Hallo Liebes.
Tag 725: Ich bin ein bisschen verwirrt, ach, und enttäuscht und muss mich zu Abwechslung vielleicht mal wieder besser konzentrieren. Ich kam gestern Abend von der Schule nach Hause, schaue in mein E-Mail Postfach und finde eine Absage von der Kammeroper vor. Warum passiert das denn jetzt? In der Mail an sich stand keine Begründung, nur, dass man Kontakt aufnehmen könnte, wenn man Näheres wissen wollen würde, was ich heute auch tun werde.
Aber wenn so was passiert ist nicht nur mein Selbstbewusstsein ein wenig erschüttert, auch mein Glaube an das Gesetz der Anziehung, oder besser gesagt, nicht an das Gesetz der Anziehung, sondern an meine Fähigkeiten die Dinge anzuziehen, die ich möchte. Wie ich schon sagte funktioniert das bei mir immer am besten, wenn ich zwar Wünsche äußere, dann aber gar nicht mehr dran denke, sondern zufrieden mit was anderem beschäftigt bin. In dem Fall ist vielleicht visualisieren weniger effektiv als einfach meditieren und seinen Geist komplett auszuschalten. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass diese ganze Japan-Geschichte sowie der Tsunami in meinem Zimmer meiner Stimmung doch mehr geschadet hat als ich gemerkt habe. Muss ich doch anfangen mich einfach mehr in guter Stimmung zu üben und weniger zu visualisieren? Visualisieren bringt mich zwar in gute Stimmung, ich habe dabei aber auch das Gefühl, dass ich dann mehr dazu tendiere mir eben auch Gedanken über die evtl. Abwesenheit des Visualisierten zu machen. Das passiert beim totalen Vergessen des Erwünschten nicht. Ich traue mir wirklich zu, dass ich mich beim Visualisieren zu sehr auf das Ausbleiben konzentriere…aus reiner Gewohnheit...
Nun ja, es ist bei Schauspielern normal, dass man abgelehnt wird und die Gründe wird man nie verstehen können und bereits auf der Schauspielschule wird einem gesagt, dass man lernen muss damit umzugehen. Ich weiß aber nicht, ob ich jemals einen Schauspieler getroffen habe, dem es leicht fällt damit umzugehen. Sowohl gestern als auch vorgestern bei dem Casting, erzählte mir die Mitbewerberin für die jeweilige Rolle. „Ich kann heute überhaupt gar nichts, ich bin unausgeschlafen und habe kaum in den Text rein geschaut.“ Wie kommt es, dass wir so mit uns umgehen? Erzählen die mir das, um es sich selber zu erzählen um dann nicht so enttäuscht zu sein, wenn es nicht zu der Rolle kommt. Wie gesagt, glaube ich ja nicht mehr daran, dass man tatsächlich weniger enttäuscht ist wenn man sich vorher sagt, dass das eh nicht klappt. Das wird jetzt gerade übrigens bestätigt.
Vielleicht soll ich das durch die Absage von gestern lernen! Ich meine, ich hab einen Zettel geschrieben mit mindestens 15 Argumenten, warum ich die Rolle kriege. Ich bin zwar enttäuscht, aber denke auch: „Seid ihr blöd mich nicht zu engagieren? Sind euch die Vorteile nicht klar? Ich hab die hier doch schwarz auf weiß!“ – Und gleichzeitig habe ich durch dieses Vorsingen unglaublich viel gelernt. Nicht nur, dass ich durch die Vorbereitung darauf gelernt habe willentlich die Einstellung herzustellen um den Ton fließen zu lassen, außerdem war es das erste Vorsingen, mit dem ich wirklich richtig zufrieden war, was mir zutrauen gegeben hat, dass ich das tatsächlich nicht nur im Gesangsunterricht kann, sondern auch wenn es darauf ankommt. Also ich rufe da mal heute an und frage nach warum sie mich nicht genommen haben. Vielleicht waren ja auch alle Frauenrollen schon vorher besetzt und die haben nur noch Musicalhupfdolen für den Chor gesucht und dazu bin ich wirklich nicht geeignet. Und was ich auch machen sollte ist, zur Premiere zu gehen. So was habe ich früher auch nicht gemacht, weil ich immer fand, dass das zu sehr weh tut jemand anderen in der Rolle zu sehen, die man selbst gerne gehabt hätte. Nachdem mein Regisseur mir aber erzählt hatte, dass er sich wundere, dass keine von den anderen Schauspielerinnen die sich bei ihm beworben haben aufgetaucht sei um sich sein Stück anzusehen, denn es könnte ja später mal zu einer Zusammenarbeit kommen, sehe ich das anders. Ich gehe hin und schaue, was sie draus gemacht haben. Und vielleicht muss ich mich dann fremd schämen, wenn die eine richtige Opernsängerin für Eliza Doolittle besetz haben, die dann grauenvoll spielt. Man weiß es nicht. Ich muss also nochmal überdenken wozu das wohl alles gut ist...
Also stelle ich fest, dass alle Schauspieler Riesenprobleme damit haben abgelehnt zu werden und die Kunst ist tatsächlich, sich davon nicht runter ziehen zu lassen, wie es meinen Kolleginnen von gestern und vorgestern erging. Schlussendlich muss ich nur ein wenig bessere Stimmung haben als die Konkurrenz, dann dürfte alles in Butter sein. Und was ich aus der Kammeropernerfahrung lernen soll, weiß ich noch nicht. Premier ist im Juli, vielleicht springt denen ja auch noch wer ab! Man weiß so was nicht. Sänger werden dauernd krank. Ach, und das Casting gestern lief auch wieder super, ich war wieder toller Stimmung danach und vor allem habe ich in den letzten zwei Monaten gelernt keinen Schiss mehr davor zu haben, sondern sie als Spaß wahrzunehmen, was, wie ich finde, sehr hilfreich ist. Was glaubt ihr, was man anziehen kann, wenn man irgendwo mit Angst hin geht?
Und so bin ich mal wieder fasziniert darüber wie sich die Prioritäten verschieben und dass ich doch immer irgendwas in der Lage bin zu finden, über das ich mir Sorgen machen kann!!! Ernsthaft, ist das meine Sucht nach Sorgen? Suche ich unbewusst immer etwas, über das ich mir Gedanken machen kann? Bin ich nicht in der Lage einfach mal alles sein und sich entwickeln zu lassen? Bin ich nicht „glücklich“ wenn meine Gedanken nicht regelrecht zwanghaft um ein Thema kreisen?
Jetzt gerade ist das diese Absage um die meine Gedanken kreisen und ich habe gestern schon festgestellt, wie dadurch, wie beim Domino, eine negative Gedankenkette anfängt, die ich möglichst schnell unterbrechen muss. Durch einen entgangenen Job fällt einem nämlich sofort entgangenes Geld ein, was in diesem Fall Blödsinn ist, weil die eh so gut wie nichts zahlen. Das ist nur ein Automatismus das zu denken und mir das vor Augen zu führen, stoppt den Dominoeffekt. Was ich aber auch sofort gemacht habe, war mir ein Abraham Video anzusehen, denn es hilft immer ein wenig besser wenn mir andere Leute auch die Dinge sagen, die ich mir selbst sage, und zwar dieses:
Das gesamte Gesetz der Anziehung in 2 Worte gefasst: Get happy!!!
Was gab’s zu essen?
10:40 Uhr: Kakaobohnen mit Rosinen
4 Grüntee mit Honig
14 Uhr: ca. 10 Leinsamencracker
16 Uhr: 5 Möhren mit Matt Amsdens Cheese Spread
4 Datteln
22 Uhr: ½ Salat aus Miniromana, Paprika, ½ Gurke, 1 Avocado, 2 Frühlingszwiebeln, Öl, Apfelessig, Salz, Cayennepfeffer + einige Leinsamencracker
Also, ich hatte gestern den Ehrgeiz mich von Dingen zu ernähren, die ich noch hatte und nicht noch extra kaufen musste, was dazu geführt hat, dass ich Abends ein dringendes Bedürfnis nach Salat hatte, was normal ist. Ich mache mit dem Resteessen aber heute, soweit ich kann weiter.
Ansonsten habe ich Fenster geputzt, meine Gardinen wieder aufgehängt, die nass waren von der Flut und jetzt schaut mir auch niemand mehr ins Bett. Weiter Chaos habe ich auch beseitigt. Im Gegensatz zu meiner Mitbewohnerin habe ich keine Freundin zu der ic einfach flüchten kann... Ach so, und in der Englischklausur, zu der ich 1:15 Stunden zu spät kam habe ich 13 Punkte. Warum denke ich eigentlich zuerst immer an so viele Katastrophen?
Aber worauf ich den ganze Post hindurch eigentlich schon die ganze Zeit zu sprechen kommen wollte ist folgendes: Ich gehe heute joggen – mit meinem Joggingfreund. Denn wenn eine Sache im Leben mies läuft, konzentriert man sich auf die miese, vergisst alles andere und die anderen Wünsche können sich manifestieren!!! Mann!!! Gott, ich glaub ich muss wirklich am Vergessen arbeiten, weniger am Visualisieren. Ich denk nochmal drüber nach... Die wirksame Formel scheint zu sein: Im Moment sein, glücklich sein, wenn etwas auftaucht was einem nicht passt, sich schnell wünschen, was man gerne hätte und dann sofort wieder vergessen und im Moment sein und glücklich sein.
Ach so, für die Rollen, für dich ich gestern gecastet wurde, gibt man mir bis Ende der Woche Bescheid.
Alles Liebe,
Silke
Wenn du deine Wertschätzung für dieses Blog auf materiellem Wege ausdrücken möchtest, kannst du dies hier gerne tun:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen