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Montag, 26. Oktober 2015

Alkohol wirkt wie das Bindungshormon Oxytocin



Ich hab mich in der Abteilung für Psychologie der Uni Köln kürzlich als Proband für eine Studie zur Verfügung gestellt, in der die Auswirkung des "Bindungshormons" Oxytocin auf die Wahrnehmung von Gesichtern untersucht werden soll.

Oxytocin wird von der Hirnanhangdrüse normalerweise ausgeschüttet, wenn man körperlich mit jemandem wird, also z.B. beim Geschlechtsverkehr, aber auch, wenn die Mutter ihren Säugling stillt und dann sowohl bei Mutter und Kind. Außerdem ist Oxytocin verantwortlich dafür, dass die Wehen zur Geburt eingeleitet werden.

Parallel dazu tauchte ein Artikel in I fucking love Science auf, welcher beschrieb, dass eine neue Studie die Ähnlichkeit zwischen Oxytocin und Alkohol aufzeigte. Genau wie Oxytocin wirkt Alkohol auf Bereiche im Hirn, die für die Verarbeitung von Stress verantwortlich sind. Das betrifft sowohl den Präfrontalen Cortex, als auch das Limbische System, in welchem z.B. auch das Belohnungssystem lokalisiert ist. Sowohl Oxytocin als auch Alkohol erleichtern den Umgang in stressigen sozialen Situationen zum Beispiel einem Vorstellungsgespräch oder wenn man sich daran wagt jemanden um ein Date zu bitten.

Und wenn man darüber mal anfängt zu reflektieren erklären sich eine ganze Menge soziale Aspekte die Alkoholkonsum so scheinbar erstrebenswert machen:

Man ist auf einer Party mit nur fremden Menschen und Alkohol bricht quasi das Schweigen. Man kann sich mit Hilfe von Alkohol fremden Menschen verbunden fühlen, man kann im Karneval Liebe für ganz Köln empfinden, selbst wenn der jecke Kollege eigentlich ein kompletter Vollidiot ist, man kann mit völlig fremden körperlich werden und im Allgemeinen wird es dann "Alkohol" enthemmt genannt.

In der Studie wurde mir Oxytocin oder ein Placebo, dass weiß derzeit weder ich noch der Versuchsleiter, per Nasenspray appliziert. Danach sollte ich Gesichter nach ihrer Gefühlslage einsortieren, was gar nicht so leicht war, hauptsächlich deshalb, weil die Emotionen auf den Gesichtern von Darstellern, die nur gespielt haben, vorgeführt wurden. - Oder es war doch die Oxytocin-Gabe ;-) Ich glaube es aber nicht. Ich habe emotional nämlich keine Veränderungen gespürt, was anhand dieser Datenlage nicht wirklich plausibel ist.

Der mich für die Studie untersuchende Arzt sagte auch, als ich ihn danach fragte, dass die nasale Gabe von Oxytocin nicht die Wirkung haben könnte, dass ich mit Oxytocin mit Menschen verbunden würde fühlen können, die mir ohne Oxytocin vielleicht unsympathisch sind. Auch das, wage ich aufgrund dieser Studienlage zu bezweifeln. Ich weiß nämlich sehr wohl aus Erfahrung wie es sein kann, wenn ich nach Alkoholkonsum plötzlich Zuneigung zu mir eigentlich unsympathischen Menschen habe.;-)

Oxytocin hat demnach, abgesehen vom Kater, auch die selben Nebenwirkungen wie Alkohol. Beides macht Menschen aggressiver, impulsiver, neidischer und weniger sozial gegenüber Menschen die nicht der eigenen Gruppe angehören, so der Artikel in I fucking love Science.

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber immer wenn ICH derartige Informationen bekommen wünsche ich mir, ich hätte erstens nie die verbotene Frucht gekostet und hätte einen Körper, der noch nie mit diversen Substanzen, die meine Neurotransmitter und Hormone beeinflussen, Kontakt gehabt, und andererseits wünschte ich, dass es dem Rest der Welt auch so ginge. Ich will eigentlich nur "The Real Thing" - aber mein Hypocampus, der für das Langzeitgedächtnis verantwortlich ist hat leider irgendwann mal gelernt, dass gewisse Substanzen für gewisse emotionale Situationen förderlich "scheinen". Zucker, Nikotin und Alkohol. Das muss man umlernen...Nur manchmal fehlt die Zeit es auf die Schnelle zu checken!-)

Menü des Tages am 25. Oktober 2015 

7:45 Uhr: Brokkoli und Tomaten


Haferflocken mit Banane, Zimt, Kardamom, Trauben, Sojamilch



12 Uhr: Gemüsepfanne mit Nudeln, Erbsen, Möhren, Paprika, Zwiebel, Gewürze
Gemüsenuggets und Weintrauben



18:00 Uhr: Rest vom Mittagessen
1 Banene

Die Challenge ist vorbei. Jetzt geht die kontrollierte Nachchallengephase los. 10 Wochen sind geplant mit explizitem Achten und Üben auf Triggersituationen, Lösen von Assoziationen etc. Ich weiß noch nicht, was genau alles dazu gehört. Das will beobachtet werden. Gestern gab es alles challengetauglich außer Gemüsenuggets, die mein Vater extra für mich gekauft hat und weil die im Angebot waren. Sie waren leider nur vegetarisch und nicht vegan.

Nachteil bei Fleischersatzprodukten, so finde ich immer, sie machen ebenfalls Lust auf mehr von dem Geschmack, was ich kontraproduktiv finde. Koffeinfreien Kaffee empfinde ich ebenso und auch schlussendlich Pflanzenmilch. Ein konsequentes Abgewöhnen ist eigentlich besser.

Alles Liebe.

Silke

1 Kommentar:

  1. Triggern ist da wohl zu viel gesagt, David. Es ist eher so, dass der Geschmack von "Milch" weiterhin Gelüste auf Milch erhält. Und natürlich ist jede Milch sehr fetthaltig und auch Fett wirkt auf das Belohnungssystem.

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