheit und ihren Wert hat. Man kann nicht sagen die antiken Griechen waren alle Vollidioten, nur weil sie nicht wussten wie man Computer baut. Das Leben funktioniere nur dann, wenn man alle Prioritäten der jeweiligen Entwicklungsstufen in die jeweils nächste Stufe integriert.
Bei der Ernährung gibt es auch 6 Stufen
Fertignahrung
Fast Food
Gutbürgerliche Kost
Vegetarisch/Vegan
Roh-vegan
Integrale Ernährung
Und auch hier wird keine Wertung vorgenommen, dass irgendeine Stufe besser oder schlechter sei als die andere. Entscheidend ist nämlich die Entwicklung und jede Stufe hat ihre Vorteile. Fertignahrung mach einfach Spaß zu Essen, Fast Food geht schnell, Gutbürgerliche Kost erlaubt einem in geselliger Runde zu genießen, Vegetarisch/Vegan erlaubt einem Mitgefühl für die Mitgeschöpfe zu entwickeln und roh-vegan ist der Gesundheit unglaublich zuträglich. Eine Ernährung macht auch nur dann Sinn, bzw. funktioniert, wenn alle Vorteile der jeweiligen Stufen integriert sind. Wenn ich zum Beispiel fundamentalistisch an veganer Ernährung festhalte, ist es sehr wahrscheinlich, dass ich auf Hindernisse stoße mein Essen in geselliger Runde zu mir zu nehmen. Wenn mir meine Rohkost nicht schmeckt, bleibt der Genussfaktor außen vor.
Sollte es mir aber gelingen roh-vegan zu leben ohne irgendeinen sonstigen Aspekt zu vernachlässigen, ist die Wahrscheinlichkeit jedoch ziemlich groß, dass ich früher oder später, ca. nach 3-7 Jahren irgendwelche Mangelerscheinungen entwickle. David ruft dazu auf, zu unterscheiden zwischen einer Ernährung die Krankheiten heilt und einer die man dauerhaft zur Lebenserhaltung verfolgt. Klar, man kann das Übliche supplementieren, B12, D, Zink, Omega Fettsäuren, Protein, aber ist das der Weisheit letzter Schluss? Ist supplementieren überhaupt gesund? Ist es nicht natürlicher diese Nährstoffe daher zu beziehen, wo sie auch in der Natur vorkommen? Meine Lieblinge sind ja die sekundären Pflanzenstoffe, vielleicht gibt es aber auch so was wie sekundäre tierische Stoffe! Bestimmt sogar, wenn man davon ausgeht, dass erst 100 der 10000 sekundären Pflanzenstoffe entdeckt sind.
Da die meisten Leute aber von der vegetarischen über die veganen zur Rohkosternährung kommen, haben wir alle das Problem, dass wir eigentlich nicht wollen, dass jemand sein Leben lassen muss für unsere Ernährung. Daran sind die 60er bzw. das pluralistische Weltbild schuld. Wir haben Mitgefühl entwickelt, nicht nur Mann und Frau sollen die gleichen Rechte haben, sondern auch die Tiere als unser Mitgeschöpfe. Wir beziehen uns aber auch wieder auf die mystische Zeit mit der Bibel, in der es heißt „Du sollst nicht töten“ und bei all dem vergessen wir, dass auch, wenn man sich einer rein pflanzlichen Ernährung verschreibt, auch hier der Tod allgegenwärtig ist. Zunächst mal stirbt die Pflanze selbst. Frutarier zu werden ist ein nobles Zeil aber auch ohne Supplementierung so gut wie unmöglich. Außerdem kann man in Deutschland nicht Frutarier sein. Warum? Ein Großteil des Obsts muss importiert werden. Für den Import wird Öl gebraucht um Flugzeuge anzutreiben und die Ölindustrie ist eine der korruptesten überhaupt. Dann macht man halt keine Obstrohkost, sondern baut alles selber an. Ich für meinen Teil, kann das nicht, aber ist gibt Leute, wie auch die Frutarier, die höhere Ziele haben als ich. Wenn ich nicht alles selber anbaue, sondern im Supermarkt oder Bioladen kaufe, werden allein durch die industrielle Produktion von Gemüse Tiere getötet, die unter die Erntegeräte kommen und der monokulturelle Anbau vertreibt diverse Tierarten aus ihrem ursprünglichen Lebensraum.
Last but not least, denken wir bei Tieren, die wir nicht töten wollen immer nur an die, die wir auch sehen können. Was ist mit Bakterien? Haben die kein Recht auf Leben?
Es fühlt sich geil an roh-vegan zu sein, seil man so viel besser ist als die anderen, aber sich fundamentalistisch daran zu halten und nicht mal über den Tellerrand zu schauen, ob das alles wirklich so ist, wie es in Büchern der Gurus steht, ist dumm. David Rainoshek stellt die Theorie auf, dass bei improtierter Obstrohkost und Gourmetrohkost evtl. mehr Tod enthalten ist, als wenn ein Bauer in einem kleinen Nest sein Gemüse im eigenen Garten hat und gelegentlich ein selbst gehaltenes Tier isst.
Ich kann nicht beurteilen ob dem so ist oder nicht, aber er hat mich ans denken gekriegt. Mal wieder, denn eigentlich war mir das alles auch nicht neu. Vielleicht streben viele in der Szene Ideale an, die überhaupt gar nicht ideal sind. Sondern nur Dogmen. Ich habe aber auch keinen Schimmer wo die Lösung für das Dilemma ist, denn Niemand, Niemand ist perfekt darin sich zu ernähren, nicht so lange er nicht auswandert nach Thailand oder vielleicht auch Equador und Costa Rica. Und dann wundert mich natürlich auch, wie immer, warum Leute, die der Auffassung sind die beste Ernährung der Welt zu haben häufig so gemein zu ihren Mitmenschen sind (siehe Teilung des rohkostszene.de Forums).
Ich habe nicht vor Fleisch zu essen. Ich mache genau das weiter was ich jetzt mache, denn das funktioniert für mich. Ich habe keine Mangelerscheinungen und ich supplementiere nicht. Aber ich kann mit meiner Ernährung auch nicht die Welt retten und ich kann auch keinen eigenen Garten anlegen und auswandern kann und will ich auch nicht. Es gibt also immer Kompromisse und damit kommt es zur Entwicklung es Integralen Weltbildes. Es bedeute zu verstehen, wo jemand in seiner Entwicklung ist und das nicht zu verurteilen, sondern sogar zu wissen, dass es Vorteile hat an dem Punkt zu stehen. Es hat Vorteile ohne schlechtes Gewissen zu Mac Donalds zu gehen und sich so unter Drogen setzen zu lassen, dass man keine schlechten Gefühle mehr hat. Man kann nicht jemanden Verurteilen, der es einfach nicht besser weiß. Man kann ihn aufklären, aber ohne erhobenen Zeigefinger und darauf vertrauen, dass auch er seine Entwicklung machen wird.
Was gab’s zu essen?:
9 Sushicracker
2 Grüntee
2 Ingwertee
½ Honigmelone
10:45 Uhr: Spirulinapudding
11:15 Uhr: 6 Sushicracker
15 Uhr: Salat aus Eisberg, Frühlingszwiebeln, Paprika, Blumenkohl, grüne Oliven, Gurke, Dill, Olivenöl, Apfelessig, Stevia
16:30 Uhr: 1 alkohlfreies Becks
0,5 l MSM-Wasser
18 Uhr: 1 handvoll Mandeln
20 Uhr: Rest Salat
½ Honigmelone
2 EL Mandelpüree
7 Tequila
Was mir fehlt bei der Rohkost ist häufig die soziale Komponente. Nicht überall wo man hingeht gibt es was Rohes zu essen und auch die convenience Komponente, dass ich keine Lust habe dauernd Essen mitzuschleppen, wenn ich unterwegs bin. Zum Beispiel ist am 1.7. mein Abiball und es wurde ein Caterer bestellt und glaubt mir, nichts, aber auch gar nichts ist roh in diesem Menü. Ich werde also das da raus picken, was ich immer rauspicke. Das Gesündeste was ich kriegen kann, was normalerweise gekochtes Gemüse ist.
Die Schilderungen von Ken Wilber und David Rainoshek besagen, dass das Leben oder die Ernährung nicht funktionieren, wenn die Vorteile der vorherigen Entwicklungsstufen auf der Strecke bleiben. Wenn die soziale Komponente außen vor bleibt, ich also nicht mehr unter Leute gehe, weil ich fundamentalistisch an Rohkost festhalten will, funktioniert 100% Rohkost eben auch nicht und so kommt man dann zu einer integralen Ernährung und das macht total Sinn für mich. Ich kann das Wort „Ausnahmen“ schon nicht mehr hören, denn es sind eigentlich keine Ausnahmen, es sind sehr seltene Bestandteile der Ernährung. Der Gravitationspunkt, wie David Rainoshek es ausdrückte, liegt weiterhin auf einem hohen Anteil roh-veganer Kost, denn was ich darüber sicher weiß ist, dass ich sie lecker finde und dass sie sekundäre Pflanzenstoffe enthält und das es mir mit ihr weitaus besser geht als ohne.
Beim Joggen habe gestern festgestellt, dass meine Krampfade, die ich seit 10 Jahren habe, sich langsam aber sicher zurückbildet. Krampfadern gelten als unheilbar. Ich bin frei von Regelbeschwerden und durch und durch zufriedener.
Aber wenn dann mein neuer Mitbewohner mich fragt, ob ich Lust habe Tequila mit zu trinken, dann sage ich auch nicht nein, weil wir uns in der einen Woche in der wir zusammen leben noch so gut wie gar nicht kennen gelernt haben. Eine Freundin von ihm war zu Besuch und wir haben draußen gesessen und geredet und eben Tequila getrunken, was ich seit ca. 5 Jahren nicht gemacht habe. Und es tat mir auch nicht gut, keine Frage, aber es hat Spaß gemacht. Als ich mich ins Bett gelegt habe, war mir schlecht, denn ich vertrage Alkohol nicht mehr so wie früher. Ich verteufele ihn aber auch nicht. Über Alkohol streiten sich auch alle ob er in Maßen gesund ist oder gar nicht. Ich fürchte, man wird bekloppt, wenn man versucht das alles zu durchdenken und nach diesem Interview erst recht.
Ach so, ganz am Ende von Teil 2 zählt David all die Leute auf, die von veganer Rohkost zu integraler Ernährung gekommen sind. Es sind ganz schön viele. Lebende und Tote….Macht euch euren eigenen Kopf….Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!
Alles Liebe,
Silke
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